Die Abkehr von der Leidenschaft

Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass eine alle Lebensbereiche erfassende Erlebnisindustrie sich um unsere Emotionen kümmert. Das hat aber selten etwas mit der Innerlichkeit von authentischen Gefühlen zu tun, es richtet sich allein auf die Oberfläche und dabei im Speziellen auf unsere Körper. Idealisierte Vorbilder werden geschaffen und für die zelebrierte Künstlichkeit fürstlich bezahlt. Gisele Bündchen oder Daria Werbowy als Models oder Jennifer Lopez und Lady Gaga im Showgeschäft geben in einem vordergründig sexualisierten Kontext den Maßstab vor. In allen möglichen medialen Formaten werden diese Leitfiguren auf jeglicher Niveaustufe imitiert. Der Hessische Rundfunk ließ erst seine Tatort-Kommissarin Nina Kunzendorf mit Strassgürtel, Cowboystiefeln und tiefem Dekolleté im pinkfarbenen engen T-Shirt als Verschnitt der Comicfigur Lara Croft vor das geneigte Publikum treten. Aus Kunstfiguren werden Leitbilder und alle Welt sucht ihnen nachzueifern. Weiterlesen ...

Die Ruhe weg

In Norwegen sehen sie dem Gras beim wachsen zu. Naja, nicht ganz. Aber sie sehen im Fernsehen Booten und Bahnen beim Fahren, Leuten beim Stricken und Holz beim Verbrennen zu. Da wäre das Gras nur der nächste logische Schritt. Vielleicht würde auch das dieselben unglaublichen Einschaltqouten bringen wie die Boote und Bahnen. Und das Holz. Denn die sind bei Weitem kein Witz. Langsames Fernsehen – „Slow TV“ – nennt sich dieser Trend, über den inzwischen in der gesamten Weltpresse berichtet wird. Losgetreten hat ihn der norwegische Staatssender NRK 2. Als 2009 die landschaftlich spektakuläre Traditions-Bahntrasse Bergen-Oslo 100 Jahre alt wurde, hatte der Produzent Rune Møkleburst die Idee, die gut sieben Stunden dauernde Fahrt live zu übertragen. Komplett. Jede abgefahrene Minute. Weiterlesen ...

Breaking Bad – das Böse stirbt!? Walter White – die ironische Errettung des „amerikanischen Helden“

Heute der letzte Teil der Beitragsserie Breaking Bad – das Böse stirbt!? aus der tv diskurs-Artikelreihe zu Gewalt und Moral in TV-Serien. Walter White – die ironische Errettung des „amerikanischen Helden“. Aufgrund der zuvor analysierten Charakterführung der Hauptfigur und der damit verbundenen Moraltransfers an das Publikum ist der moralische Kredit, den die Hauptfigur Walter White am Beginn der Serie beim Zuschauer hatte, in der Mitte der fünften und damit finalen Staffel der Serie Breaking Bad vollständig aufgebraucht. Weiterlesen ...

Breaking Bad – das Böse stirbt!? Die Doppelmoral des Walter White

Fortsetzung der Artikelreihe zu Gewalt und Moral in TV-Serien, am Beispiel der US-Serie Breaking Bad. Gestern erschien bereits Teil eins Breaking Bad – das Böse stirbt!? Vom Durchschnittsbürger zum Massenmörder. Dieser endete mit dem Absatz: Besonders die Krebserkrankung ist für die Charakterzeichnung der White-Figur der entscheidende dramaturgische „Kniff“, um dem Zuschauer auch für Whites Verbindung mit der Unterwelt des Drogenhandels zunächst eine psychologisch wie moralisch glaubhafte Legitimierung geben zu können: Aufgrund der fehlenden sozialen Absicherung kann sich auch die White-Familie wie viele US-Mittelschichtsfamilien, denen die Deklassierung droht, die teure Antikrebsbehandlung kaum leisten. So verfällt Walt der Idee, seine chemischen Kenntnisse den Drogenbossen zur Verfügung zu stellen und unter dem Tarnnamen „Heisenberg“ zusammen mit Jesse Pinkman hochwertiges Crystal Meth herzustellen. Dabei verstrickt er sich aber sehr schnell zusammen mit Pinkman immer tiefer in kriminelle Machenschaften, die auch Totschlag und Mord einschließen. Weiterlesen ...

Breaking Bad – das Böse stirbt!? Vom Durchschnittsbürger zum Massenmörder

In der Mitte der fünften und damit finalen Staffel der US-Serie Breaking Bad ist die Verabredung mit dem Zuschauer, eine Hauptfigur wenn schon nicht identifikatorisch so doch wenigstens mit Empathie begleiten zu dürfen, vollständig durchbrochen. Der Zuschauer kann für die Gewalttaten des Walter White alias Drogenboss „Heisenberg“ zu diesem Zeitpunkt der Serienerzählung keine moralische Rechtfertigung mehr erkennen. Und doch gelingt es den Machern der Serie, das moralische „Ansehen“ ihres Antihelden bis zum Ende der Serie zu erretten und sogar ein Finale zu schaffen, dessen Akzeptanz beim Publikum im US-Fernsehen sensationell war. Mit welchen Erzählstrategien und Moraltransfers gelingt dies? Dieser Frage geht die tv diskurs-Artikelreihe zu Gewalt und Moral in TV-Serien nach. In drei Beiträgen widmet sich Werner C. Barg, in den nächsten Tagen, der US-Serie Breaking Bad. Weiterlesen ...