Déjà-vu: Lauter alte Bekannte in Chicago Fire

VOX zeigt Chicago Fire ab dem 16. Juni immer montags ab 20.15 Uhr.

Jesse Spencer, Taylor Kinney, Monica Raymund, Lauren German, Eamonn Walker, David Eigenberg, Jon Seda, Jason Beghe und Melissa Sagemiller heißen die Darsteller der tapferen Frauen und Männer von Einheiten der Feuerwehr, Polizei und des Rettungsdienstes in Chicago. Das führe ich auf, nicht um meine Redakteurin zu ärgern, die arme Seele, die das alles verlinken muss, sondern weil mir fast alle Gesichter auf dem Feuerwehrwagen irgendwoher bekannt vorkamen und mich das an gute alte Zeiten erinnerte. Vielleicht ist heute der Konkurrenzkampf größer, aber in der (anderen) goldenen Ära der amerikanischen Fernsehserien konnte man (noch auf wenigen Sendern) der einen oder anderen Gestalt ein paar Mal die Woche begegnen. Gerade hatte der selbe markante Typ noch als schmieriger Drogendealer oder untreuer Ehemann die Straßen von San Francisco ein bisschen unsittlicher gemacht, da saß er schon auf einer Pferdekutsche und machte einen Anstandsbesuch bei seinen neuen Nachbarn, den Ingalls, auf unserer kleinen Farm. Leicht ergraut musste er dann, unter den wachsamen großen Augen von Jessica Fletcher in Mord ist ihr Hobby frühzeitig dahinscheiden, um später wohlbehalten und im weißen Jackett in Falcon Crest auf der Veranda zu stehen und die unterschriebenen Verträge gegen kompromittierende Briefe einzutauschen. Wenn alles gut ging, führte er auch noch Friedensverhandlungen auf der (neuen) Enterprise, als Botschafter der untereinander zerstrittenen Klingonen – und meine Welt war in Ordnung. Es war wie in einer großen Familie, ab und an ein paar Neugeburten vor dem immer gleichen vertrauten Sammelsurium an liebenswerten, aber kaum beachteten Charakterköpfen.

Kein Schwein interessierten ihre Namen, was irgendwie traurig war, weil viele treu an unserer Seite blieben. Um Schultraumata offen auszusprechen, es galt schon als ein wenig verschroben, wenn man sich wohlklingende Namen wie Bradford Dillman oder Diana Muldaur (die in L.A. Law den unspektakulärsten spektakulären Tod der Fernsehgeschichte hinlegte – I salute You!) oder so unscheinbare wie Tom Atkins und Geoffrey Lewis viel besser merken konnte als offiziell relevante Informationen (Schlacht von Hastings). Mein Lieblingsname bis heute ist Woodrow Parfrey. Glauben Sie mir, das Gesicht haben Sie schon mal gesehen.

Natürlich gab es auch später unbesungene TV-Schicksale. Als Sam Waterstone mit 54 Jahren bei Law & Order für einen Kollegen einsprang, hätte er sich wohl nicht träumen lassen, dass er die nächsten 17 (!) Jahre als knarziger Staatsanwalt McCoy 368-mal vor Gericht ziehen würde. S. Epatha Merkerson begann schon ein Jahr vorher die Rolle ihres Lebens als Polizeilieutenant van Buren und brachte es bis zum Schluss der Serie sogar auf 390 Fälle. Sie war so eine verlässliche Chefin, ich vermisse sie.

Andere, wie Reed Diamond oder Michelle Forbes, spielen gefühlt in jeder Serie auf dem Planeten. In Chicago Fire taucht Forbes als stramme Inspektorin auf, die der Feuerwehr den Etat zusammenstreicht.

Feuerwehrmann Eins hat vor kurzem noch mit den Tränen gerungen unter der Fuchtel von Dr. House, Feuerwehrmann Zwei stellte sich jahrelang den knallharten Auswahlkriterien der Damen von Sex and the City. Jetzt wechseln sie ins Heldenfach. Attraktiv und klug und superprofessionell wirkte die Sanitäterin schon in Lie to Me, wo sie Verbrecher beim Schwindeln ertappte. Und mein Spezi, der Polizeidetektiv, starb schon einen grausamen Tod in Oz (übrigens genauso wie der Leiter der Feuerwache), hatte eine heimliche Affäre mit einer Kollegin von der Mordkommission Baltimore in Homicide und machte seinem guten Bruder wegen der Drogensucht viel Ärger in Third Watch. Da soll man nicht nostalgisch werden.

Wo werde ich sie wohl wiedersehen in den nächsten 17 Jahren, eventuell schon diese Woche? Jetzt fahren sie erst mal mit dem Feuerwehrauto und retten unser Leben. Ich guck bestimmt noch mal rein, denn die Serie ist okay. Ein solider Mix aus Notruf California, The District und Chefarzt Dr. Westphall; Third Watch, Private Practice, Rookie Blue und King sowie Homicide, The Shield und Southland. Und (jawohl!) ChiPs… sorry, Luise!!

Die FSF prüfte sechs Folgen der ersten Staffel und gab diese für das Hauptabendprogramm (20.00 – 6.00 Uhr)/ ab 12 Jahren frei. Zur ProgrammInfo der Serie Chicago Fire auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Jürgen Dünnwald

Studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften, Völkerkunde und Anglistik sowie Kunst an der FH Köln. Seit 1991 ist er Verfasser von Drehbüchern für Fernsehfilme und -serien, seit 2011 übernimmt er Museumsmoderationen und -workshops für Kinder und Jugendliche für die Kulturprojekte Berlin. Jürgen Dünnwald ist Prüfer bei der FSF.