Wayward Pines – Die Zwangsnachbarschaft

Dein Vorgarten kennt dich besser als du denkst

Die Mini-Mysteryserie auf FOX entführt uns ab dem 14. Mai 2015 in eine Vorstadt, die es in sich hat.

Hinter den sieben Bergen, bei den 800 überhöflichen Nachbarn, da liegt es: Wayward Pines. Eine Suburb so frisch gestrichen und aus dem Ei gepellt, dass man ein dunkles Geheimnis hinter den Palisadenzäunen förmlich spürt. Auch der Special Agent Ethan Burke (Matt Dillon) bekommt da Gänsehaut. Nachdem er mit seinem Kollegen einen Autounfall erlitt, landet er am Straßenrand von Wayward Pines und schließlich im Krankenhaus mit der wohl gruseligsten Krankenschwester (Melissa Leo) seit Kill Bill. Ein zögerlicher Arzt (Toby Jones) verbessert kaum seine Lage und kurz entschlossen flüchtet Ethan aus dem ausgestorben Hospital, klaut ein Auto und fährt …, um bald zu merken, dass kein Weg aus Wayward Pines hinausführt.

Theresa (Shannyn Sossamon) und Sohn Ben (Charlie Tahan), Ethans Familie, warten tagelang auf ihn. Von dem Secret Service, für den Ethan arbeitete, kommt wenig Hilfe und schließlich nehmen sie die Suche nach ihm selbst in die Hand.

Unter der Fuchtel des eisverrückten Sheriffs (Terrence Howard) und der hinterhältigen Krankenschwester Pam stehen die Bewohner Waywards Pines und scheinen sich mit ihrem Schicksal abgefunden zu haben. Jeder besitzt ein süßes Einfamilienhaus, einen Partner, wird dauerüberwacht und befolgt die Regeln: Keiner verlässt die Stadt, keiner redet über die Vergangenheit und jeder geht unvermittelt ans Telefon, wenn es klingelt. Aber eine Horrorkrankenschwester, ein Westernsheriff und ein paar Zäune können einen rauen Special Agent mit Segelohren nicht aufhalten, oder etwa doch?

Ethan ist nicht der einzige, der dieses Vorstädtchen gern verlassen würde und sich nach seiner Frau und seinem Sohn sehnt. Auch Beverly (Juliette Lewis), die Barkeeperin, ist wie Ethan eines Tages in Wayward Pines aufgewacht und vermisst nun ihre Tochter und Kate (Carla Gugino), die ehemalige Affäre und Kollegin Ethans, scheint nur die Angst in der Suburb festzuhalten. Eine Angst, die sie 15 Jahre lang begleitet, dabei hatte Ethan sie erst vor fünf Wochen das letzte Mal gesehen. Was hat es mit dem Zeitverhältnis auf sich? Jeder Dollarschein stammt aus dem Jahre 1988 und Beverly meint seit 1990 – seit einem Jahr – in Wayward Pines zu wohnen.

Und wer ist der mysteriöse Anrufer?
In Wayward Pines werden Fragen über Fragen aufgeworfen. Die Auflösung des Bestsellers von Blake Crouch hat seine Leser umgehauen. Was das Serienpublikum davon halten wird, mag sich zum Staffelmittelpunkt zeigen. Denn die Serie vereint in seinen zehn Folgen alle drei Bücher Blake Crouches (Pines, Wayward, The last Town) und widmet sich in der ersten Hälfte Band eins: Pines. Soviel sei schon mal zur Beruhigung gesagt: Die Nachbarschaft setzt sich nicht aus Verstorbenen zusammen und ist auch nicht von Aliens entführt worden.

Die Regie zur Pilotfolge übernahm M. Night Shyamalan (The Sixth Sense) und setzte atmosphärisch damit einen Maßstab. Episoden von Charlotte Sieling (Borgen St. 3; Die Brücke St.1) und Zal Batmanijl (Sound of my Voice) folgen und Drehbuchautor Chad Hodge sowie Blake Crouch himself und M. Night Shyamalan bestehen als kontinuierliche Executive Producer.

Wer sind eigentlich all diese bekannten Gesichter?
In der Tat wirkt das Schauspielerensemble wie ein Sammelsurium alter Bekannter: Da haben wir natürlich Matt Dillon als Ethan Burke, der ganz zur Rolle passend fast schon als verschollen galt und nun vernarbt wieder auftaucht. Dann wäre da noch die unglaubliche und leicht gealterte Juliette Lewis, bekannt aus Werken wie Cape Fear und Natural Born Killers. Melissa Leo ist für ihre schauspielerische Leistung der weiblichen Nebenrolle in Fighter nicht nur bekannt, sondern auch Oscar preisgekrönt. Terrence Howard haben wir in Filmen wie L.A. Crash und Hustle & Flow gesehen und ist dieses Jahr ebenfalls als Hauptrolle in der Serie Empire zu erleben. Auch Shannyn Sossamon kennen wir z.B. aus 40 Tage 40 Nächte.

Die subtile Bedrohung der Vorstadtnachbarschaft scheint Amerikaner bis heute zu faszinieren. Twin Peaks, Desperate Housewifes, Fortitude und zahlreiche Horrorfilme beweisen, dass hinter dem, was man meint zu kennen ein großer Schatten versteckt sein kann. Welche Schatten hinter den Zäunen Waywards Pines verborgen sind, werden wir in den kommenden Wochen sehen.

Freigegeben ab …
Die Serie entwickelt ein mysteriöses Spiel, in dem der Zuschauer immer wieder herausgefordert wird, zwischen Realität und Traumwelt des Protagonisten zu unterscheiden. Das skizzierte Kleinstadtleben wirkt unheimlich und bedrückend, die Figuren sind undurchsichtig und wirken zum Teil bedrohlich. Der Suspense erschließt sich allerdings eher älteren Zuschauern. Kinder werden sich von der Serie aufgrund fehlender Identifikationsfiguren kaum angesprochen fühlen. Die Serie wird ruhig erzählt, die Gewaltmomente sind überwiegend kurz. Enthalten sind einzelne blutige Gewaltdarstellungen, die auf ab 12-Jährige schockierend wirken können. Die Gewaltakte werden aber nicht zelebriert und nicht durch Kameraführung oder Bildausschnitt hervorgehoben. Da der fiktionale Charakter ab 12-Jährigen hinreichend deutlich ist, wird von einer nachhaltigen ängstigenden Wirkung dieser Szenen nicht ausgegangen.

Zur ausführlichen ProgrammInfo auf der FSF-Website geht es hier.

Der Sender FOX Serie darf die Sendung auch schon vor 20.00 Uhr ausstrahlen, weil er als Pay-TV-Anbieter eine Jugendschutzsperre aktivieren kann, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Henrike Rau

Henrike Rau studierte Architektur an der Universität Kassel und danach Digitale Medienkultur und Medienwissenschaften an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Neben Uniprojekten wie Sehsüchte, der Kinderfilmuni oder Kooperationen mit dem Filmmuseum Potsdam haben Praktika beim UFALab und bei der FSF ihre Ausbildung mit Praxis belebt.