Frauen im Film: Die 1950er-Jahre

Eine idyllische Landschaft ‒ irgendwo in der Heide etwa. Ein gemütliches Bauernhaus, möglichst inklusive Großfamilie. Und natürlich die emsige Hausfrau, die ihre Lieben tagein, tagaus mit dem Rundum-sorglos-Paket verwöhnt. So etwa könnte das Drehbuch zu einem mehr oder weniger typischen Film in der deutschen Nachkriegszeit beginnen. Frauen glänzten darin nicht selten durch Pflichtbewusstsein, Durchhaltewillen, Opferbereitschaft ‒ und durch ihre wenig hinterfragte Rolle am heimischen Herd, die scheinbar allein dazu diente, dem Mann nach getaner Arbeit den Feierabend zu versüßen und die Kinder zu betreuen. Für viele damals eine Wunschvorstellung, denn die Realität sah zunächst anders aus: Viele Ehemänner und Väter waren im Krieg gefallen und so waren die Frauen ‒ oft alleinstehende Mütter, die gleichzeitig für ein Auskommen sorgen mussten ‒ weitgehend auf sich alleine gestellt. Der Frauenüberschuss war groß und der Traum von einer besseren Realität, mit der großen Liebe oder einer intakten Familie etwa, allgegenwärtig. Neben der primär von Frauen geleisteten Arbeit in Fabriken oder Großraumbüros muss die Schauspielerei vielen als echter Traumberuf erschienen sein. Immerhin konnte man in eine Rolle schlüpfen, so dem tristen Alltag entfliehen ‒ und wurde dafür sogar noch bezahlt. Und sicherlich konnten Ingrid Bergman, Hildegard Knef und Co. ganz gut davon leben.

Doch die Zeit der Frauen-Vollbeschäftigung änderte sich rasch. Das von Wirtschaftsminister Ludwig Erhard eingeleitete Wirtschaftswunder Mitte der 1950er-Jahre hatte die Rückkehr der klassischen Frauenrolle zur Folge. Hier knüpften viele Filmschaffende nach einer kurzen Phase der „Trümmerfilme“ an. Nach den zumeist subtil propagandistischen Filmen der Nationalsozialisten kamen unpolitische Themen wie „Heimat“, „Liebe“ oder „Familie“ gerade recht.

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Grün ist die Heide (1950), © Filmposterarchiv

In Filmen wie Schwarzwaldmädel (1950) oder Grün ist die Heide (1951) verkörperten Schauspielerinnen Frauen, die ‒ eingebettet in unterschiedlichste thematische Handlungsstränge ‒ nach der Liebe suchten, sich letztendlich aber doch der gesellschaftlich eingeforderten Rolle fügten. Was den meisten noch kurz zuvor als Idealsituation erschien, wurde durch den Wirtschaftsaufschwung und die Rückkehr vieler Männer aus der Kriegsgefangenschaft zunehmend Realität. Für Schauspielerinnen bedeutete das vielfach eine Gratwanderung. Immerhin verkörperten sie oft jene Rolle, der sie durch ihre Berufstätigkeit zu entkommen versuchten.

Die US-amerikanische Filmindustrie ‒ weit weg vom ehemaligen Kriegsschauplatz Europa ‒ setzte derweil zumeist auf Glamour. Die stetig wachsende Verbreitung des Farbfilms war da natürlich hilfreich. Darstellerinnen wie Marilyn Monroe, Grace Kelly oder Audrey Hepburn verkörperten in bunten Kleidern und mit toupierten Haaren die attraktiven, bisweilen etwas dümmlichen Gegenpole zu ihren männlichen Partnern, die ‒ natürlich ‒ die Handlung dominierten. Insofern unterschieden sich die Inhalte doch nicht allzu sehr von vielen deutschen Nachkriegsfilmen …

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Über Cornelia Klein

Dr. Cornelia Klein studierte Diplom-Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik und promovierte über die mediale Vorbildkompetenz. Sie arbeitet als Lektorin und Redakteurin bei einem pädagogischen Fachverlag.