Auflösung Filmquiz

Um das Rätsel nicht zu leicht werden zu lassen, sollte die Auswahl der Vorschläge absichtlich wieder etwas Verwirrung stiften, denn das Zitat ist eines der bekanntesten der Filmgeschichte. Auch wenn Leonado DiCaprio und Kate Winslet in Titanic oder Pi und sein Tiger in Life of Pi sicher auch ein größeres Boot hätten gebrauchen können, so lautet die richtige Lösung dennoch Antwort:

B   Der weiße Hai (1975)

 JAWS, 1975 © Universal
JAWS, 1975 © Universal

Der Ausspruch „You’re gonna need a biggerboat“ – wie er im Original heißt –kommt von Brody, gespielt von Roy Scheider, als dieser sich in einem kleinen Fischkutter mit zwei weiteren Männern auf die Jagd nach einem Hai macht, der an den Stränden des fiktiven Seebades Amity mehrere Menschen getötet hat. Als Brody zum ersten Mal einen klaren Blick auf die unglaubliche Größe des Hais bekommt, warnt er den Haifänger und Bootsbesitzer Quint und macht damit deutlich, dass sie ihren Gegner bis dahin mächtig unterschätzt haben. Das Zitat soll später sogar Eingang in die Alltagssprache gefunden haben und eine Situation bezeichnen, die unüberwindlich zu sein scheint.

Der Beginn moderner Marketingstrategien

Der Einfluss, den Der weiße Hai (Jaws) auf die Kinokultur und die gesamte Unterhaltungsindustrie hat, ist schier unermesslich. Internet Movie Database nennt rund 1000 Filme, die sich auf den Film beziehen oder ihn zitieren. Der riesige mit Metallgebiss ausgestattete James Bond-Bösewicht Jaws zählt sicherlich zu den bekanntesten Referenzen, die Pornoparodie This Ain’t Jaws XXX, in der eine Meerjungfrau nach den Penissen nackter Schwimmer schnappt („You’re gonna need a bigger dick“), zählt vermutlich eher zu den unbekannteren Verweisen. Es gibt haufenweise mehr oder weniger schlüssige Analysen und Interpretationen, darunter ökologische, kapitalismuskritische oder feministische. Vor allem aber wurden im Zuge des Films völlig neue Wege bei der Werbe- und Verleihpraxis bestritten. So gab es zum ersten Mal in Amerika einen flächendeckenden Filmstart (widerelease). Es wurden unzählige Merchandising-Produkte produziert und es gab einen monströsen Marketingaufwand, der es schaffen sollte, die Kinder ins Kino zu locken, ohne die Erwachsenen zu vergraulen. Steven Spielbergs Vorschlag, Jaws-Eiskrem in den Sorten sharklate, finilla und jawberry auf den Markt zu bringen, wurde jedoch von Universal aus unbekannten Gründen abgelehnt.

Heutzutage sind wir daran gewöhnt, dass Lizenzverträge mit Fast-Food-Ketten und Spielzeugherstellern bereits ausgehandelt werden, bevor es zu dem Film überhaupt einen ersten Drehbuchentwurf gibt. Mitte der 70er-Jahre jedoch waren die Filmstudios Hollywoods immer noch damit beschäftigt, einige gigantische finanzielle Misserfolge wie Cleopatra oder The Great Gatsby zu verkraften und die genannten Marketingmaßnahmen waren eine völlig neue Strategie. Der Erfolg dieser allerersten Blockbuster-Kultur: Der weiße Hai setzte allein in den USA 260 Millionen Dollar um, d.h. 13 % aller Kinokartenverkäufe überhaupt in diesem Jahr. Er steht damit in der inflationsbereinigten Rangliste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten immer noch auf Platz 8. Die Erstausstrahlung im US-Fernsehen am 4. November 1979 bescherte dem Sender ABC eine Einschaltquote von 57 %, bis heute die zweithöchste Quote für die Ausstrahlung eines Films nach Vom Winde verweht.

Angstlust im Kino und im realen Leben

Der weiße Hai spielt auf unnachahmliche Weise mit der Angstlust seines Publikums. Im Kino werden kreischendeZuschauer durch die Haiattacken in Angst und Schrecken versetzt, gleichzeitig aber sorgt der Film für einen noch nie dagewesenen Zuschauerstrom. Ähnliches gilt für die Nachwirkungen des Films in der Realiät: Unbestritten ist die nach dem Filmstart an den Küsten der USA ausgebrochene Badeangst. Die Haiangriffe wurden als so realistisch wahrgenommen, dass die Menschen nicht mehr unbeschwert ins Wasser gehen wollten, egal, ob an der jeweiligen Küste Haie gemeldet wurden oder nicht (ganz abgesehen von der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Haie keine Menschen angreifen und es wahrscheinlicher ist, von einem herabfallenden Blumentopf getötet zu werden als von einem Hai). Hitchcocks Vögel brachten es nie zu einer solch populären Tierphobie. Im Gegensatz dazu verzeichnete die Insel Martha’s Vineyard, die Jaws als Filmkulisse diente, einen unglaublichen Touristenzuwachs. Kamen vor dem Film etwa 5.000 Menschen an die Südküste von Massachusetts, so waren es danach ca. 20.000 pro Saison, darunter sicher viele, die ihre Resistenz gegen ihre Ängste testen wollten.

Filmausschnitt auf youtube: www.youtube.com/watch?v=2I91DJZKRxs