Analog trifft digital

Anlässlich der heute eröffnenden Leipziger Buchmesse nehmen wir mal den digitalen Schauplatz für Bücher ein wenig unter die Lupe

Bücher werden heute nicht nur gelesen – sie werden auch zunehmend online besprochen. Gemeint sind dabei nicht die zweizeiligen Kundenmeinungen auf Amazon, sondern der Austausch über Literatur auf verschiedenen Plattformen im Netz, die alle dasselbe eint: die Liebe zum Buch.

Mit der Digitalisierung und den eBooks wurde dem gedruckten Buch schon vor Jahren ein harter Kampf prophezeit, doch nach wie vor ist es da – trotz Medienkonkurrenz mit stabilen Zahlen. Zwar werden die obligatorischen Hiobsbotschaften bezüglich des ältesten Mediums immer mal wieder ausgegraben und auch die Buchbranche unterliegt Veränderungen, aber Bibliophile im Internet malen ein anderes Bild. Sie zeigen, dass Bücher kein Trend, sondern lebenslanger Begleiter sind – und Lesen eines der schönsten Hobbys der Welt.

Die Liebe zum Buch kann auf verschiedenen Plattformen ausgelebt werden. Je nach Interesse und Zeit bieten sich dem Lesenden zahlreiche Möglichkeiten. Dabei stehen die Kommunikation und der Austausch mit Gleichgesinnten hoch im Kurs. Online Bücher zu besprechen und sich zu vernetzen, war noch nie so leicht wie heute.

© Laura Carius
© Laura Carius

Wir haben einen Blick auf die Portale im Social Web geworfen, auf denen Bücher die Hauptrolle übernehmen und berichten über das Literaturereignis des Frühjahrs.

Das Internet: die Verbindung zum Buch

Der Austausch über das Gelesene gehört für viele mittlerweile zum Leseerlebnis dazu und Literaturcommunitys erfreuen sich großer Beliebtheit. Die größte deutschsprachige Literaturplattform ist LovelyBooks mit über 165.000 Mitgliedern. Hier können Lesende sich Buchempfehlungen holen, Rezensionen verfassen, an Leserunden mit Autoren teilnehmen, Gleichgesinnte treffen und Lesenachschub gewinnen. Der Unterschied zum Facebook-Profil neben ganz viel bibliophiler Liebe? Die digitale Bibliothek, die man entwerfen kann (solange es mit der echten noch ein Weilchen dauert)!

 

LOVELYBOOKS_Logo

 

Eines der ersten deutschen Literaturportale war im Jahr 2000 Literaturschock. Auch hier stehen Rezensionen, Leserunden und die Community im Fokus, doch gleichzeitig informiert das Magazin über Aktuelles aus der Buchbranche und veröffentlicht etwa Interviews mit Autoren und Bloggern.

Wer gerne an Leserunden teilnimmt und Rezensionen schreibt, kann zudem bei der Lesejury vorbeischauen. Bei der Buchcommunity Vorablesen kann man vor dem Erscheinen eines Buches einen Eindruck zur Leseprobe verfassen und nimmt dann automatisch an dessen Verlosung teil. Die größte internationale Plattform für Buchfreunde aus aller Welt heißt Goodreads mit über 25 Millionen Mitgliedern. Es gibt noch zahlreiche weitere, mitunter genre-spezifische und kleinere Buchcommunitys im Internet – einige mehr werden auf der Seite Clever-Bloggen vorgestellt.

Wer sich gerne durch schöne Buchbilder scrollt und auf diese Weise den Stapel ungelesener Bücher in die Höhe treiben will, sollte mal bei der Buchgemeinde auf Instagram vorbeischauen. Dort hat sich in den letzten Jahren eine Nische bestehend aus Buchliebhabern herausgebildet, die täglich hochwertige Bilder posten und sich über Bücher austauschen. Einfach mal Hashtags wie #bookstagram, #booksofinstagram und #bibliophile suchen und staunen!

 

 

https://www.instagram.com/whoiskafka/
Screenshot www.instagram.com/whoiskafka/

Das Netz für (angehende) Schriftsteller

Auch für Autoren und solche, die es werden wollen, bietet das Internet viele Anlaufstellen, sich wissenswerte Tipps zu holen und motiviert in die Tasten zu hauen. Auf Schreibwahnsinn finden sich Artikel zu den Themen Webdesign und anderen Diensten für Autoren, zum Management und Marketing sowie natürlich dem Plotten und Schreiben des eigenen Werks.

Wenn die Motivation einmal nicht aufzufinden ist, gibt es das Online-Event schlechthin für Menschen, die gerne schreiben: seit 2013 findet einmal im Monat die Schreibnacht statt. Die rund 2.000 Mitglieder hauen dann gemeinsam von 20:00 – 03:00 Uhr in die Tasten und helfen sich gegenseitig über das Forum.

International steht der November im Zeichen des eigenen Schreibprojekts, denn jährlich findet der NaNoWriMo statt: der National Novel Writing Month. Das Ziel ist dabei, in einem Monat 50.000 Wörter zu schreiben. Der Fortschritt lässt sich eintragen, das Forum und Pep Talks wirken unterstützend und man trifft auf der offiziellen Seite oder über Hashtags auf den Social-Media-Kanälen viele Menschen, die den gleichen Traum verfolgen.

Der Lieblingsautor: nur einen Klick entfernt

Zum Beruf des Autors gehört mittlerweile auch die Präsenz im Social Web. Auf Facebook hat der Schriftsteller Sebastian Fitzek über 151.000 Gefällt-mir-Angaben. Derzeit gratulieren ihm viele auf der Pinnwand zu seinem neuen Thriller AchtNacht, der am 14. März erschienen ist und seinen Vorgängern in Sachen Spannung in nichts nachsteht. Was Werbung und die Pflege seiner Social-Media-Kanäle angeht, macht man weder ihm noch seinem Verlag etwas vor – man schaue sich nur die eigens für das Buchprojekt entwickelte Webseite an.

Fitzek selbst bewegt sich seit Jahren versiert im Netz, hält seine Fangemeinde über Projekte auf dem Laufenden und erzählt regelmäßig Anekdoten aus seinem Leben. Und ja, er antwortet sogar, wenn man ihm eine Frage stellt. Es mögen seine ungewöhnlichen Thriller oder aber die Nähe sein, die er zu seinen Lesern hält: die Fangemeinde wächst jedenfalls stetig und jedes neue Buch stürmt die Bestsellerlisten.

Ebenso bekannt für ihren Humor und witzige Einblicke in ihr Leben ist Schriftstellerin Kerstin Gier. Auch Bestseller-Autorin Mona Kasten hat eine riesige Fangemeinde auf YouTube und Twitter.

Ebenso sind internationale Schriftsteller wie George RR Martin und Patrick Rothfuss nur noch ein paar Klicks entfernt. Auch sie twittern beispielsweise über ihre Projekte (und leider müssen sich Fans von Game of Thrones und den Königsmörder Chroniken wohl noch weiter gedulden).

 

 

Literatur live auf der #lbm17

Vom 23. – 26. März 2017 lädt Leipzig wieder Leser, Autoren und Verlage zum Literaturereignis des Frühjahrs ein: der Leipziger Buchmesse und dem Lesefest Leipzig liest. Im vergangenen Jahr feierten 260.000 Besucher auf dem Messegelände und in der Innenstadt das geschriebene Wort.

LBM 16 © Laura Carius
LBM 16 © Laura Carius

Mit von der Partie sind in diesem Jahr Autoren wie Kai Meyer, Markus Heitz, Mona Kasten, Alana Falk und Sebastian Fitzek, die auf Lesungen und Signierstunden anzutreffen sind. Ein Hinweis an dieser Stelle, aber leider ernst zu nehmen: die Schlangen sind jedes Jahr extrem lang, also ist es von Vorteil, extra zeitig da zu sein.

Wer seinen Aufenthalt in Leipzig planen möchte, kann online im Programm durch 3.400 Veranstaltungen stöbern oder sich durch die neue Buchmesse-App klicken (erhältlich im Google Play Store, iOS AppStore und Amazon App Store). Wenn man die langen Wartezeiten an der Kasse umgehen möchte, empfiehlt sich der Online-Ticketshop. Dann fehlen eigentlich nur noch eine Wasserflasche und die Tasche mit den Büchern zum Signieren: und schon kann die literarische Reise losgehen.

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Über Laura Carius

Laura Carius hat Kommunikations- und Medienwissenschaften in Halle und Leipzig studiert, sammelte Erfahrungen in der PR- und Onlinekommunikation, war Werkstudentin bei der Leipziger Buchmesse und gewann bei der FSF Einblicke in den Jugendmedienschutz. Aktuell arbeitet sie bei einem Digitalverband in Berlin.