Durch Medien im Bilde – Wenn einer der wichtigsten Sinne fehlt

Nutzen blinde Menschen eigentlich Medien? Und wenn ja, wie nutzen sie insbesondere die visuellen Medien? Genau diesen Fragen widmet sich die folgende Abschlussarbeit. Es galt herauszufinden, welche Relevanz Medien im Alltag sehgeschädigter Menschen haben.

Die Reportage
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wurden insgesamt neun sehgeschädigte Menschen mit der Kamera begleitet, wodurch ein Einblick in ihren persönlichen Alltag ermöglicht wird. Dieser wird sowohl selbstständig als auch mit etwas Hilfestellung gemeistert. Beim Bowlen hilft die sehgeschädigte Gabi ihrem blinden Partner Thilo die Kegel zu treffen, während Heinz mit Unterstützung einer qualifizierten Einkaufshilfe durch den Supermarkt findet. Die Darstellung des Alltags erwies sich vor allem deshalb als wichtig, da der Zuschauer eine Vorstellung vom Leben sehgeschädigter Menschen erhalten sollte. Neben dem Einblick in das alltägliche Leben galt das besondere Augenmerk der Nutzung von Medien.

Durch Medien im Bilde - Zusammenfassung der Dokumentation (c) Carolin Maier und Elena Vohl
„Durch Medien im Bilde – Wenn einer der wichtigsten Sinne fehlt“ – Zusammenfassung der Dokumentation auf unserem YouTube-Kanal

Mediennutzung im Alltag
Entgegen vieler Vorurteile sind es vor allem die visuellen Medien, die für Blinde von großer Bedeutung sind. So ist speziell der Computer unverzichtbarer Bestandteil des Alltags, da dieser alle Motive der Mediennutzung vereint: Der Wunsch nach Information, Unterhaltung, Organisation und Integration. Durch Hilfsmittel wie die Braillezeile oder die Sprachausgabe ist es blinden Menschen möglich, Computer und Internet barrierefrei zu nutzen. Wie auch bei Nichtbetroffenen erfüllt der Fernseher das alltägliche Bedürfnis nach Unterhaltung und Entspannung. Mit entsprechender Audiodeskription und der eigenen Vorstellungskraft schauen auch Blinde Filme und Sendungen. Seit einigen Jahren wird darüber hinaus das Smartphone selbstverständlich für die Kommunikation genutzt. Durch die integrierte Sprachausgabe ist es somit sehgeschädigten Menschen möglich, unterwegs erreichbar und online verfügbar zu sein. Nichtsdestotrotz haben auch die klassischen Medien wie Radio und Bücher ihren Stellenwert im Leben der Betroffenen. Bücher werden dabei häufig auditiv verwendet, die Nutzung von Braillezeitungen und Punktschriftbüchern wird jedoch immer seltener - nicht zuletzt durch den Zugang zum Internet.

Mediennutzung in Beruf und Ausbildung
Medien erleichtern nicht nur den Alltag, sondern schaffen auch ganz neue Möglichkeiten für die berufliche Karriere. Durch die Nutzung von Medien haben sehgeschädigte Menschen die Chance entsprechende Ausbildungen abzuschließen und im Berufsleben Fuß zu fassen. Die angehende Doktorandin Jessica sieht in ihrem Handicap kein unüberbrückbares Hindernis, da sie Barrieren mithilfe spezieller Software zu bewältigen weiß.

Fazit
Durch die Arbeit mit Betroffenen wurde die Relevanz von Medien in ihrem Leben sehr deutlich. Insbesondere für die Teilhabe an der sehenden Gesellschaft sind sie unverzichtbar. Der Partizipationsaspekt hat dabei den größten Stellenwert. Dennoch gibt es auch heute noch großen Entwicklungsbedarf, um die Barrierefreiheit vollständig zu gewährleisten.

Elena Vohl und Carolin Maier
Lobend erwähnt bei der medius-Preisverleihung 2013: Die Bachelorarbeit von Elena Vohl und Carolin Maier

Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF), die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK), die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) sowie das Deutsche Kinderhilfswerk (DKHW) vergeben seit 2008 den medius – einen Preis für innovative, wissenschaftliche und praxisorientierte Abschlussarbeiten. Die Arbeit Durch Medien im Bilde. Wenn einer der wichtigsten Sinne fehlt von Carolin Maier und Elena Vohl wurde 2013 im Rahmen der medius-Preisverleihung lobend erwähnt. Auf unserem FSF-YouTube-Kanal ist der Clip abrufbar und Bilder zur medius-Preisverleihung 2013 gibt es hier.

Über Carolin Maier und Elena Vohl

Carolin Maier (B.A. Medienbildung) und Elena Vohl (B.A. Medienbildung) beschäftigen sich in ihrem Studium mit dem Schwerpunkt der Medienpädagogik und befinden sich derzeit im dritten Mastersemester an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.