Jugend und Handy: Die ganze Welt in der Hosentasche?

Eine Schule in Bayern. Während die Lehrerin spricht, hören die Schüler aufmerksam zu. Im Hintergrund hört man ein vertrautes Geräusch: ein Lied aus den aktuellen Charts. Die Lehrerin geht in die hinterste Reihe und entdeckt ein Handy, das von einem der Schüler unerlaubt mit in die Schule gebracht wurde. Sie nimmt es ihm ab und verschließt es – der Schüler wird es wohl in nächster Zeit nicht wiedersehen.

Sollten Smartphones an Schulen erlaubt sein?

Der Freistaat ist das einzige der 16 Bundesländer, das ein Handyverbot im Schulgesetz verankert hat. In den restlichen Ländern kann das jede Schule individuell entscheiden. In Zeiten einer zunehmenden Digitalisierung tritt eine der aktuellsten Grundsatzdiskussionen zutage: Sollten Smartphones an Schulen erlaubt sein?

Einführung Jugend und Handy © Medien in die Schule
Einführung Jugend und Handy © Medien in die Schule

Die einen argumentieren, durch dieses Gesetz werden Schüler daran gehindert, gewalttätige oder sexualisierte Videos an öffentlichen Schulen anzuschauen und zu teilen – somit kann dem Cybermobbing wirksam die Stirn geboten werden. Die liberalen Medienvertreter hingegen sehen ein Verbot als veraltet an, schließlich sind Smartphones an Universitäten unverzichtbar, und den medialen Wandel an den vorhergehenden Bildungseinrichtungen aufzuhalten, wäre ein Fehler.

Der Vorteil eines Smartphones gegenüber den des früheren Handys ist klar: es ist ein kleiner leistungsfähiger Computer mit Internetverbindung und auch ein Ausdruck der eigenen Individualität. Mit der digitalen Revolution sind aber auch Nachteile verbunden: man kann nicht mehr „freiwillig“ im Netz unterwegs sein. Entweder man beteiligt sich an dieser Art der Kommunikation oder die digitale Konversation findet hinter dem eigenen Rücken statt. Auch lässt sich heutzutage nicht mehr kontrollieren, ob man gefilmt oder fotografiert wird.

Wie soll nun aber in den Schulen mit dem Smartphone umgegangen werden?

Aus pädagogischer Sicht bietet das Smartphone jede Menge Möglichkeiten. Wie die Nutzung des Smartphones sinnvoll in den Unterricht eingebunden werden kann und auf welche Problematiken im Umgang miteinander – vor allem innerhalb sozialer Netzwerke – die Aufmerksamkeit gelenkt werden kann, stellt das Unterrichtsmaterial Medien in die Schule: Jugend und Handy – Ständig vernetzt mit Smartphone & Co. vor.
Das Unterrichtsmaterial unterteilt sich in drei Module. Die Voraussetzung zur Arbeit mit einem der weiteren Module stellt der einführende Part zum Stellenwert des Smartphones und seiner Nutzung dar. Danach kann gewählt werden, ob man sich der Thematik Cybermobbing widmet, dem Modul Lernen mit Smartphone und Co. – oder beiden.

Modul 2 – Cybermobbing und anderes problematisches Verhalten © Medien in die Schule
Modul 2 – Cybermobbing und anderes problematisches Verhalten © Medien in die Schule

Im Themengebiet Cybermobbing und andere problematische Verhalten werden die verschiedenen Mobbingarten vorgestellt, eine Definition zu Cybermobbing erarbeitet, aber auch auf verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit (Cyber-)Mobbing eingegangen. Hervorzuheben sind hier das gemeinsame Erstellen eines Erste-Hilfe-Maßnahmen-Katalogs sowie die Recherche zu Anlaufstellen im Netz, die Unterstützung gegen Cybermobbing bieten.

Insgesamt enthalten die einzelnen vorgestellten Unterrichtseinheiten neben der Zeitangabe, formulierte Aufgaben und Lernziele, Ablaufpläne (Gruppenarbeit, Diskussionen) sowie Hinweise zu den beigefügten Materialien und Arbeitsblättern. Ergänzt werden die Materialien z.B. mit einem Glossar zu den wichtigsten Begriffen, Fragebögen für die Schüler, Gesetzeserläuterungen oder Linklisten.

Lernen mit dem Smartphone © Medien in die Schule

Vorbereitung auf das Berufsleben – digitale Technologie in den Unterricht einbinden: Medien in die Schule bietet Unterstützung

Das Material stellt auch die Vorteile heraus, die ein Smartphone im Unterricht ermöglicht. So kann eine Individualisierung des Unterrichts erreicht werden. Das betrifft die Inhalte und Lernwege ebenso wie den Lernstil der einzelnen Schüler. Auch die Reihenfolge der Lernschritte und das Lerntempo können variiert werden. Die Unterrichtsvorschläge sollen letztendlich eine Verbindung der digitalen Welt in den Lernraum bieten.

Da der Umgang mit digitalen Technologien im Berufsleben unverzichtbar und selbstverständlich ist, sollten die Schüler genau darauf vorbereitet werden. Unter modernem Lernen wird auch Lernen mit dem Smartphone verstanden. Außerdem lernen die Schüler mit digitalen Medien häufig motivierter als analog. Hier kann das Unterrichtsmaterial eine große Unterstützung bieten, denn alle Unterrichtseinheiten, Module sowie die ergänzenden Werkzeugkästen können mit einem Downloadklick kostenfrei heruntergeladen werden.

Um diese Unterrichtsvorschläge in größerem Umfang zu realisieren, muss jedoch erst ein Umdenken stattfinden. Sollte die Erwachsenenwelt Smartphones vor allem als Störfaktor empfinden, wie es in  Bayerns Schulen der Fall ist, wird es den Schülern und Lehrern schwerfallen, das Potenzial des Smartphones für das digitale Lernen zu erkennen.

 ***

Logo Materialien für den Unterricht © Medien in die Schule

Weitere Informationen zum Gemeinschaftsprojekt von FSF, FSM, Google, DsiN, Telefonica und der Auerbach Stiftung Medien in die Schule gibt es hier.





Über Paul Schubert

Paul Schubert studierte Kommunikations- und Politikwissenschaft an der Universität Greifswald und baute danach seine Kenntnisse im Masterstudium der Kommunikations- und Medienwissenschaften an der Leipziger Uni aus. Während seines Studiums war er bei einigen studentischen Medien aktiv und absolvierte ein Praktikum bei der FSF. Immer wieder gern arbeitet Paul als Kleindarsteller für Film und Fernsehen.