Am Anfang stand die Gier

Die Serie Murder in the First fragt nach Motiv und Täter.

Der Sender TNT Serie startete am 30. September 2014 mit der deutschen Erstausstrahlung der US-amerikanischen Serie Murder in the First. Die Dramaserie, die seit Juni diesen Jahres bei Turner Network Television in den USA läuft, ist einer der erfolgreichsten Serienneustarts des Jahres 2014 im US-Kabelfernsehen. TNT Serie zeigt das Crime-Format immer dienstags um 20.15 Uhr. Heute wird die vierte Episode der zehnteiligen ersten Staffel gesendet. Ich blicke zurück und beschreibe, was bisher geschah:

San Francisco ist eine schöne Stadt, aber der Sonnenschein kann trügen. Auch hier leben dunkle Seelen und kaltblütige Mordfälle trüben den idyllischen Alltag. Hildy Mulligan ist eine alleinerziehende Mutter, die ihre Tochter huckepack zum Schulbus trägt und stetig bemüht ist, Kind, Karriere und die Suche nach einem neuen Partner unter einen Hut zu bringen. Am anderen Ende der Stadt wacht Terry English am Krankenbett seiner Frau, die unheilbar an Krebs erkrankt ist. Auf ihr Bett starrend, ringt er mit der Akzeptanz ihres baldigen Todes. Eine Stadt und tausend Schicksale.
In einem Armenviertel, kaum einen Kilometer Luftlinie entfernt, wird einem Mann brutal in den Kopf geschossen. Er ist sofort tod.

Genau diese Rahmenhandlung zeichnet Murder in the First aus. Hildy Mulligan und Terry English sind Ermittler beim San Francisco Police Department (SFPD), aber eben auch Menschen, die private Niederschläge meistern müssen und fehlbar sind, was sich manchmal auch auf ihre Verhörpraktiken auswirkt. Die Serie gewinnt dadurch an Realismus und Vielschichtigkeit. Doch zurück zum Tatort.

Der Tote war stark drogenabhängig, verarmt und am Tiefpunkt seiner Existenz. Dennoch hatte er Kontakt zu einem der reichsten IT-Spezialisten im Silicon Valley, Erich Blunt, den er um Geld erpresste. Blunt leitet die Firma Appelsen, dessen Unternehmensstruktur, ob gewollt oder nicht, stark an Facebook und Mark Zuckerberg erinnert. Der Großkonzern entwickelt Spiele-Apps und arbeitet gerade an einer technischen Innovation, die es den Nutzern ermöglicht in 4-D-Welten einzutauchen.
Schnell wird klar, dass Blunt eher korrupt als idealistisch ist, die Sache mit dem Urheberrecht auch nicht ganz so genau nimmt und einen Hang zu aufputschenden Drogen hat. Sein Größenwahn zieht sich durch alle Bereiche, so praktiziert er auch den Koitus ausschließlich nach seinen Spielregeln und nötigt dafür auch gern mal seine Angestellten.

Das führt uns zu einem weiteren Mord. Cindy Strauss wird nackt auf der Treppe ihres Hauses gefunden. Interessant ist, dass auch sie, als Flugbegleiterin des Privatjets und Geliebte, eine enge Beziehung zu Blunt pflegte. Eine Autopsie und weitere Nachforschungen ergaben, dass Cindy sein Kind erwartete und beide kurz vor ihrem Tod zusammen waren.
Derweil muss Terry English seine Frau beerdigen und Hildy Mulligan erschießt im Affekt einen prügelnden Stiefvater. Beide stützen sich solidarisch und schaffen es, aufgrund der Beweislast Erich Blunt wegen Mordes an Cindy Strauss festzunehmen. Es ist abzuwarten, ob es Blunt mit Hilfe seiner Topanwälte gelingt, seine Unschuld zu beweisen.

Murder in the First ist eine spannende und realitätsnahe Serie. Eine komplette Staffel thematisiert die Aufklärung eines einzigen Mordfalles, welche von der komplexen und pointierten Erzählweise sowie dem authentischen Spiel der Darsteller getragen wird. Die Teamarbeit des Ermittlerduos, dass sich in seinen Fähigkeiten ergänzt und die Schwächen des anderen toleriert, erinnert an Serienformate wie Rizzoli & Isles und Perception.

Bei der Sichtung der ersten drei Episoden der Serie wurde im Prüfausschuss über mögliche Wirkungen durch ängstigende Bilder und vereinzelt irritierende Inhalte aufgrund der Darstellung unkonventioneller Ermittlungsmethoden diskutiert. Die Prüferinnen und Prüfer kamen jedoch zu dem Ergebnis, dass die relevanten Szenen von ab 12-Jährigen eingeordnet werden können und somit verkraftbar sind. Darüber hinaus kann die Handlung klar im Fiktionalen verortet werden und bietet keine problematischen Realitätsbezüge für diese Altersgruppe. Murder in the First wurde für die Ausstrahlung im Hauptabendprogrammm (20.00 – 22.00 Uhr) und somit für Zuschauer ab 12 Jahren freigegeben. Zur ausführlichen ProgrammInfo auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Stefanie Kummer

Stefanie Kummer ist Absolventin der DEKRA Hochschule Berlin. Sie wurde nicht, wie zu vermuten, als Kfz-Mechatronikerin ausgebildet, sondern im Bereich der Film- und Fernsehproduktion. Ihre Medienaffinität bewog sie dazu, während eines Praktikums bei der FSF zusätzlich Erfahrungen und Qualifikationen im Bereich Jugendmedienschutz zu sammeln. Neben dem Interesse an Medien interessierte sich Stefanie sehr für die Arbeit mit Kindern. Mittlerweile arbeitet sie im Bereich Medienpädagogik und kulturelle Bildung.