Die Realitäten des Dr. Daniel Pierce

Ein schizophrener Neurowissenschaftler klärt Verbrechen auf.

Bei Vox startet am 08. Oktober um 20.15 Uhr die US-amerikanische Krimiserie Perception in deutscher Erstausstrahlung.

Was ist Realität? Diese Aufgabe stellt Dr. Daniel Pierce (Eric McCormack), Professor für Neurowissenschaften an der Chicago Lake Michigan University, seinen Studenten und jeden Tag aufs Neue auch sich selbst.
Um diese Frage richtig zu beantworten, braucht er Pausen und insbesondere dreierlei Dinge: Eine Auswahl an Kreuzworträtseln, cholesterinarme Snacks, denn wir wissen alle, was Transfette mit unseren Arterien machen, und seinen Walkman. Das Relikt aus den Achtzigern dient ausschließlich für den Hörgenuss klassischer Musik.
Diese Rituale sind von großer Bedeutung und helfen bei der Entlastung seines Nervensystems. So leidet der Professor an einer halluzinatorischen Schizophrenie, die besonders bei kognitiver Überlastung auftritt. Dann hört er Stimmen und sieht Menschen, die in der Wirklichkeit nicht existieren.
Generell ist er ein Antiheld wie er im Buche steht. Eigenbrötlerisch, mit starken Bindungsproblemen und mit seinen psychischen Symptomen aus den gesellschaftlichen Normen fallend wäre er, als gebrochener Protagonist, ein guter Mitbewohner für Dexter und Monk. Stattdessen teilt er sich das Haus mit seinem Assistenten Max Lewicki (Arjay Smith). Dieser Pullunder tragende Prototyp eines Studenten organisiert Pierces Tagesablauf und ist stets um dessen Gesundheit besorgt. Permanent begleitet wird der Professor auch von seiner imaginären Freundin Natalie (Kelly Rowan). Sie ist seine mentale Beraterin und hilft ihm, die Dinge einzuordnen und mit seiner Krankheit zu leben.

In der ersten Folge bekommt der Professor Besuch von seiner ehemaligen Studentin Kate Moretti, die nun für das FBI in Chicago arbeitet und seine Unterstützung bei der Aufklärung besonders rätselhafter Kriminalfälle benötigt. Für Pierce ist diese Zusammenarbeit eine gelungene Abwechslung vom Alltag als Universitätsprofessor. Schon bei ihrem ersten gemeinsamen Fall wird klar, dass Genie und Wahnsinn nah beieinander liegen und wie wichtig die Neurowissenschaft bei der Lösung von Mordfällen sein kann. Eine scheinbar magersüchtige Ehefrau wird verdächtigt, ihrem Mann brutal den Schädel zertrümmert zu haben. Aufgrund ihrer körperlichen Verfassung scheint diese aber nicht einmal in der Lage, die Mordwaffe anheben zu können. Pierce und Moretti werden stutzig und die einzigartige Arbeitsweise des Professors kommt ins Spiel: Sein Unterbewusstsein schickt ihm Hinweise in Form von Visionen und halluzinierten Personen, die im Zusammenhang mit der Tat stehen. Er setzt sich aber auch mit den zerebralen Prozessen der Täter und Opfer auseinander, da das Gehirn als Strippenzieher menschlichen Handels in seinem Einfluss nicht zu unterschätzen ist.

Die Figur des Daniel Pierce an sich macht Perception zu einer gelungenen Serie. Menschen, die nicht der gesellschaftlich determinierten Norm entsprechen, werden hier nicht als Belastung angesehen, sondern mit ihrer anderen Sicht- und Herangehensweise als Zugewinn verstanden. Der dramaturgische Spannungsaufbau ist relativ monoton. Wer Nervenkitzel, viel Blut und Leichen erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Für Zuschauer, die ein Interesse für wissenschaftlich gut recherchierte Kriminalfälle, die Funktionsweise des Gehirns und Dr. House haben, bietet die Sendung aber einiges.

Mein vorläufiges Resümee nach drei Folgen Perception ist, dass das Leben immer eine Frage der Sichtweise ist und man ruhig öfter auf seine inneren Stimmen hören sollte.

Perception ist für Zuschauer ab 12 Jahren geeignet, verbunden mit einer Ausstrahlung im Hauptabendprogrammm ( 20.00 – 22.00 Uhr). Im Prüfausschuss wurden mögliche Wirkungen der gezeigten Gewalt diskutiert. Die Prüferinnen und Prüfer kamen zu dem Ergebnis, dass die relevanten Szenen, aufgrund ihrer Kürze und visuellen Darstellung für 12-Jährige verkraftbar sind und keine nachhaltige Ängstigung auslösen. Darüber hinaus bietet die Handlung mit ihrer naturwissenschaftlichen Ausrichtung kaum Anknüpfungspunkte für Kinder.

Zur ausführlichen ProgrammInfo auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Stefanie Kummer

Stefanie Kummer ist Absolventin der DEKRA Hochschule Berlin. Sie wurde nicht, wie zu vermuten, als Kfz-Mechatronikerin ausgebildet, sondern im Bereich der Film- und Fernsehproduktion. Ihre Medienaffinität bewog sie dazu, während eines Praktikums bei der FSF zusätzlich Erfahrungen und Qualifikationen im Bereich Jugendmedienschutz zu sammeln. Neben dem Interesse an Medien interessierte sich Stefanie sehr für die Arbeit mit Kindern. Mittlerweile arbeitet sie im Bereich Medienpädagogik und kulturelle Bildung.