Ist der Ruf erst ruiniert, „dreht“ und „wäscht“ es sich ganz ungeniert

Schnappt Shorty – Originaltitel Get Shorty – war 1995 einer der erfolgreichsten Hollywoodfilme und erreichte mit einer Starbesetzung ein breites Publikum. Rene Russo, John Travolta und Gene Hackman spielten tragende Rollen in dieser Verfilmung des gleichnamigen Romans von Elmore Leonard, der später beispielsweise auch die Vorlagen für Jackie Brown (1997), Todeszug nach Yuma (2007) oder Killshot (2008) lieferte. Die 2017 aufgelegte US-amerikanische Fernsehserie Get Shorty hat den Stoff nun für bislang zwei Staffeln à jeweils zehn Episoden verarbeitet.

Hauptprotagonist Miles Daly verdingt sich als Mörder, Erpresser und Schuldeneintreiber für die Organisation seiner Chefin und Clananführerin Amara (Lidia Porto) in einer Casino-Kleinstadt in Nevada. Chris O’Dowd spielt Miles als alternden, aber noch jugendlich unsortierten Mann, dessen ruhiges Verbrecherleben empfindlich dadurch gestört wird, dass seine Frau Katie (Lucy Walters) inzwischen als seine Ex-Frau mit der gemeinsamen Tochter Emma (Carolyn Dodd) und einem neuen Mann zusammenlebt. Seine ehemalige Familie entgleitet ihm zusehends und alle Versuche, Katie und damit auch Emma zurückzugewinnen, scheitern. Um die beiden doch noch von sich zu überzeugen, versucht er, den Job zu wechseln und Filmproduzent zu werden, als ihm bei einem seiner Mordaufträge ein Drehbuch in die Hände fällt.

Mit seinem Arbeitskollegen und Kumpel Louis (Sean Bridgers), mit dem er eigentlich im 2er-Team Kapitalverbrechen verübt, zieht er nach Hollywood und beginnt, mit dem abgehalfterten Regisseur Rick Moreweather (Ray Romano) einen Film zu produzieren – dieser hat in seinem Leben allerdings noch keinen wirklich guten Film hervorgebracht. Miles kann seine Chefin Amara davon überzeugen, ihre übel verdienten Schwarzgelder in den Film zu stecken und so zu waschen. Zahlreiche Komplikationen, Rivalen und Widrigkeiten bringen dieses Unterfangen immer wieder an den Rand seines Scheiterns – doch Miles findet auf lakonisch-unkonventionelle Art aus jeder Sackgasse einen Ausweg. In diesem Zuge lässt er die kriminelle Welt nicht wie geplant hinter sich, sondern bringt diese als zufälligen Nebeneffekt nach Los Angeles mit.

Get Shorty ist ab heute bei EntertainTV – ein Angebot der Telekom – zu sehen.

FSF ab 12 Jahren Hauptabendprogramm © FSF

FSF: freigegeben ab …

Die Serie wendet sich eher an ein älteres jugendliches und erwachsenes Publikum. Die Episoden sind über weite Strecken dialoggeprägt, auch gibt es wenig Identifikationspotenzial für die Altersgruppe ab 12 Jahren. Das Setting zwischen L.A.-Filmbusiness und mexikanischer Mafia wirkt alltagsfern und distanzierend. Kurze Gewaltszenen und Spannungsmomente sind vorhanden, aber visuell nicht allzu drastisch inszeniert und oft ironisch gebrochen. Dies wirkt einer potenziellen Ängstigung ab 12-Jähriger entgegen. Die lakonische Beiläufigkeit der Gewalt und die Ambivalenz des Protagonisten in Bezug auf die Aktionen der Mafia erscheinen grenzwertig, können im fiktionalen Kontext von ab 12-Jährigen aber als realitätsfern und unernst eingeordnet werden. Auch der gezeigte Kokainkonsum ist klar im Mafiamilieu verortet, weshalb nicht von einer sozialethischen Desorientierung ausgegangen wird. Get Shorty erhält eine Altersfreigabe ab 12 Jahren.

Zur dieser und weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern und externen Antragstellern vorgelegt werden.

Über Peter Rühle

Peter Rühle ist Prüfer bei der FSF und bildender Künstler. Als freischaffender Künstler mit den Schwerpunkten Malerei, Collage und Medienkunst war und ist er bei zahlreichen Ausstellungen und Messen im In- und Ausland vertreten. Den Grundstein seiner künstlerischen Tätigkeit bilden Studien der Rechtswissenschaften, Soziologie, Hispanistik und Kunstgeschichte.