„Junge, frische Küken“

In dem gefühlvollen Drama Trade of Innocents, das in Thailand gedreht wurde, geht es um Kinderprostitution und Sextourismus in Kambodscha. Das schwierige Thema wird mit einem übersichtlichen Ensemble exemplarisch abgehandelt.

Starke Retter unterwegs

Hauptprotagonist ist der US-Amerikaner Alex Becker (Dermot Mulroney). Er und sein Team kämpfen gemeinsam mit der örtlichen Polizei gegen den Mädchenhandel und einen fatalen Kreislauf aus Armut, Kriminalität und Korruption. Becker sammelt Beweise gegen einen Amerikaner, der als Sextourist unterwegs ist, und gegen den vietnamesischen Menschenhändler Duke, der seinen Kunden kindliche Jungfrauen verspricht.

Dann bremst ein neuer Polizeichef Becker aus. Wieder gerät er in die verzweifelte Situation, dass er ein kleines Mädchen nicht rechtzeitig aus den Klauen eines Freiers retten kann: Auch Beckers Tochter wurde in den USA als 7-Jährige verschleppt und getötet. Die Schuldgefühle und die Trauer um das Kind stehen zwischen ihm und seiner Ehefrau Claire (Mira Sorvino). Sie engagiert sich in Kambodscha in einem Heim, das ehemals Zwangsprostituierten Zuflucht bietet und lernt von den jungen Frauen dort den Umgang mit ihren eigenen schmerzlichen Erinnerungen. Auch Claire gerät in die Fänge von Duke, als sie ihre kleine Nachbarin vor einer drohenden Verschleppung retten will. Doch am Ende trägt das Paar Becker den Etappensieg davon und findet neuen Mut für eine gemeinsame Zukunft.

7-jährige „Jungfrauen“

Der Film wurde für das Hauptabendprogramm und ab 12 Jahren freigegeben. Er erzählt überwiegend ruhig, wenig komplex und von daher gut verständlich von sexueller Gewalt gegen Kinder. Dezent wird geschildert, dass bereits 7-jährige „Jungfrauen“ als „Ware“ für westliche Pädophile verschleppt oder von ihren bitterarmen Familien verkauft werden und in Bordellen aus Pornofilmen lernen müssen. Diese Fakten werden unaufdringlich dargestellt. Die ganze Inszenierung zielt auf die behutsame Vermittlung haarsträubender Missstände, unter denen Kinder zu leiden haben – und für die es Verantwortliche gibt.

Die Perspektive der Opfer

Die Thematik des sexuellen Missbrauchs ist für Kinder und Jugendliche bedrohlich. Durch die Empathie mit den jungen Frauen in dem Film, die ihre schlimmen Geschichten erzählen, wird diese Bedrohlichkeit noch verstärkt. Das Engagement der Protagonisten Alex und Claire bietet hierzu ein starkes Gegengewicht, denn es vermittelt sich, dass den betroffenen Mädchen geholfen wird. Weiterhin entlastend ist der fiktionale Rahmen, weil junge Zuschauer den Wahrheitsgehalt nicht anerkennen müssen – wenn sie nicht bereit dazu sind: Es ist ja nur ein Film … Sie haben es somit in gewisser Weise selbst in der Hand, inwieweit sie die belastenden Informationen an sich heran lassen. Durch das fernöstliche Lokalkolorit und die teilweise Untertitelung von fremdsprachigen Dialogen ergibt sich zudem eine gewisse Alltagsferne für Zuschauer hierzulande.

Ende gut, alles gut

Das versöhnliche Ende der Geschichte verspricht für die beiden kindlichen Hauptfiguren Sicherheit. Auch die Bedrohung durch den skrupellosen Menschenhändler Duke endet, als er von einem seiner korrupten Polizisten erschossen wird. Insofern kommt das Drama dem Bedürfnis junger Zuschauer nach Gerechtigkeit entgegen.

Aufgrund der entlastenden Faktoren wird von der FSF keine entwicklungsbeeinträchtigende Wirkung auf Kinder ab 12 Jahren angenommen. Ihnen wird zugetraut, den Film und seine positive Botschaft verstehen und einordnen zu können. Für Kinder unter 12 Jahren wird das Drama aber noch als nachhaltig ängstigend eingeschätzt, weil einzelne Sequenzen die Bedrohung und das Ausgeliefertsein der Mädchen deutlich zeigen.

Tele 5 zeigt den Thriller am 2. September um 20.15 Uhr.

Zur ausführlichen ProgrammInfo auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Susanne Bergmann

Susanne Bergmann ist Dozentin und Autorin, u.a. für den Kinderfunk von rbb und dlr. Seit 1995 Prüferin bei der FSF. Seit 2020 Ehrenamtliche Richterin am Oberverwaltungsgericht für das Land Nordrhein-Westfalen.