Mit einem Klick ins Darknet

Ein Schließfach, ein Schlüssel. Nächstes Schließfach, nächster Schlüssel und ein Organspendeausweis. Nächstes Schließfach, nächster Schlüssel und 50.000 Dollar. Der geübte Zuschauer ahnt bereits, dass dies nicht die Gegenstände sind, die man in einem fremden Schließfach finden sollte, aber was wäre Spannung, wenn der Protagonist nicht weitersuchen würde? Nächstes Schließfach – diesmal kein Schlüssel, dafür eine vermeintliche Leiche. Interesse geweckt?

Die kanadische Horrorserie Darknet zeigt in 25-minütigen Episoden brutale Ereignisse im Leben von verschiedensten Charakteren, dessen Leben auf unterschiedlichste Weise miteinander verknüpft sind. In der Regel handelt es sich um mehr oder weniger grausame Morde, die genregerecht mit einer Mischung aus Grusel und Unterhaltung inszeniert wurden. In den vergleichsweise kurzen Episoden wird dem Zuschauer Dauerspannung geboten und eine Menge Blut erspart – vieles wird so der Vorstellungskraft überlassen. Die Verbrechen sind makaber und skurril, jede Folge ist zudem von einem anderen Regisseur umgesetzt und knüpft häufig nur in ihrer Schaurigkeit an die vorangegangene an.

 

Funktioniert so das Darknet?

Verbindendes Element der Menschen und Morde stellt eine Internetseite mit dem Titel „Darknet“ dar, auf der sich vereinzelt Videos der portraitierten Gewalttaten wiederfinden. In der ersten Folge wird gegoogelt: „Wie entsorge ich eine Leiche?“ Noch auf der ersten Seite der Suchergebnisse wird ein anonymes Forum mit dem vielversprechenden Titel „Darknet“ gefunden – als Logo eine Ratte mit Axt, farblich in schwarz und rot gehalten. Inhaltlich bewegt sie sich zwischen Gewaltvideos und zwielichtigen Foren.

Welche Gemeinsamkeiten zum tatsächlichen Darknet gibt es? Leider keine. Abgesehen davon, dass sich vergleichbare Seiten sicherlich auch ohne Weiteres im Internet finden lassen, soll hier der düstere Ruf des Darknets, als eine Mischung aus Organ- und Drogenhändler, Mördern und Grausamkeiten inszeniert werden. Da die Seite ab der zweiten Folge jedoch nur noch gelegentlich oder im Hintergrund auftaucht, scheint hier die Chance, es als fiktives Setting der Unterwelt zu nutzen, verschenkt.

Mit dem vermeintlichen Bezug zum Darknet scheint zudem ein jugendaffines Thema gefunden, doch wer sich auch nur ansatzweise bereits mit dem Darknet auseinandergesetzt hat, wird von der Betitelung der Serie in die Irre geführt – bleibt wahrscheinlich aber der Spannung wegen trotzdem dran. Spoiler-Warnung: „Messer“ wäre ein besserer Titel gewesen.

Jugendschutz bei Clipfish

Zu sehen ist die Serie auf Clipfish, dem Videoportal der RTL-Group. Doch wie funktioniert der Jugendschutz auf der Seite? Clipfish verzeichnet die verfügbaren Filme und Serien mit den entsprechenden Altersstufen und kennzeichnet die Altersklassifizierung technisch – sprich: Wer das Jugendschutzprogramm JusProg – das von der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) anerkannt ist – installiert hat, kann einstellen, ab welcher Altersstufe Inhalte verfügbar sein sollen. Die Serie Darknet wäre je nach eingestellter Altersstufe in der Software somit für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren nicht abrufbar.

Die Serie bietet Horror ohne Splatterästhetik. Wer Grusel also besser in kurzen Episoden verträgt:  Ab jetzt mit einem Klick ins „Darknet„, … ähm zu Clipfish.

FSF-ProgrammInfo: freigegeben ab …

FSF ab 16 Jahren Spätabendprogramm © FSFDie kanadische Horrorserie gibt kurze Einblicke in brutale Ereignisse im Leben verschiedener Menschen. In der Regel handelt es sich um mehr oder weniger gewalthaltige Morde, die in ihrer Grausamkeit von Folge zu Folge variieren. Verbindendes Element der Menschen und Morde stellt eine Internetseite mit dem Titel „Darknet“ dar, auf der sich vereinzelt Videos der Gewalttaten wiederfinden. Die Morde werden zwar in ihrer Brutalität angedeutet, jedoch zumeist nicht ausgespielt. Medienerfahrene ab 16-Jährige können die Bedrohungssituationen und Gewaltakte jedoch als Inszenierungen einordnen und sich mit Elementen des Horrorgenres vertraut machen.

Zur dieser und weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Laura Keller

Laura Keller studierte Kultur- und Bildungswissenschaften an der Leuphana Universität Lüneburg, bevor sie ihren Master in Kinder- und Jugendmedien an der Universität Erfurt begann. Sie gibt medienpädagogische Workshops in Schulen und hofft, Kinder und Jugendliche für den kritischen und kreativen Umgang mit Medien zu begeistern. Während ihres Praktikums gewann sie Einblicke in die Arbeit der FSF.