Was ist es, das sie uns senden?

Star Wars – Rogue One

Ein Mädchen rennt über eine einsame Ebene, ein Flugobjekt nähert sich in bedrohlicher Geschwindigkeit und wenn das Mädchen ihre Eltern schließlich erreicht, so blicken diese es bereits wissend an. Ihre Gesichter sind gezeichnet von der schlussendlichen Niederlage, die sie nun akzeptieren müssen und doch ist da etwas in ihren Augen, was Hoffnung versprüht. Ein Aufblitzen von Widerstand, ein Unwille, sich gänzlich der anbahnenden Situation zu beugen. Ein letzter sich aufbäumender Akt der Rebellion rettet das Kind und dieses Kind ist Jyn Erso – zukünftige Heroin des neuesten Star Wars Franchise Rogue One: A Star Wars Story.

Viele Jahre später zeigt das Universum ein Bild der Hoffnungslosigkeit. Ein jahrzehntelanger Kampf gegen das Imperium hat Spuren hinterlassen. In den Boden so vieler Planeten sind Krater geschlagen, die sich tief in die Membran ihrer Bewohner gekerbt haben. Die einst gegründete Rebellenallianz ist zwar noch vorhanden, doch ihr Blick scheint aus dem Fokus geraten. Der fortdauernde Krieg der Sterne zollt seinen Tribut. Interessenkonflikte und Splittergruppen, radikalisierte Terroristen, Politikverdrossenheit und nihilistisches Desinteresse am Kurs des Widerstandes stellt die Rebellion auf eine harte Zerreißprobe. Mittendrin also jenes Mädchen, mittlerweile eine erwachsene Frau, die in jungen Jahren Teil dieses Krieges wurde. Nur ist ihr Interesse am Krieg einer Frustration gewichen, die sich in destruktiver Weise äußert. Als die Allianz durch eine geheime Botschaft von einer neuen Superwaffe hört, welche sich später als der Todesstern herausstellt, wird Jyn für einen verzweifelten letzten Akt der Rebellion rekrutiert, denn jener Todesstern soll angeblich nicht frei von Schwachstellen sein. Um diese jedoch aufzudecken, gilt es nicht weniger, als in die Tiefen der dunklen Seite der Macht hinabzusteigen und die Pläne der Waffe zu stehlen. Und so steht nicht weniger auf dem Spiel als die Zukunft der Galaxie.

Dieses Schlüsselelement der Geschichte des Star Wars-Universums ist Bindeglied zwischen den verschiedenen Trilogien und dennoch fast frei von der typischen Thematik, die diesen Filmen zugrunde liegt. Mit dem Fokus auf die Handlung vor Luke und Leia wird ein dystopischer Rahmen gezeichnet, der die bittere Seite dieses Krieges wenige Tage vor den Ereignissen des Krieg der Sterne zeigt, zu einer Zeit in der Hoffnung ein teurer Luxus ist. Rogue One steht eigenständig neben den bisherigen Star Wars-Filmen aus der Schmiede Lucasfilm und Walt Disney. Der Film soll Einsichten und Hintergründe der bisherigen Thematik geben und Raum schaffen für Nebencharaktere und Handlungsstränge, die in den bisherigen Trilogien zwar auftauchen, aber ebendies bleiben. Interessante Nebenerscheinung: Im gesamten Film wird kein einziges Mal der Name Skywalker erwähnt. Auch ist die Mythologie der Jedi-Ritter zwar angedeutet, aber kein essenzieller Teil des Handlungsstranges. Durch seine abgewandelte Struktur orientiert sich diese Auskopplung weniger am Genre des Sci-Fi und Fantasy, sondern tendiert stärker zu einer Form des Kriegsfilmes, wodurch die dargestellten Charaktere undurchsichtigere erscheinen, als man es eventuell von den bisherigen Star Wars-Filmen gewohnt ist.

Vielleicht ist dies nicht der typische Film, den man unter dem Namen Star Wars erwartet, doch geben wir dieser Vision etwas Raum, ein Vertrauen in die Zukunft und somit jene Zuversicht in Bezug auf das, was die Zukunft bringen mag. Das ist es, was sie senden – Hoffnung.

Momentan ist Rogue One: A Star Wars Story bei Sky Select bis zum 26. Juni zu sehen und bei Sky On Demand bis zum 12. Juni.

FSF-ProgrammInfo: freigegeben ab …

FSF ab 12 Jahren Tagesprogramm © FSFDie Star Wars-Reihe zieht im Allgemeinen bereits jüngere Kinder unter 12 Jahren an, so auch dieser wuchtige Science-Fiction-Film. Der mit seinen langen und opferreichen Kampfszenen versehene Film, bei denen auch sämtliche Protagonisten am Ende ihr Leben lassen, fordert jüngeren Kindern einiges ab. Aufgrund der Länge der Kämpfe, z.B. einen 30-minütigen Showdown, wurde über eine mögliche nachhaltige Ängstigung auf unter 12-Jährige diskutiert. Mit diesen ängstigenden und spannenden Szenen werden jüngere Kinder durchaus „mitgehen“, allerdings wird eine nachhaltige Wirkung über die Rezeption des Films hinaus nicht angenommen. Denn Kinder werden mit hoffnungsgebenden Äußerungen, einer zurückhaltend inszenierten Explosion und „beruhigender“ Musik mit einem „versöhnlichen“ Ende aus dem Film entlassen. Hinzu kommen Elemente wie die klare Genrezuordnung, der Bekanntheitsgrad der Saga, die lockeren Sprüche nach spannenden Szenen und starke Identifikationsfiguren, die für ausreichend Entlastung sorgen. Eine Platzierung im Tagesprogrammierung ist möglich.

Zur dieser und weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Tabea Dunemann

Tabea studierte Theaterwissenschaft und Ethnologie an der Universität Leipzig. Dank wohlgesonnener Professoren konnte sie außerdem viele andere Disziplinen erkunden und war u.a. lange Zeit für das Studierendenradio mephisto 97.6 tätig. In ihrer Freizeit textet Tabea Dunemann gern für den fsf blog und war auch als Redakteurin für die tv diskurs tätig.