Ein Monster kommt bei Nacht

John Marlott (Sean Bean) ist Inspektor bei der River Police London im Jahr 1827 n. Chr. Und er ist das, was man im Genre einen harten Hund nennen würde. Mit einem Mangel an Zurückhaltung und einem Hang zur Verbiegung des Gesetzes verströmt der zurückgezogen lebende Inspektor einen Hauch von Mystik um die eigene Person – schützt er doch einerseits seine Privatsphäre scheint er andererseits keine Berührungsängste vor der kalten Realität zu haben. Sein Herz, in einer einsamen und düsteren Vergangenheit gefangen, lässt ihm keine Ruhe und so findet er sich als ein ruckendes Rädchen dieser rastlosen Stadt wieder.

Als eines Morgens die Themse den seltsam zusammengeflickten Leichnam eines Kindes an seine Ufer spült, beginnt Marlott zu ermitteln. Nur, dass er hierbei die Tür eines Kabinett des Grauens aufstößt – darauf war er wirklich nicht vorbereitet. Eingeigelt in seinen apathisch stumpfen Rhythmus zieht dieses Stolpern ungeahnte Konsequenzen für den Polizeimann hinter sich her. Bald schon wird es für Marlott stetig schwerer, Realität und Wahnsinn voneinander zu unterscheiden. Die verstörenden Bilder lassen nicht von ihm ab und durch sein nagendes Nachspüren kommt es schlussendlich dazu, dass die britische Regierung ihm offiziell den Auftrag erteilt, diesen Missetaten auf den Grund zu gehen.

Die Suche führt ihn in Londons arme, leidende Gesellschaft, die dank ihres sozialschwachen Status leichte Beute für Obrigkeit und Unterwelt ist. Damit er nicht gänzlich allein gegen die Übermacht des Untergrunds vorgehen muss, wird ihm ein Kollege in Form des hartgesottenen Nightingale (Richie Campbell) zur Seite gestellt. Und gemeinsam nehmen sie also die Ermittlungen auf.

Die drückende Thematik der verlorenen Kinder findet ihren Ausdruck durch die Färbung des Formats. Straßenkinder in kriminellen Banden, Grabschänder, (Kinder-) Prostitution – der Handel mit dem allzu greifbaren Tod treibt seine schweren Wolken über eine raue Gesellschaft. Wie tötest du etwas, das nie am Leben war? Wie bekämpfst du einen Dämon, dessen Gesicht du nicht kennst? Die Restriktionen der damaligen Zeit verbaten unsittliches, unfrommes Verhalten. Zuwider der Natur zu handeln – und dies vor allem in dem Sinne, den die Kirche für natürlich erachtete – bedeutete, eine Straftat höchster Güte zu begehen. Nun scheint es so, dass ein anonymer Missetäter solcher Sünde zugeneigt ist. Die ineinander verwalkten Schichten zu entwirren, diese Aufgabe gilt es zu bezwingen. Dass die Politik dabei eine eigene Agenda zu haben scheint, macht dies nicht gerade leichter.

Im Fortlaufen der Serie werden sich die ein oder andere historische Figur die Hände reichen und aufzeigen, wie sich dieser Twist der Geschichte um Frankensteins Monster entwickeln lässt.

Die britische Krimiserie The Frankenstein Chronicles startete am 26. April 2016 auf dem Sender TNT Serie und wird immer dienstags ausgestrahlt. Heute, 20.15 Uhr, kann die zweite Episode verfolgt werden.

Der FSF wurden die Episoden 5 und 6 zur Prüfung vorgelegt, die Prüfung führte zu einer Freigabe ab 12 Jahren im Hauptabendprogramm. Die ProgrammInfo mit der FSF-Entscheidung kann auf der FSF-Website eingesehen werden.

Über Tabea Dunemann

Tabea studierte Theaterwissenschaft und Ethnologie an der Universität Leipzig. Dank wohlgesonnener Professoren konnte sie außerdem viele andere Disziplinen erkunden und war u.a. lange Zeit für das Studierendenradio mephisto 97.6 tätig. In ihrer Freizeit textet Tabea Dunemann gern für den fsf blog und war auch als Redakteurin für die tv diskurs tätig.