„Der Beweggrund ‚Angst’ ist immer falsch“

Luzifer, Satan, Mephisto, Beelzebub, Diabolus, Teufel – all diese und noch viele weitere Bezeichnungen stehen in der Geschichte, in Kunst und Kultur als Synonyme für das Böse. Barbara Weinert sprach mit dem promovierten Theologen Markus Thurau über die Bedeutung des Teufels im christlichen Glauben. Thurau arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Katholische Theologie (Fachbereich Geschichts- und Kulturwissenschaften) der Freien Universität Berlin. Um das Bild des Teufels ranken sich unzählige Mythen, Sagen und Erzählungen. Wofür steht der Teufel in der christlichen Theologie? Im christlichen Glauben steht der Teufel für die Personifizierung des Bösen und begegnet uns bereits biblisch in ganz unterschiedlichen Kontexten: als Verführer, Verleumder oder auch als Widersacher, der dem Guten entgegengesetzt ist. Die Bibel ist voll mit Erzählungen von Menschen, die sündigen, fehlgehen und scheitern, die dabei sich und anderen Schaden zufügen. Weiterlesen ...

Max und Moritz und wir bösen Jungs

Ich war noch ein ganz kleiner Junge, da saß ich im Kindergarten vor einem Milchtopf, dessen Inhalt immer dicker und gelber wurde und dabei zunehmend furchtbar roch. Die Aufsicht führende „Tante“ bestand in aus ihrer Sicht guter Absicht darauf, dass ich meine Milchration austrank, bevor ich – wie die anderen Kinder – im Garten spielen durfte. Lange habe ich mich verweigert, was nebenbei die Konsistenz des Getränks nur noch unerträglicher machte, dann habe ich kapituliert. Doch so schnell der Inhalt der Tasse in meinem Magen war, so schnell kam er zurück. Nun war das Geschrei erst recht groß und ich, der Übeltäter, wurde als böser Junge zur Abschreckung gegenüber jeglicher Renitenz in die Ecke gestellt. Seither habe ich nie wieder Milch getrunken, was meine Mutter lange Zeit aufgeregt hat und mir auch ihrerseits immer wieder den Titel eines „bösen Jungen“ einbrachte. Weiterlesen ...

Das Böse auf unserer Pizza

Mark Benecke wurde 1970 geboren und ist in Köln aufgewachsen. Er ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie. Als Autor mehrerer populärwissenschaftlicher Bücher ist er zudem häufig Gast in den Medien, wo er spektakuläre Fälle präsentiert. Gerade tourt er mit einer Vortragsreihe durch Deutschland. tv diskurs traf ihn dabei in Berlin. Im Interview mit Torsten Körner und Camilla Graubner spricht er über die Natur des Bösen, das man nüchtern und sachlich betrachten müsse, um ihm auf die Spur zu kommen. Mark Benecke verrät uns, wie er als Medienkind aufwuchs, was er von Medienpädagogik hält und wer für ihn abgrundtief böse ist. Als Interviewpartner ist der viel tätowierte, mit einem schweren schwarzen Mantel gekleidete Benecke äußerst liebenswürdig, geduldig und sehr geerdet. Weiterlesen ...

Das persiflierte Böse: Chaplins großer Diktator

Wirklich ‒ noch ein Artikel über den Nationalsozialismus und seine Personifizierung? Ernsthaft? Zugegeben, darüber lässt sich sicherlich streiten. Nicht streiten lässt sich hingegen über die Notwendigkeit, immer und immer wieder an Menschen zu erinnern, die sich dem entgegenstellten ‒ auf unterschiedliche Weise. Klar denkt man erstmal an Stauffenberg, Elser und viele andere ‒ dass diese Männer von größter Bedeutung waren und unser aller Erfurcht verdienen, ist klar. Doch wenn es um humoristischen Widerstand geht, wird das Eis dünn. Vor allem dann, wenn es wohl um den einzigen Menschen gehen soll, der sich satirische Kritik rausnehmen konnte, als der Nationalsozialismus noch in vollem Gange war ‒ und seine Aufgabe auch noch unfassbar treffend gelöst hat. Kaum zwei Themen könnten wohl gegensätzlicher sein, als die Grausamkeit der Nazijahre und das Slapstickgenre. Weiterlesen ...

Terror-Clowns und Horror-Maschinen

Ich mag keine Horrorfilme. Wirklich nicht. Vor allem die nicht, die Psychospielchen mit einem spielen. Sich gruseln ist eine Mischung aus Angst und Nervenkitzel. Bei mir überwiegt die Angst und nicht der Nervenkitzel. Die Angst vor dem, was man sieht und das einen abstößt und das andere die Angst vor dem, was man erahnt. Und in der Tat fürchten wir uns am ehesten vor dem, was wir nicht sehen. Der schlimmste Horror spielt sich in unserer Fantasie ab. Dort malen wir die Dinge aus, deren Existenz uns nur angedeutet wurde. Und diese sind schlimmer als alles, was uns im Detail beschrieben werden könnte. Relativ am Ende von True Detective sehen wir nur die Reaktion des Mannes auf die Gräueltat im Video – seine geradezu physische Reaktion und Abscheu davor. Was hat er gesehen? Ich mag es mir gar nicht ausmalen und kann dennoch nicht umhin. Weiterlesen ...