Berlinale 2015 – 50 Schattierungen von müde

Alle Filme sind geguckt, alle Bären sind verliehen. Am Sonntag sind die 65. Internationalen Filmfestspiele Berlin zu Ende gegangen – und den Goldenen Bären hat der iranische Film Taxi von Jafar Panahi erhalten. Es war ein Sieger, den vorab viele prognostiziert hatten – darunter ich –, der aber im Verlauf der Berlinale trotz der guten Kritiken ein wenig an Aufmerksamkeit verloren hat – auch bei mir. Denn insgesamt war es ein sehr ausgewogener Wettbewerb mit sehr wenigen Ausrutschern nach unten, der ebenso wie die Preisvergabe noch einmal Berlins Anspruch unterstreicht, nicht nur Wohlfühl-Arthouse, sondern auch politisch und sozial engagierte Filme zu zeigen. Diese Breite spiegelte dann auch die Vergabe der Bären wider, bei denen von den 19 Wettbewerbsfilmen neun Filme eine Auszeichnung erhielten. Weiterlesen ...

Durch die Nacht mit Victoria

Bei vier Filmen am Tag liegt mein derzeitiger Berlinale-Schnitt. Dass sind angesichts der momentanen Vorliebe der Regisseure für Zwei-Stunden-Filme acht Stunden am Tag, die ich im Kino verbringe. Hinzu kommen Wartezeiten vor den Sälen, Gehzeiten zwischen den Kinos und natürlich die Zeit, die man mit Interviews und dem Schreiben von Filmkritiken verbringt. Berlinale-Tage sind also lang – und ab dem fünften Tag wird die Müdigkeit immer größer. Dann hat man bereits einige schlechte und viele mittelmäßige Filme durchgesessen, ist mit der Arbeit im Verzug und der Schlaf wird auch immer weniger. Aber das alles rückt in dem Moment in den Hintergrund, in dem man einen Film sieht, der einen fast aus dem Kinosessel reißt. In einer einzigen Einstellung ist Sebastian Schippers Victoria gedreht, gute zweieinhalb Stunden folgt die Kamera dabei Victoria (Laia Costa), einer jungen Spanierin, die seit kurzem in Berlin lebt. Weiterlesen ...