medien impuls

Bildung durch Unterhaltungsmedien
Alltagsrelevante Orientierungshilfe in einer beschleunigten Welt

medien impuls, eine Veranstaltung von FSF und FSMEine Veranstaltungsreihe von FSF und FSM
Am 12. Juni 2013,
Bertelsmann Repräsentanz
(Unter den Linden 1)
,
Berlin

Vor etwa 14 Jahren eroberte ein Kompendium von Dietrich Schwanitz mit dem Titel „Bildung – alles was man wissen muss“ die Bestsellerliste. Wer dieses Buch gelesen hat, so die Versprechungen, habe ein „Bürgerrecht“ im Land der Bildung erworben. Der Erfolg dieses Buches macht deutlich, dass dieses Versprechen in Deutschland auf ein tatsächliches Bedürfnis trifft und dass viele Menschen glauben, dass eine für den unbedarften Leser kaum verständliche Kurzfassung von Informationen über das angebliche Wissen der Welt irgendwie zum Verständnis derselben beiträgt. Die Bände auswendig zu lernen, würde einem eher helfen bei „Wer wird Millionär?“ erfolgreich abzuschneiden. Zur Lebensbewältigung würde es am ehesten dazu beitragen, dass man mit dem Wissen bei Freunden angeben kann.

Alexander von Humboldt, für viele ein Symbol universeller Bildung, ging es um all das nicht. Er wollte die Welt in ihrer Komplexität verstehen und möglichst exakte Daten über die Zusammenhänge der unterschiedlichen Wissenschaften sammeln und verarbeiten. Neue Erkenntnisse lösten bei ihm Begeisterung, Neugier und Vergnügen aus. An diesem Vorbild orientiert sich unser Bildungssystem, nur dass sich die meisten weniger aus Leidenschaft als wegen des Leistungsdrucks einen möglichst großen Teil dieses Weltwissens während der Schule, Ausbildung oder Universität aneignen. Eine am Bildungsbürgertum orientierte Gesellschaft kann nur entsetzt auf das reagieren, was Fernsehen und Internet an Informationen, Vorbildern und Lebensmodellen anbieten. Klassische Bildungsangebote, Kultur oder politische Themen sind selbst bei öffentlich-rechtlichen Sendern nur noch im Nachtprogramm oder ausgelagert auf den digitalen Kanälen zu finden. Der Schwerpunkt liegt in der Unterhaltung. Kulturpessimisten wie der medienkritische Neurologe Manfred Spitzer warnen: Medienkonsum mache „dick, dumm und gewalttätig“. Wer aber Medienaskese übt, droht angesichts der Beschleunigung von Medien, Technik und Popkultur ausgegrenzt zu werden.
Was müssen wir wissen in der Wissensgesellschaft? Nie war das Weltwissen so leicht und nahezu kostenlos verfügbar wie heute durch das Internet. Und nie zuvor war das Wissen von heute so schnell überholt. Nur wer über eine gute Ausbildung verfügt, hat in unserer Gesellschaft beruflich eine gute Chance. Ist also die Vorstellung eines Bildungskanons überholt? Ist es nicht wichtiger, dass Menschen lernen, selbstbestimmt eine Auswahl zu treffen, eigenständig zu bewerten und sich das Wissen anzueignen, was für ihre private und berufliche Lebenssituation relevant ist? Für die Bildungsinstitutionen des Staates würde das bedeuten, dass die Vermittlung von Fähigkeiten, mit Wissensangeboten der Gesellschaft oder Medien souverän umzugehen, wichtiger ist, als die Inhalte selbst. Für diese eher formale oder „strukturelle Bildung“ bieten auch Unterhaltungsmedien Reflexionsangebote, indem sie Verhaltensweisen und Lebensumstände anderer Menschen, Kulturen oder Religionen erfahrbar machen und so eine Art Fenster zur Welt darstellen. Was bedeutet in diesem Kontext Medienbildung oder Medienpädagogik? Und wie soll die praktische Medienarbeit mit den Herausforderungen einer beschleunigten Medienwelt umgehen? Ist Bildung im medialen Zeitalter dazu verdammt, reaktionär zu sein? Läuft man den Trends nicht oft eher hinterher, anstatt Kinder und Jugendliche dazu zu befähigen, selbst „Trendsetter“ und Gestalter ihrer medialen Umwelt zu werden? Geht es eher darum, die spezifischen Strukturen von Filmen, Unterhaltungssendungen oder vielleicht auch der Berichterstattung kennenzulernen, um sowohl passiv als auch aktiv souverän damit umgehen zu können? Auch das Verhältnis von Medienbildung und Medienkompetenz gibt Rätsel auf. Geht es nicht allgemein um die Vermittlung von Wissen über die Medien als Kommunikationsinstrumente in der modernen, vernetzten Welt? Und welche Rolle spielen die tradierten Jugendschutzinstrumentarien noch, die auch nach einer ständigen Anpassung an die sich ständig verändernde Medienwelt suchen müssen?

Das vollständige Programm, sowie weitere Informationen zu den Referenten finden Sie auf fsf.de. Das Programm zum Download gibt es hier.

Rückblicke auf vergangene medien impuls-Tagungen befinden sich auf unserem Blog und im Veranstaltungsarchiv unserer Website.
Eine Anmeldung zur Tagung ist bis zum 9. Juni 2013 im Tagungsbüro möglich.

Tagungsbüro:
Katja Lange
Freiwillige Selbstkontrolle Mulimedia-Diensteanbieter e.V.
Spreeufer 5
10178 Berlin
Tel: (030) 24 04 84 43
E-Mail: lange@fsm.de
www.fsm.de

Über Camilla Graubner

Camilla Graubner studierte Soziologie (Diplom) mit den Schwerpunkten Psychologie und Kommunikationswissenschaften an der TU Dresden. Sie war Projektleiterin bei der Jugendzeitschrift Spiesser (2000-2004) und arbeitete in verschiedenen Veranstaltungsagenturen, bevor sie 2004 an einer Privatschule in Costa Rica unterrichtete. Seit Mai 2005 ist Camilla Graubner bei der FSF. Sie verantwortet dort den Bereich Veranstaltungen und ist Mitglied der Redaktion der FSF-Zeitschrift tv diskurs – Verantwortung in audiovisuellen Medien.