„Super Nanny und Co. – Welches Jugendbild vermitteln Medien?“ Kongress der FDP Bundestagsfraktion am 11.09.2012

Etwa 50 Gäste aus Vereinen, Verbänden und Ministerien sowie zahlreiche Medienwissenschaftler folgten am Dienstag vergangener Woche der Einladung der FDP-Bundestagsfraktion und ihres jugendpolitischen Sprechers Florian Bernschneider zu einem Kongress mit dem Titel „Super Nanny und Co. – Welches Jugendbild vermitteln Medien?“

Als Experten zum Thema diskutierten Anja Reschke, Moderatorin des politischen Magazins Panorama (NDR), Claudia Mikat, Vorsitzende der Prüfkommissionen der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen e.V. (FSF), Susanne Eggert, Herausgeberin der medienpädagogischen Zeitschrift merz – medien + erziehung sowie der Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt Andreas Fischer.

Sowohl die Impulsreferate der Experten als auch die anschließende Gesprächsrunde mit den Anwesenden führten zu der Frage „Wie kann man Jugendliche unterstützen und sie befähigen, die derzeit in den Medien dargestellten Wirklichkeiten unserer Gesellschaft angemessen einzuordnen?“

Claudia Mikat machte in ihrem Impulsreferat deutlich, dass der Veranstaltungstitel „Super Nanny und Co.“ ein weites Spektrum von Sendungen umfasst, die sehr unterschiedliche Bilder von Jugend zeigen. Das einheitliche, von Medien vermittelte Jugendbild gebe es dabei nicht. Aufgabe der FSF sei es, problematische Inhalte zu korrigieren oder von Kindern und Jugendlichen fernzuhalten, die aufgrund ihres Alters nicht angemessen damit umgehen können. Mit Blick auf die Frage, was mit den Teilnehmern an Dokushows und -soaps vor und nach der Ausstrahlung passiere, betonte Mikat, dass Jugendmedienschutz kein Teilnehmerschutz sei. Aussagen über Produktionsbedingungen und den Umgang mit Teilnehmern am Set ließen sich nicht aus einer Sendung ableiten. Im Hinblick auf die Jugendpolitik sprach sich Claudia Mikat neben der Programmkontrolle durch Selbstkontrolleinrichtungen für die Förderung von Elterninformationen und Medienerziehung als wichtige Bausteine des Jugendmedienschutzes aus.

©FSF
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In der sehr ausführlichen Diskussion ging es vorrangig um die Wirkung von Scripted-Reality-Formaten auf Jugendliche und ihren Umgang mit diesen Sendungen. Inwieweit sind die Schulen verantwortlich für die Vermittlung von Medienkompetenz? Welche Verantwortung kommt den Medien selbst zu? Und was folgt daraus, dass der Erfolg der privaten auf Defizite der öffentlich-rechtlichen Sender verweist, wie Anja Reschke dies formulierte? Regelungen, die die Programmautonomie der Privatsender einschränken, lehnte Andreas Fischer mit Verweis auf die Rundfunkfreiheit vehement ab. Stattdessen sprachen sich die Experten für eine verstärkte Medienerziehung aus. In diesem Zusammenhang wies auch Dr. Susanne Eggert noch einmal nachdrücklich auf die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung in diesem Bereich hin. Hier und auch an anderen Stellen sei man allerdings auf Unterstützung aus der Politik angewiesen.

Abschließend formulierte Florian Bernschneider den Handlungsbedarf aus seiner Sicht: Scripted-Reality-Formate müssten gekennzeichnet werden, und zwar so, dass der Zuschauer dies auch wahrnehmen könne und die Rechte von Teilnehmern an Fernsehsendungen seien zu stärken.

Welche Thesen des angerissenen breiten Themenspektrums letztlich Eingang in die FDP-Jugendpolitik finden werden, bleibt abzuwarten.

Links:
Prüfkategorien – Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen e.V. (FSF)

Prüfentscheidung – „Die Super Nanny“

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Über Vanessa Kincses

Vanessa Kincses hat an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Eötvös Loránd Universität Budapest Pädagogik, Kommunikationswissenschaft und Psychologie studiert und macht derzeit ein Praktikum bei der FSF.