Thrill im Tagesprogramm

Fachtagung für Prüfende und Geprüfte der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) am 10. Oktober 2014 in Berlin. Im Kreis der üblichen Verdächtigen ging es im Schwerpunkt um Fernsehbilder, die Kinder unter 12 Jahren übermäßig ängstigen können und deshalb aus dem Tagesprogramm (06.00 bis 20.00 Uhr) verbannt werden müssen. Das klingt zwar einfach, ist es im konkreten Fall aber eher nicht. Als Input stellte Sabrina Unterstell eine Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) vor, in der es um Erinnerungen an ängstigende Filmerlebnisse geht. Die Studienergebnisse belegen die Dünnhäutigkeit von Kindern im Vorschulalter: Figuren, die böse aussehen, wirken schon bedrohlich, bevor sie sich überhaupt rühren. Auch die moralische Haltung einer bösen Figur kann Angst auslösen, ebenso die Filmgeschichte selbst, sofern sie reale Gefahren aufgreift oder an kindliche Sorgen anknüpft. Weiterlesen ...

Was ist die Liebe gegen einen Diamantanhänger?

In der neuen, heute auf dem Sender RTL II startenden Dokusoap Kiss or Cash geht es um die Anbahnung von Liebesbeziehungen. Auf der Ferieninsel Ibiza haben sechs junge Frauen fünf Tage lang Zeit, um einen Mann zu bezirzen – mit Charme, Chic, Erotik und guten Ideen, wie die langen Tage herumzubringen sind. Jeden Abend verteilt der Umworbene vier Armbandanhänger an diejenigen Frauen, mit denen er sich besonders gut verstanden hat. Doch wenn er sich dann endlich für die eine Dame seines Herzens entschieden hat, hält sie das Heft des Handelns in der Hand ... Weiterlesen ...

„Die Zeit ist ein Fluss ohne Ufer“ (Chagall)

Wir kennen uns jetzt 19 Jahre, die FSF und ich. Eine Beziehung mit unterschiedlichen Höhen, aber ohne dramatische Tiefen, obwohl wir uns beide verändert haben im Laufe der Zeit – wie es sich gehört für alles, was lebt. 1995 war für mich ein Jahr des persönlichen Umbruchs. An einem schönen Sommerabend traf ich im Café am Neuen See zufällig auf Hajo, Joachim von Gottberg, den Geschäftsführer der FSF. Er hatte dort eine Besprechung mit einem Freund von mir, die etwas länger dauerte als geplant. Ich setzte mich dazu. Kurz darauf kam die Kellnerin und schüttete Hajo ein Glas Rotwein über sein helles Outfit. Sie blieb die einzige, die das schlimm fand – er blieb ganz gelassen. Weiterlesen ...

„Ist das noch böse?“ Das Böse in Zeichentrickfilmen aus Jugendschutzsicht

Auf dem Bildschirm wird eine Katze überfahren, klebt platt auf der Straße, und die Kinder lachen. Welches Genre sehen sie? Keine Frage, es muss ein Animationsfilm sein, und deshalb wird sich die Katze auch gleich wieder aufrappeln, in Form schütteln und weiterlaufen als wäre nichts passiert. Bei solchen Szenen, die eher nicht zur Prüfung bei der FSF vorliegen, lachen Jugendschützer mit und sehen keinen Handlungsbedarf. Brachiale Gewalt, die komisch gemeint ist und in hellen Bildern gezeigt wird, kommt bei Kindern im Regelfall so an wie intendiert: Sie nehmen das Geschehen nicht tragisch und suchen nicht nach einem tieferen Sinn als dem frohen Lebensmotto: Lass dich nicht unterkriegen! Weiterlesen ...

Rollenbilder und Geschlechterstereotypen in Musikclips und TV-Shows

Zur FSF-Prüferfortbildung am 21. März 2014 in Berlin. Ausgerechnet jugendaffine Programme vermitteln extrem sexistische Zuschreibungen in Bezug auf das, was Weiblichkeit bzw. Männlichkeit ausmacht. Das belegte die Auswahl an Musikclips, mit der das Thema eröffnet wurde. Die Kulturwissenschaftlerin Sonja Eismann bezog sich in ihrem anschließenden Vortrag auf diese Bilder und bewertete die „übersexualisierte Darstellung von weiblichen Stars“ als hinderlich für die „Selbstermächtigung“ von Mädchen und jungen Frauen. Eismann benannte „gängige Verfahren der Geschlechtermarkierung“, wie z. B. Techniken der Kameraführung, und verwies in ihrer inhaltlichen Analyse auch auf interessante ironische Brechungen. Weiterlesen ...