Sommerforum Medienkompetenz: Alles nur Theater? Fernsehen zwischen Bühne und Wirklichkeit

Zum Sommerforum Medienkompetenz 2012 mit dem Titel Alles nur Theater? – Fernsehen zwischen Bühne und Wirklichkeit trafen sich ca. 100 Gäste, um den Referenten zu lauschen und anschließend angeregt, kontrovers und leidenschaftlich das Thema der Tagung zu diskutieren. Die Studioräume des MIZ Babelsberg boten eine angenehme Arbeitsatmosphäre – für uns als FSF eine ansprechende Veranstaltungsort-Neuentdeckung. Gerd Hallenberger gestaltete einen lockeren Auftakt, um in die Thematik einzustimmen. Er begeisterte mit Denkanstößen wie:

„Was wir über die Welt wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“
(Niklas Luhmann)

 

„Ich kenne das Leben, bin im Kino gewesen.“
(Peter Hein)

oder

„Drama is life with the dull bits left out.“
(Alfred Hitchcock)

und regte die Zuhörer an, sich mit Begrifflichkeiten wie Realität, Glaubwürdigkeit und Authentizität auseinanderzusetzen.
Fragen wie:

  • Sind wir authentisch?,
  • Ist es unser Leben?,
  • Was ist von unserem Weltwissen authentisch?

umkreisten den Begriff Scripted Reality und wie dieser für Fernsehformate benutzt wird – und mündeten in der Definition: „Menschen spielen Menschen, die ihnen ähnlich sein könnten, ohne sie selbst zu sein.“

 

Daniela Hansjosten (Jugendschutz RTL), Martina Schuegraf und Felix Wesseler (Filmpool) boten dann anhand praktischer Übungen und Formatbeispielen einen Einblick, wie gescriptete Formate entstehen. Felix Wesseler betonte dabei, dass ihm der Begriff Scripted Entertainment viel passender erscheint, auch und vor allem weil es um Unterhaltung geht und nicht um die Abbildung von Realität.

Die vorgestellte Studie konnte inhaltsanalytisch belegen, dass es sich nicht, wie verbreitet angenommen, um Brüll- und Unterschichtenfernsehen handelt. Die erzählten Settings spielten stattdessen vornehmlich in der Mittelschicht, die ihre Probleme mit beratender Hilfe in der Regel innerfamiliär lösen.

Die Ergebnisse der Studie zeigen die Schnelligkeit der Problemlösung auf – diese geschehe in der Mehrzahl der Fälle in der letzten Minute und sei somit ein Kritikpunkt der codierten Formate.

Dies ist nur ein kurzer Abriss meiner Eindrücke. Das Thema wird, auch mit verschriftlichten Vorträgen der Tagung, noch einmal im nächsten Heft der tv diskurs (erscheint Anfang August) aufgegriffen und vertieft.

Weitere Bilder auf der Facebookseite der FSF.

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Literaturtipp zum Thema:

Über Camilla Graubner

Camilla Graubner studierte Soziologie (Diplom) mit den Schwerpunkten Psychologie und Kommunikationswissenschaften an der TU Dresden. Sie war Projektleiterin bei der Jugendzeitschrift Spiesser (2000-2004) und arbeitete in verschiedenen Veranstaltungsagenturen, bevor sie 2004 an einer Privatschule in Costa Rica unterrichtete. Seit Mai 2005 ist Camilla Graubner bei der FSF. Sie verantwortet dort den Bereich Veranstaltungen und ist Mitglied der Redaktion der FSF-Zeitschrift tv diskurs – Verantwortung in audiovisuellen Medien.