Der medius ist ein Preis, der wissenschaftliche und praxisorientierte Abschlussarbeiten aus dem deutschsprachigen Raum würdigt, die sich mit innovativen Aspekten der Medien, der Pädagogik oder des Jugendmedienschutzes auseinandersetzen. Er wird jährlich von der Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK), dem Deutsche Kinderhilfswerk e.V. (DKHW), der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) und der Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen e.V. (FSF) im Rahmen einer Medienfachtagung verliehen.
Juliane Otto wurde bei der medius-Preisverleihung 2014 für ihre Arbeit zum Thema Das Social Web in der Hosentasche lobend erwähnt und stellt sich heute einige Fragen, die wir zu dieser hatten.
Können Sie in wenigen Sätzen erläutern, was die Fragestellung Ihrer Arbeit ist, was genau Sie untersucht haben und zu welchen Ergebnissen Sie gekommen sind?
In meiner Abschlussarbeit beschäftige ich mich mit den Chancen und Risiken bei der Nutzung des Mobile Social Web – also der Nutzung kommunikativer und interaktiver Webangebote über mobile Endgeräte wie etwa via Smartphone. Den Fokus meiner Betrachtung lege ich dabei auf die in diesem Bereich besonders aktive Nutzergruppe der Jugendlichen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Beantwortung der Fragen, welche Chancen und Risiken mit der Nutzung des Social Web für Jugendliche einhergehen können, ob bzw. inwiefern diese Chancen und Risiken durch eine mobile Nutzung erweitert werden, und welche Herausforderungen sich in diesem Zusammenhang für die medienpädagogische Arbeit und den Jugendmedienschutz ergeben.
Unter dem Strich: Überwiegen die Chancen oder die Risiken?
Mit dem Mobile Social Web erweitern sich für Heranwachsende – insbesondere in der Lebensphase Jugend – sowohl Chancen als auch Risiken des Social Web. Beide Seiten gehen bei der mobilen Nutzung von Social-Web-Angeboten zudem extrem stark Hand in Hand. Ob die Nutzung stärker an Chancen orientiert oder eher risikobehaftet abläuft, hängt darüber hinaus in erheblichem Maße vom individuellen Medienhandeln jedes einzelnen Nutzers ab. Und die Gradwanderung zwischen diesen beiden „Polen“, wenn man so will, ist durchaus ein sehr anspruchsvoller Balanceakt (im Übrigen nicht nur für junge Nutzer). Meiner Ansicht nach sollte jedoch jedem, der mit Kindern und Jugendlichen lebt und arbeitet ganz klar sein, dass trotz Risiken, die im Zusammenhang mit dem technologischen Fortschritt stehen, ein Aufwachsen ohne mobile und „soziale“ Medien vor dem Hintergrund einer heute von digitalen Medien durchdrungenen Gesellschaft im Hinblick auf die Partizipation am sozialen und kulturellen Leben wohl kaum erstrebenswert ist. Wir Erwachsenen sollten uns dringend den Herausforderungen stellen, um die Chancen nicht zu verpassen oder sie unseren Kindern gar zu verwehren.
Welche neuen Aufgaben ergeben sich für die Medienpädagogik, welche für den Jugendmedienschutz?
Um die Angebote des Mobile Social Web für sich von Vorteil nutzen und die besonders für junge Nutzer schwer abzuschätzenden Gefahren vermeiden zu können, sind Heranwachsende zunächst einmal auf die Unterstützung durch medien- und erziehungskompetente Peers, Eltern und pädagogische Fachkräfte angewiesen. Erwachsenen fällt es jedoch häufig schwer, die heutigen Medienpräferenzen und -nutzungsweisen von Kindern und Jugendlichen nachzuvollziehen, da die derzeitigen Medienwelten sich deutlich von denen unterscheiden, in denen sie selbst aufgewachsen sind. Hinzu kommt, dass sich die Internetnutzung mittels Smartphone dem häuslichen Umfeld und damit zunehmend auch der elterlichen Aufsicht sowie Kontroll- und Regulierungsmöglichkeiten entzieht. Vor allem für ältere Heranwachsende stellen Verbote und harte Regulierungen in Form (technischer) Zugangsbeschränkungen keine sinnvolle Maßnahme dar, da in der Lebensphase Jugend eng mit der Autonomie der mobilen Mediennutzung bedeutende Chancen verbunden sind. Die Herausforderungen für Medienpädagogik und Jugendmedienschutz bestehen darin, gemeinsam auf einem schmalen Grad zwischen Chancen und Risiken Lösungen zu finden, um Jugendliche in einem risikoarmen Medienhandeln zu bestärken. Nur wenn Eltern, Daten-, Verbraucher- und Jugendschützer, Gesetzgeber, Medienaufsicht und Medienanbieter, pädagogische Fachkräfte und Medienpädagogen in einem steten Austausch und gegenseitiger Unterstützung zusammenarbeiten, lassen sich – vor dem Hintergrund des dynamischen medialen Wandels zum jetzigen Zeitpunkt und auch in Zukunft – Kinder und Jugendliche erfolgreich darin bestärken, die Chancen mobiler und „sozialer“ Medien vorteilhaft für ihre Persönlichkeitsentwicklung sowie der Partizipation am gesellschaftlichen und kulturellen Leben zu nutzen.
Wo kann man Ihre Arbeit lesen oder wie kann man sie beziehen?
Die Arbeit kann über die Bibliothek der Universität Bielefeld bezogen werden. Oder Sie senden einfach eine Anfrage an mobilesocialweb@e.mail.de.
Zum medius 2015
Ausgezeichnet werden Abschlussarbeiten aus dem deutschsprachigen Raum, die sich mit innovativen Aspekten aus dem Medienbereich, der Pädagogik oder dem Jugendmedienschutz auseinandersetzen. Der Preis ist mit 2 500 Euro dotiert. Einsendeschluss ist der 31. Oktober 2014; eingereicht werden können die Arbeiten bei der FSF oder der GMK. Mehr Informationen sowie die Adressen, an die Sie sich wenden können, finden Sie auf unserer Website.