Danni Lowinski : Heldin der Shopping-Mall

Barbara Förster, Redakteurin bei ProSiebenSat1, über eine deutsche Serie mit internationalem Echo.

In der letzten Staffel ging Dannis Liebe zu Bruch. Jetzt liegt ihr ein Zuhälter zu Füßen und ein Staatsanwalt tritt in ihr Leben. Dabei bleibt Danni, wie sie ist: bodenständig, schlagfertig und beste Freundin. Wenn ich mich umschaue im deutschen TV, frage ich mich, warum es eine Serie wie Danni Lowinski so selten gibt. Kein Mittelschichtseinheitsbrei, sondern eine Frau mit Verortung in der sozialen Realität der meisten Menschen hierzulande. Eine Serie, deren Protagonisten keine tadellosen Langweiler sind. Weit weg, aber nicht sehr weit weg von mir selber. In Danni Lowinski führt eine Anwältin aus der Unterschicht einen ebenso witzigen wie zähen Kampf um das Überleben der „kleinen Leute“.

Vom Klapptisch in der Shopping-Mall zum eigenen Büro

Die Serie Danni Lowinski wurde bei Sat. 1 entwickelt. Angefangen hatte es mit einer Frage, die uns im Sender umtrieb: wie entwickelt man eine moderne Serienheldin, die gleichzeitig glaubwürdig ist und Unterhaltungswert hat? Könnte es eine Anwältin sein? Damals fiel auch das Stichwort Erin Brokovich …. Ich weiß nicht, ob Marc Terjung, der Erfinder von Danni Lowinski, tatsächlich Julia Roberts im Kopf hatte, als er begonnen hat, sich die Serie auszudenken. Vermutlich nicht. Wie wäre er sonst auf den Klapptisch in der Shopping-Mall verfallen? Nicht nur wegen des skurrilen Settings ist Annette Frier als Danni mir näher, als Julia Roberts es je sein könnte. In der neuen Staffel bekommt sie endlich ein eigenes Büro. Frauen, die ihren Weg gehen, gibt es genug im deutschen Fernsehen. Aber keine spielt so gekonnt mit den sozialen und moralischen Widersprüchen unserer Wirklichkeit wie sie. Hart war die Geschichte des Vaters, dem die Kinder weggenommen wurden. Beklemmend, als Danni für eine spastisch Gelähmte eintrat, die einmal in ihrem Leben schön sein wollte. Zum Brüllen komisch die Sache mit den Nutten…

Export nach Übersee

Die Luft ist dünn geworden für deutsche Serien im Privatfernsehen*. Amerikanische Lizenzware ist für die Sender billiger und oft beim Zuschauer beliebter. Die handwerklich perfekten Serien aus Übersee bedienen sich auch europäischer Vorlagen. Das übliche Vorgehen: Eine Serienidee wird gekauft und in den USA neu produziert. Mehrere englische, aber auch eine skandinavische Serie wurden schon „nachgemacht“. Die britische Serie Life on Mars wurde 2009 adaptiert – David E. Kelley hat den Pilot geschrieben. Die dänische Serie Forbrydelsen heißt in den USA The Killing (2007) Auch nach Deutschland geschafft hat es die amerikanische Version von Shameless aus dem Jahr 2011. Nicht immer ist die amerikanische Hochglanzware besser als ihre europäische Vorlage. Danni Lowinski war das erste deutsche Serienformat, das je in die USA verkauft wurde. Bisher war es stets umgekehrt. Trotzdem: eine amerikanische Danni gibt es (noch) nicht.

Ende Teil 1. Fortsetzung folgt!

Anmerkung der FSF- Blogredaktion:

Am Montag startet die 4. Staffel des Sat.1 Formates Danni Lowinski. Die Folgen der 1. und 2. Staffel erhielten von der FSF eine Freigabe ab 12 Jahren/ Tagesprogramm. Inhaltsangabe, Kurzbewertung und die Diskussion von Wirkungsrisiken finden Sie hier.

*Blogartikel von Jenni Zylka Schwarzwaldklinik vs. Breaking Bad

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Über Barbara Förster

Nach dem Studium (Literaturgeschichte, Politologie und Hispanistik) Dramaturgin am Staatstheater Darmstadt, danach freie Mitarbeit beim Hessischen Rundfunk. Viele Jahre Redakteurin in der deutschen Fiction bei SAT.1 in Berlin. Seit 2008 Redakteurin für Jugendschutz und Programmberatung bei Pro7Sat.1 in München, seit 2014 Jugendschutzbeauftragte Pay-TV.