Extant: Zurück aus dem All

Familie im Brennpunkt

Die Science-Fiction-Serie Extant (engl. Existent, übrig geblieben) startet in Hochglanzoptik am 5. Juni 2015, um 20.15 Uhr, auf sixx mit neuen Visionen und alten Konstellationen.

Wie es sich für eine Science-Fiction-Serie gehört, beginnt auch diese mit dem eleganten Flug eines Raumschiffs. Anstatt als große Raumstation mit intergalaktischem Auftrag stellt es sich jedoch als Spielzeug heraus und geleitet einen in den familiären Alltag von Molly (Halle Berry). So zeigt sich schnell, worauf es der Serie und ihrem Autor Mickey Fisher wirklich ankommt: die Familie. Diese Thematik bleibt Dreh- und Angelpunkt und zieht sich als Hauptmotivation durch die Serie. Ferner ist die Idee der Serie, zukünftige Entwicklungen nicht nur im Upper Space, sondern auch im ganz normalen Alltag zu präsentieren und das alles mit einer mystisch-subtilen Bedrohung zu unterlegen für viele Science-Fiction-Fans interessant. Und auf die Action lässt sich auch nicht lang warten …

Nacheinander kommen die großen Stars in die Serienlandschaft eingeflogen. Was früher verpönt war, gehört nun zum guten Ton. Der Weg von Hollywood in die neueste High-Quality-Seriennummer ist nicht weit und er zeigt sich als immenser Karrierepusher. In Extant präsentiert sich Oscarpreisträgerin Halle Berry als Protagonistin mit starkem Willen. Die Science-Fiction-Serie erzählt die Geschichte der Astronautin Molly Woods, welche nach 13-monatiger Einzelmission im Weltraum nun wieder in den Alltag finden muss.

FSF ab 12 Jahren
FSF ab 12 Jahren

Mollys Mann John Woods (Goran Visnjic) ist zusammen mit Grace Gummer (Julie Gelineau) Ingenieur für eine sich aufbauende Firma für die Entwicklung von humanoiden Robotern. Roboter übernehmen bereits einige Funktionen im Alltag, leisten gute Arbeit, doch für John ist der wichtigste Aspekt überarbeitbar: Die Zwischen’menschliche‘-Beziehung. Und so sollte auch ihr Nutzen in diesem Bereich voranschreiten. Ethan (Pierce Gagnon) ist ein humanoider Roboter, der diesen Ansprüchen genügen soll: Er ist Johns und Mollys Sohn. Für Eltern, die selbst keine Kinder bekommen können und für die eine Leihmutterschaft und Adoption nicht in Frage kommt, soll der Prototyp Ethan Abhilfe verschaffen. Dieser Entwicklung stehen die Wenigsten positiv gegenüber und Ethan wird als gehender Toaster und gefährliche Maschine angefeindet. So sehr einem der kleine Junge auch leid tun kann, steht der Zuschauer vor den gleichen Fragen wie Molly: Ist Ethan wirklich verletzt? Fühlt er? Hat er sich seit ihrer Mission verändert? Und: Kann er gefährlich werden?

Doch Mollys Unsicherheit richtet sich nicht nur gegen Ethan. Merkwürdige Dinge passieren seitdem sie wieder auf der Erde gelandet ist. Sie bekommt Halluzinationen, die ihr so real erscheinen, dass sie Angst bekommt. Öfters sieht sie Marcus, ihre große Liebe, die vor acht Jahren verstarb. Auch ihr Arbeitgeber, der Gründer von Isea, dem Marktführer der privatisierten Raumfahrt, Hideki Yasumoto (Hiroyuki Sanada), ist auffallend verkniffen an ihrer Gesundheit interessiert. Aus Kontrolle wird Überwachung und schließlich sogar Bedrohung.

Extants Besonderheit ist zum einen die Thematik: Science-Fiction in Kombination mit Familie, Alltag und Mystery. In unserer Zeit, in der neueste Entwicklungen so schnell Eingang in unseren Alltag finden und Zukunftsvisionen sich schon um die nächsten zehn anstatt hundert Jahre drehen, ist es vielleicht ganz natürlich, dass Extant daran anknüpft und im Alltag einsteigt. Auch wenn es früher oder später doch noch um die Rettung der Menschheit gehen mag …

Doch vor allem eins fällt für die Zuschauer sehr positiv ins Gewicht, wie die Onlinecommunity preisgibt: die Optik. Auf nervige Wackelkamera-Effekte und übertriebene Kostüme wird gänzlich verzichtet. Stattdessen überwiegt eine ruhige Kamera, perfekte Special Effects und Filter, die jedem eine Porzellanhaut zaubern. Unter der Produktion von Amblin Entertainment, CBS Television Studios und Steven Spielberg an der Spitze wird einiges investiert, um den HD-verwöhnten Zuschauer glücklich zu machen. (serieslyawesome.tv, subcentral, amazon)

Die Narration präsentiert sich zügig, jedoch durch die reihenweise auftauchenden offenen Fragen ohne Antwortschimmer so bruchstückhaft, dass es einige Folgen braucht, um einen richtig zu fesseln. Hingegen lässt sich hoffen, dass die Figurenkonstellation noch etwas an Fahrt aufnimmt. Eine zu beschützende Familie mit liebendem Ehegatten, über Leichen gehende Unternehmer, eine verbitterte rechte Hand und eine beste Freundin sind zwar ein robuster Serienstamm, doch wünscht man sich von einer Serie, die in Namen wie Steven Spielberg und Halle Berry investiert, etwas mehr Abwechslung.

FSF: Freigegeben ab …
Die atmosphärisch düster und bedrückend inszenierte Science-Fiction-Serie handelt vom Übernatürlichen und beschwört damit ein gewisses diffuses Bedrohungspotenzial bzw. eine unheimliche Atmosphäre herauf. Anfangs wird dieses verstörende Potenzial noch nicht konkret in Bilder gefasst. Im Laufe der Staffel nehmen sowohl die Dramatik als auch die Dichte der gewalthaltigen Bilder zu. Horrorelemente und eine entsprechende musikalische Untermalung verstärken die unheilvolle Stimmung. Zeitweise gibt es keine klare Gut-Böse-Zeichnung der Charaktere, wodurch ein verlässlicher Orientierungsrahmen fehlt. Für 12-Jährige ist die Handlung im SciFi-Kontext als alltagsferne Fiction klar erkennbar und bietet hinreichend Distanz – eine Ausstrahlung im Hauptabendprogramm (20.00 – 6.00 Uhr) erscheint vertretbar. Für Kinder unter 12 Jahren dagegen führen die verwirrende Handlung ohne klare Gut-Böse-Zuordnung, die zahlreichen Horrorszenen und die Gewaltspitzen zu Überforderung und Ängstigung, eine Ausstrahlung im Tagesprogramm kommt daher nicht in Betracht.

Zu dieser und weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

Hinweis zu den aktuellen FSF-ProgrammInfos:
Bitte beachten Sie, bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Henrike Rau

Henrike Rau studierte Architektur an der Universität Kassel und danach Digitale Medienkultur und Medienwissenschaften an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF. Neben Uniprojekten wie Sehsüchte, der Kinderfilmuni oder Kooperationen mit dem Filmmuseum Potsdam haben Praktika beim UFALab und bei der FSF ihre Ausbildung mit Praxis belebt.