Reminiszenz an den klassischen Western

Ruhige Erzählungen mit Tiefgang sind in Zeiten von hektischen Agenten- und Profilerkrimis, bei denen sich die Geschehnisse im Sekundentakt wandeln, das an den Haaren herbeigezogene Böse mit absurden Softwareprogrammen oder übermenschlichen Fähigkeiten bekämpft wird, Seltenheit geworden. Die neue Serie Longmire schafft hier Abhilfe – langsam, aber nicht langweilig, entspannend, aber zugleich spannend wird hier die Arbeit und das Privatleben des Sheriffs Walter Longmire vor einer beeindruckenden Landschaftskulisse geschildert.

Gewehr und Thermoskanne liegen auf dem Beifahrersitz seines Pick-ups, wenn der ruhige und schroffe, zugleich aber auch wirklich sympathische Sheriff (Robert Taylor, Matrix) zur Arbeit fährt.
Mit enormer Ernsthaftigkeit widmet er sich der Aufklärung von Verbrechen aus der nahen Umgebung – sei es der Mord an einem Mädchen aus dem Indianerreservat oder die Aufdeckung eines illegalen Prostituiertenringes, der seine Kunden – Cowboys und Desperados – aus einem Wohnwagen bedient.

Seine neue Kollegin aus Washington Victoria, wundervoll gespielt von Katee Sackhoff (24), steht ihm dabei stets als gute Freundin und Partnerin zu Seite, während hingegen der junge Deputy Branch (Bailey Chase, Buffy – Im Bann der Dämonen) versucht, dem Sheriff seinen Posten streitig zu machen.

Privat hat Longmire mit dem Verlust seiner Frau zu kämpfen, der ihm auch deutlich ins Gesicht geschrieben steht. Tochter Cady (Cassidy Freeman, Smallville), der langjährige Freund Henry (Lou Diamond Phillips, Stargate Universe) und auch Kollegin Victoria bemühen sich jedoch, seiner Isolation und Trauer ein Ende zu setzen. Während die meisten davon ausgehen, dass seine Frau ihrer Krebserkrankung erlag, umgibt ihren Tod in Wahrheit ein düsteres Geheimnis, denn die Umstände ihres Todes sind mysteriös und bis heute nicht geklärt.

Sieht man den Sheriff einsam auf der Terrasse seiner Range stehen, könnte man meinen es handele sich um einen Western aus alten Zeiten. Doch dann hört man den Anrufbeantworter im Hintergrund … Gerade diese Kontraste – das Gefühl von Gegenwart und Vergangenheit, Langsamkeit und Spannung, Ernsthaftigkeit und mitunter auch ein kleiner Witz – machen die Serie so besonders. Daniel Haas von der FAZ beschreibt die Serie ziemlich passend mit folgenden Worten: „Die Serie hat den Charme von autogenem Training“, und zeigt einen Helden, der es „gerne in Zeitlupe krachen lässt“ und „entschieden durchlädt“ (www.faz.net).

RTL NITRO feierte bereits im Januar die Deutschlandpremiere der ersten Staffel von Longmire. Am 14. Februar, um 22.05 startet der schweigsame Sheriff nun in Runde zwei – wieder auf RTL NITRO und gleich mit einer Doppelfolge!

Die FSF prüfte drei Episoden der Serie und befand, dass diese, trotz einzelner Gewaltdarstellungen und Bilder von Toten, Kinder ab 12 Jahren nicht übermäßig ängstigen: Der Sheriff tritt privat und beruflich als integre Person auf, das Setting ist hinreichend alltagsfern und lange dialoglastige Passagen sowie Landschaftsaufnahmen bieten ausreichend Entlastungsmomente. Vor diesem Hintergrund kann die Serie bedenkenlos im Hauptabendprogramm ausgestrahlt werden.

Zu dieser und weiteren ProgrammInfos aus der Programmprüfung geht es hier.

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. In unregelmäßigen Abständen veröffentlichen wir dort neue Prüfentscheidungen aus dem aktuellen Fernsehprogramm. Diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Mareike Müller

Mareike Müller studierte Kulturanthropologie und Rechtswissenschaften (BA) sowie European Studies (MA) an der Georg-August Universität Göttingen und Europa Universität Viadrina. Nach verschiedenen Erfahrungen in der politischen und kulturellen Vermittlungsarbeit im In- und Ausland war sie von 2012 bis 2014 als studentische Mitarbeiterin bei der FSF redaktionell und im Projektmanagement tätig. Seit 2015 schreibt sie als freie Autorin für der FSF-Blog.