„Wir fürchten uns nicht mehr vor Atombomben, wir haben aufgehört, über Unangenehmes nachzudenken. Über die hauchdünne Grenze zwischen dem Paradies und dem Abgrund. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass es zwölf Bedrohungen gibt, die zum völligen Kollaps führen können. […] Erreicht auch nur eine dieser zwölf Bedrohungen einen kritischen Punkt, dann wars das. Keine zwölf oder fünf oder sechs … es reicht eine davon. Dann sinkt das Schiff – auch wenn wir tanzen.“
Es ist ein dummes, hektisches Versehen, aber ein unverzeihlicher Fehler in einer Situation wie dieser. Eine Gruppe bewaffneter Krimineller überfällt eine Bank und während der Alarm losgeht und die Uhr tickt, fällt die Tür zur Freiheit – der einzige Fluchtweg – ins Schloss. Die Räuber sind eingesperrt. Ein Kamerad (Mikkel Bratt Silset als Teo) außerhalb. Er flieht, wird angeschossen, überfährt einen Polizisten und rettet sich mit letzter Kraft zu seinem Freund Leif (Pål Sverre Hagen). Sein Leben steht auf Messers Schneide, der Weg ins Krankenhaus ist unmöglich und so landet er bei Ravn (Sven Nordin).
Neonröhren, ein zugiger Schacht und dunkle Ecken. Am Ende eines Ganges dringen Stimmen hervor und plötzlich stehen wir mitten in einem Labor. Oder ist es eine Praxis? Medizinische Gerätschaften und ein Mann in weißem Kittel. Tief unten in einem U-Bahnschacht flickt Ravn mit Hilfe von Leif den verwundeten Bankräuber zusammen. Der Mediziner hat seinen weißen Kittel an den Nagel gehängt und ist in den Untergrund abgetaucht, nachdem das Krankenhaus, in dem er und seine todkranke Ehefrau Wilma (Pia Halvorsen) praktizierten und forschten, eine höchst experimentelle Behandlung untersagten. In ihrem Schmerz und ihrer Not brechen sie alle Verbindungen ab und forschen auf eigene Faust weiter.
Das Verbindungsstück zwischen allen Schnittmengen ist Leif. Er balanciert in einer Schattenwelt zwischen staatlicher Autorität und Illegalität. Ein Eigenbrötler und Verschwörungstheoretiker, der in alle Richtungen bestens vernetzt ist und seine Energie nutzt, um gemeinsam mit Ravn eine illegale Praxis für Kriminelle und Geächtete zu eröffnen.
Inszeniert wird ein düsteres prä-apokalyptisches Szenario. Bisher scheint die Katastrophe uns noch nicht überrollt zu haben oder haben wir es vielleicht nur nicht bemerkt? Bewegt die Gesellschaft sich auf einen Abgrund zu und sieht nicht, dass das menschliche Handeln die Erde auf einen Weg ins Verderben schickt? Während diese Sinnsuche nach dem großen Ganzen einen Erzählstrang bildet und sorgenvolle Zukunftsbilder zeichnet, wobei ein Terrorangriff noch mit die kleinste Sorge ist, wird durch die Darstellung der persönlichen Dramen, Eskapaden und Vertrauensfragen der einzelnen Figuren eine zweite Ebene geschaffen, die Valkyrien ein Gefühl der Bodenhaftung gibt.
Gezeigt wird ein erfrischender Ansatz, der sich nicht mit den Geschehnissen nach der Katastrophe beschäftigt, sondern den Weg dorthin beschreibt und in sich spannende Handlungsstränge birgt.
Die Serie bedient in seiner Farbgebung und Tonalität unseren Vorstellungen vom skandinavischen Fernseh-Design. Jedoch wendet sich die achtteilige Serie durch seinen Themenfokus vom klassisch nordischen Krimigenre ab. Dadurch, dass der Konflikt mitten ins reiche Herz Europas getragen wird, einem Umfeld, das weder Mangel, Krieg noch Unglück kennt und scheinbar naiv die Augen vor dem verschließt was kommt, gewinnt die Serie an zeitgenössischer Relevanz. Als die Zusammenhänge von Umweltkatastrophen, unserem Stromnetz und daraus resultierendem Chaos erläutert wird, durchbricht Valkyrien die vierte Wand und all diese Zukunftsfragen sitzen mit uns auf dem Sofa.
Valkyrien ist ab heute bei EntertainTV abrufbar.
FSF: freigegeben ab …
Die ruhig erzählte Serie könnte ab 12-Jährige aufgrund ihrer dichten Atmosphäre sowie der ungewöhnlichen Thematik ansprechen. Das kriminelle Verhalten der Protagonisten wird nicht positiv bewertet, sondern erklärt durch deren seelische Grenzsituationen, Zuschauer ab 12 Jahren können dieses ambivalente Vorgehen richtig decodieren, eine Vorbildwirkung wird nicht entfaltet. Gewaltmomente nehmen im Serienverlauf zu, beschränken sich in der Wahl der filmischen Mittel allerdings auf das dramaturgisch Notwendige. Auf reißerische Bilder oder dargestellte Gewalteskalationen wird verzichtet. Die teils düstere Atmosphäre wird durch besonnene Handlungen der Protagonisten und einige humorvolle Sequenzen gebrochen, dies trägt zur Entlastung bei. Die Serie wird für ein Publikum ab 12 Jahren freigegeben, da diese im Gegensatz zu Jüngeren kompetent mit potenziell ängstigenden Medieninhalten umgehen können.
Zur dieser und weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.
Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.
Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.