Leopold Grün im Gespräch mit Kristina Konrad

Diego, ein Film der Reihe „Ab18!“ ist auch ein Projekt der doku.klasse, die Leopold Grün (FSF) mitbetreut. Diego läuft diese Woche bei doxs! Duisburg im Rahmen der Duisburger Filmwoche. Mit Kristina Konrad sprach er über die Montage ihres Films.

Der Film handelt vom 23-jährigen Diego, der kurz vor seinem Abschluss des Physik-Studiums steht. In der Schweiz geboren, in London aufgewachsen, momentan in Oxford studierend und dann? Kristina Konrad blickt „in die Lebenswelt einer jungen globalen Elite, welche die Entscheidungsträger von Morgen hervorbringt.“ (3sat)

logo_doku-klasseLeopold: Zunächst etwas zum Unterschied zwischen Idee und Film. Beim Dokumentarischen ist es ein typisches Merkmal, dass man beim Exposé nicht weiß, was einem dann tatsächlich begegnet. Ich finde interessant, dass in deinem Konzept relativ viele ethische, moralische und politische Fragen enthalten sind, die dann im Film selber nicht unmittelbar formuliert werden. Was direkte Interviews betrifft, hast du nur dieses eine längere Gespräch zur „Liebe“ im Film. Warum ist die Entscheidung so gefallen, dich mit direkten Interviews – auch zu den Fragen, die dich grundsätzlich interessieren – eher zurückzuhalten und vielmehr zu beobachten?

Kristina: Ich habe Gespräche geführt, in denen es um Themen wie Ethik und Verantwortung ging. Ich habe auch angesprochen, wie er dazu steht, dass es dem größten Teil der Menschheit sehr schlecht geht und ihm doch eigentlich sehr gut. Die Entscheidung, das wegzulassen, haben wir ziemlich schnell getroffen, weil die Gespräche zum einen sehr lang waren und zum anderen bin ich da nicht richtig rangekommen. Es war nicht interessant. Es war eher ein bisschen Politikergeplauder.

Leopold: Zu oberflächliche Aussagen? Du konntest sozusagen nicht an einen Kern gelangen.

Kristina: Man hätte das vielleicht schon geschafft. Dazu hätte ich, wie ich es ja oft mache im Dokfilm, mehrmals immer wieder hingehen müssen und dann nachhaken. Doch wir hatten eine relativ kurze Drehzeit.

Kristina Konrad; Foto © FSF
Kristina Konrad; Foto © FSF

Leopold: Wenn du sagst, dass es oberflächlich war, sagt das ja auch etwas über den Protagonisten aus. Das hättet ihr ja trotzdem nehmen können, um zu zeigen, es gibt da auch etwas Entlarvendes. Wolltet ihr das nicht, weil ihr das Gefühl hattet, das wird der Figur nicht gerecht oder was war der Grund?

Kristina: Es wäre billig entlarvend gewesen, das wollten wir nicht und es hätte nicht zum Film gepasst. Wir haben uns dann für einen anderen Rhythmus und das Körperliche entschieden. Im Gespräch über Liebe hat er mir gesagt: „Ja, Kristina, ich wusste, das kommt.“ Als er dann hier den Film geguckt hat, hat er gelacht und gesagt: „Ich wusste, dass du das rein nimmst mit der Liebe. Dass es für dich so wichtig war“. Viele arbeiten mit extrem viel Off, doch wir sind keine Fans von diesem Gestaltungsmittel. Natürlich hätte man die langen Gespräche im Off irgendwie zusammenschneiden können, gewisse Infos geben können, aber am Ende haben wir uns dagegen entschieden.

Leopold: Ihr wählt den beobachtenden Weg. Ich komme dem Protagonisten körperlich näher. Über die Rhythmik dieser Person, wie er seinen Tag gestaltet und wie er an seinem Körper arbeitet, auch geistig. Warum fandest du darin den Schlüssel zur Figur? Das ist ja eine ganz bewusste Entscheidung. Du gehst diesen Weg, ziemlich konsequent, finde ich.

Kristina: Einerseits wegen der Drehbedingungen. Wir durften in Oxford von 9-17 Uhr filmen, also wäre ein Gespräch abends in seinem Zimmer in Ruhe nicht möglich gewesen. Und es ist uns auch aufgefallen, dass er sehr flott läuft. Ich gehe auch schnell und den meisten Leuten gehe ich viel zu schnell. Aber bei Diego musste ich mich da auch anstrengen. (lacht) Er hat in Oxford sehr viel zu tun, dann sein jugendliches Chaos… Dann fanden wir es am Interessantesten. Er wollte ausgehen, aber gewissen Dingen hat er auch nicht zugestimmt, zum Beispiel als er eine Frau getroffen hat. René (René Frölke, Cutter und selbst ja auch Filmemacher) war sehr maßgebend für die Entscheidung, es ganz konsequent so reduziert zu machen. Die Erzählweise war schon im Material angelegt, z. B in langen Einstellungen.

Leopold: Im Exposé wird eine viel engere Bindung an deine eigene Geschichte deutlich. Dort erzählst du, dass du den Vater aus der Jugend kennst, wie Diego dir begegnet ist und du dich plötzlich für jemanden interessierst, für den du dich möglicherweise noch nie interessiert hast. Jemand aus einer Welt, die dir fremd vorkommt, oder die du vielleicht auch politisch stark kritisierst – was für dich aber auch den Reiz ausmacht. Diesen persönlichen Bezug zu Dir bekommen wir im Film gar nicht vermittelt. War das von Anfang an klar, dass du das nicht reinnimmst?

Kristina: Ja, denn das wäre ein anderer Film gewesen. Das wäre dann ein langer Film gewesen.

Leopold: Das sind 90 oder 60 Minuten.

Kristina: Dann wäre es auch um Markus, den Vater, gegangen. Aber da war die Entscheidung, das geht zeitlich nicht. Und ich glaube schon, dass man mich spürt. Ich stelle Fragen. Ich finde, man darf die Präsenz der Filmemacher merken. Und wir sagen zueinander „Du“.

Leopold: Das bringt mich zur Frage nach der Präsenz der Mutter im Film. Sie tritt relativ unvermittelt im Haus in London auf und man fragt sich, ist das jetzt die Mutter oder die Haushälterin? Warum interessiert ihr euch nicht für die Mutter?

Kristina: Ich wollte die Mutter schon drin haben. Immer am Semesterende holt die Mutter ihn eigentlich mit dem Auto ab. Sie müssen dann das ganze Zimmer ausräumen, weil es während den Semesterferien vermietet wird. Die beiden laden alles ins Auto und fahren dann zusammen nach London. Das wollte ich filmen. Es hat aber nicht stattgefunden, weil Diego mit den Kollegen eine Busreise nach Amsterdam hatte. Ich bin ja eine Frau und eigentlich sonst immer eher auf Frauen konzentriert. Aber die beiden, Vater und Sohn, machen auch viel mehr zusammen, vor allem beruflich haben sie miteinander zu tun.

Leopold: Ich fand es eine deutlich werdende Leerstelle. Habt ihr nicht mit der Mutter gedreht?

Kristina: Doch, das eine ist das Essen, aber da war sie die Schweigsamste. Und dann das Familienfoto. Die zwei kleinen Töchter gehen auf eine Schule, wo sie Geige spielen müssen und die Mutter übt mit ihnen. Das habe ich gedreht und das waren eigentlich sehr schöne Szenen. Aber das passte nicht mehr in den Film. Wir haben auch mit Diego noch eine Szene: Sie haben im Haus einen Fitnessraum. Die Mama trainiert sehr viel und wir haben mit den Beiden da oben gedreht. Beim Schnitt haben wir uns aber für die Trainingsszene in Oxford entschieden.

Leopold: Du hast gerade eine weitere Szene erwähnt, die nicht im Film ist. Diese „Familienaufsteller“ sind sehr interessant. Diego zeigt dabei sein Verhältnis zur Familie. Das ist eine Szene, wo ich konkret sagen würde: Die habe ich vermisst. Da habe ich nochmal etwas anderes von ihm gesehen, wie er versucht, sich vor den Vater oder die Mutter zu schieben. Diese ganze Art der Präsentation, der Kontrolle, die er immer haben will, die fand ich eigentlich nicht entlarvend, sondern kindlich, offenkundig.

Kristina: Ja, das hat auch etwas Sympathisches. Wir haben jetzt Musik drüber gelegt. Die Familie hat dabei permanent kommentiert. Es ist auch ein bisschen Show, oder? Das war eine der ersten Szenen, die René geschnitten hat. Und die hat uns eigentlich sehr gut gefallen. Wir fanden sie auch lustig, sie hat uns Spaß gemacht, aber letztendlich passt sie nicht zum Rest des Filmes.

Leopold: Diese Diskussion darüber, was an wertvollen Momenten im Material enthalten ist, ist eine ganz schwierige. Man muss ja auch einen bestimmten Stil verfolgen, der zu einer Aussage führt. Vielleicht kannst du diesen Diskussionspunkt in der Montage beschreiben? Kannst du dich erinnern, an welchen Stellen ihr auch mal aneinander geraten seid? Gibt es Momente, wo man kurz denkt: „Ich will einen ganz anderen Film machen.“? Beim Dokumentarfilm ist dieser Prozess sehr beweglich, in jegliche Richtungen, oder?

Kristina: Wir haben es so, wie es jetzt letztendlich ist, nur vier Leuten gezeigt und drei davon hat es ein bisschen ratlos gelassen. Dann habe ich auch an Katya Mader gedacht, die Redakteurin. Ich schätze Katya sehr, weil sie dich machen lässt. Aber trotzdem habe ich gedacht, sie erwartet von mir sicher etwas Anderes. Deswegen habe ich manchmal am Abend geguckt, ob wir nicht doch noch anderes Material (aus den Interviews vor allem) reinnehmen können. Ich habe es versucht und meistens René gar nicht gezeigt, weil ich schon selbst drauf gekommen bin: Es geht nicht, es bringt nichts. Wir mochten zum Beispiel auch noch die Szene mit dem Freund Jo, auch weil das praktisch der Einzige ist, der ihm mal sagt: „Warte mal“! Und Diego akzeptiert es. Bei den andern ist er eher dominant.

Leopold: Das ist der einzige Moment, wo er auf die Reaktion eines Anderen angewiesen ist. Er kann nicht gestalten, sondern er wartet. Jo sagt: „Ich gucke mir die Homepage so an, ob sie funktioniert und nicht so, wie du sie mir erklärst.“

Kristina: Genau.

Leopold: Und dann gab es einen zweiten Moment, einen familiären Moment mit dem Schnitt auf das Foto. Du merktest, die kennen sich schon ganz lange.

Kristina: Ja, sie sind Freunde seit der Kindheit, und das hat etwas Berührendes.

Leopold: Das ist auch eine starke Szene. Ich kann gut verstehen, warum sie nicht drin ist in dem Rahmen, und würde doch auch einen Ausdruck des Bedauerns äußern. Das hätte mir noch ein anderes Bild von ihm gezeigt.

Kristina: Die hätten wir gern reingekommen, aber sie ist fünf Minuten lang. Es gibt noch eine andere Szene mit Indigo, der so lustig aussieht und die Kekse vorbeibringt. Er lebt auf einem Boot am Kanal, studiert auch an der selben Universität und ist ein ganz toller Typ. Aber es war eine ganz klare Entscheidung, dass wir nicht einfach alles, was interessant ist, kurz zusammenschneiden. So etwas würde René niemals machen.

Leopold: Aber man könnte ja sagen, ein Gang mit ihm durch die Stadt weniger und ihr hättet 1 1/2 Minuten für eine andere Szene gehabt.

Kristina: Ja, aber eineinhalb Minuten hätten nicht gereicht. Diese Szenen sind alle länger. Die Szenen mit dem Vater auf dem Zugerberg mussten auch raus, weil es eine andere Geschichte geworden wäre. Dafür haben wir uns für den Spaziergang in London entschieden. Da redet er noch viel mehr über seine Zukunft. Alle diese Szenen sind nicht gestellt, falls du dich das fragst. Ich habe auch nie gesagt, über was sie reden sollen. Das haben sie selbstständig entschieden.

Leopold: Ich finde es auch interessant, dass man am Anfang denkt, man will das eigentlich gar nicht – dieses Hinterherlaufen und dieser Stil hängen einem dann aber noch gut nach. Der Film hat mich dadurch noch mal mehr beschäftigt, weil erst ganz zum Schluss dieses Interview mit der Nähe kommt, mit der Liebe und dann diese intensive Szene im Wasser. Es hat auch etwas Trauriges, dieser leere Reichtum, in dem er angesiedelt ist. War das Absicht? Kannst du etwas dazu sagen, wie ihr zu diesem Punkt gekommen seid?

Kristina: Mit dem Whirlpool?

Leopold: Wofür steht diese Szene für dich?

Kristina: Sie hatten den Whirlpool und da hat das ganze Team gesagt: „Also dann filmen wir euch im Whirlpool.“ Das war ganz spontan, wir fanden das lustig. Dabei war es ja relativ kalt. Zuerst haben sie „Nein“ gesagt, aber haben es dann trotzdem gemacht. Markus, der Vater, meinte noch, „dann musst du dich aber auch reinsetzen, es sind ja fünf Plätze“ (lacht). Dass es dabei zu diesem einen Moment, in dem Diego so halb in die Kamera blickt, ganz nachdenklich, kommt, das konnte ich nicht wissen. Wir wussten nicht, was im Whirlpool geschehen wird. Wir haben nur die Situation gesehen. Und der Kameramann hat gesagt: „Das möchte ich machen, das gibt ein gutes Bild.“

Leopold: Es gibt auch noch ein paar Körperszenen, die gepasst hätten, z.B. wie er sich rasiert. Am Anfang fühlt er sich unbeobachtet.

Kristina: Die Szene mochte ich eigentlich sehr gerne. Auch, wie er dann nachher die Gitarre nimmt und mit dem Tuch spielt.

Leopold: Diese Rasierszene ist deshalb auch interessant, weil es den Schwenk runter gibt. Das Wasser läuft die ganze Zeit und dann stehen im Becken die Teller drin. Das ist so ein Moment der Unordnung, der sonst nirgendwo stattfindet. In seinem Zimmer zwar schon ein bisschen, aber ansonsten ist das eine relativ cleane Welt, in der er lebt. Er rasiert sich da, wo er auch seine Teller abwäscht.

Kristina: Wir haben da jetzt nicht drauf gezogen, aber das Zimmer ist absolut unordentlich. Auch sein Zimmer Zuhause.

Leopold: Irgendwann gibt es eine Szene mit diesem anderen Kumpel, der mit den Keksen kommt. Da fängt er an, vor der Kamera zu posen, den Macker zu spielen, er hat alles unter Kontrolle, er ist der Checker. Wie hast du entschieden, ob du das drin lässt? Manchmal weiß man doch im Schnittraum gar nicht, macht der jetzt eine Show oder zeigt er sich, weil er das auch im richtigen Leben immer wieder versucht?

Kristina: Das weiß ich nicht, dafür kenn ich ihn zu wenig. Wenn er mit mir spricht ohne Kamera – aber da ist Diego nicht der einzige, das kennen wir glaube ich alle – ist er natürlich schon ein bisschen anders, offener und unkontrollierter. Mit den Jungs vor der Kamera war es wohl auch zum Teil bewusste Show, wie beim Familienfoto.

Leopold: Wie war die Zusammenarbeit mit der 3sat-Redaktion?

Kristina: Ich habe noch nie so eine Abnahme erlebt. Ich hatte ja ein klein bisschen Angst. Aber ich habe mich vorbereitet, eben weil ich dachte, sie würde etwas Anderes erwarten. Ich habe vorher nichts gesagt und dann meinte Katya: „Das ist kein Rohschnitt, das ist ein fertiger Schnitt.“. Sie hat zwei, drei Fragen gestellt. Eben auch wegen den Gesprächen, ob man vielleicht noch reinbranden sollte „Oxford“, „London“, „Schweiz“ oder ähnliches. Da haben wir kurz über die Sachen geredet. Ich habe ihr eben das, was wir jetzt auch erzählt haben, zu den Gesprächen gesagt und dann war es kurz und schmerzlos. Eigentlich hatte ich ja 30 Minuten von der Redaktion, und ich habe dann Katya angerufen und gesagt: „Du, wir haben sehr langsam geschnitten, wir machen 45 Minuten.“ Da hat sie gesagt: „Ja, wenn es der Film trägt, ist das ok, aber wir können nur für 30 bezahlen, das ist durch.“

Leopold: Das muss man einfach noch mal dazu sagen, eigentlich ist das Format auf 30 Minuten angelegt. So viel Zeit hat man da nicht. Wie sind die Bedingungen?

Kristina: Es gab 12 Drehtage und dann hat die meiste Zeit das Sichten und Aussortieren gedauert. Danach war es eigentlich ziemlich schnell klar, und wir haben etwa drei Wochen daran gearbeitet. Ich habe dann gemerkt, in 30 Minuten kriege ich das nicht hin. Oder ich mache wirklich nur ein Streitgespräch oder irgend sowas. Aber das wäre eine andere Entscheidung gewesen, sonst ist das zu komplex. Dazu kommt – ich habe mich zwar schon ein bisschen rein gelesen – aber ich bin keine Finanzexpertin und Physikerexpertin sowieso nicht, und einfach die gleichen Kritiken und Klischees erzählen, die man immer zeigt, das wollte ich eben auch nicht. Da habe ich gedacht, ich gucke lieber mal einem jungen Mann zu.

Leopold: Ja, ich glaube, das spielt auch eine Rolle, dass man schon sehr viel zu diesem Thema gehört hat, auch viel Kritisches. Dann ist man einfach interessiert, dahinter zu gucken. Aber es geht auch nicht immer darum, jemanden zu entlarven. Einerseits löst der Film etwas aus, dass man sich sagt „Ich will näher ran“, aber man merkt auch, dass es ganz gut ist, nicht in dieser Welt zu leben. (schmunzelt).

Kristina: Wir haben das mit René schon diskutiert, nachdem zwei, drei Freunde gesagt haben, man erwarte mehr, man möchte mehr wissen, gerade wenn man die Gelegenheit hat, in diese Welt zu schauen. Dann möchte man doch mehr erfahren. Wir sind aber immer zum Schluss gekommen, dass, vom Material her betrachtet und bezogen auf die Filmlänge, wir nicht hätten mehr erzählen können.

Leopold: Es gibt einen Moment, wo das Zimmer zu sehen ist, mit diesem Schild. Ich erinnere mich nicht, was genau draufsteht, aber es ist etwas nach dem Motto „Kein Eintritt, ich könnte gerade am Vögeln sein“. Das erzählt auch etwas von ihm. Wenn du das vorne gezeigt hättest und am Ende dann dieses Gespräch über Liebe – das hätte ich ganz interessant gefunden. Aber wahrscheinlich wäre es zu entlarvend gewesen. Es ist genug sichtbar, könnte man sagen.

Kristina: Finde ich, ja. Dazu kommt, was René gesagt hat und was ich ja auch teile: Diego ist wirklich noch ein junger Mann, der ist 23. Noch hat er nicht die Verantwortung für diese Welt und die Scheiße, die passiert, und es kann in jedem Leben, auch in einem solchen Leben, recht viel passieren. Es kann jemand wichtiges sterben. Es können tausend Dinge über dich hereinbrechen. René und ich wollten das Fragmentarische, das Brüchige mit der Montage erzählen. Und nicht den Eindruck erwecken, dass wir wirklich ein vollständiges Portrait machen. Das waren auch 20 oder noch mehr Stunden Material. Das wäre vielleicht alles in einen langen Film gegangen, aber auch da muss man den größten Teil des Materials rausschmeißen.

Leopold: Es zeigt einmal mehr, mit welcher Konsequenz der Film erzählt ist. Vielen Dank, Kristina!

Kristina: Danke euch!

Der ganze Dokumentarfilm Diego der Kategorie „Ab 18!“ – wie auch weitere Filme dieser Rubrik – sind in der 3sat-Mediathek abrufbar. Mehr über die doku.klasse – Ein Projekt von doxs! in Kooperation mit ZDF/3sat, der Grimme-Akademie und der FSF Berlin im Rahmen der Initiative dok you – hier im FSF-Blog.

Über Leopold Grün

Leopold Grün arbeitete ein Jahr als Grundschullehrer in der DDR, absolvierte anschließend ein Studium der Sozial- und Medienpädagogik in München. An der Humboldt-Universität Berlin studierte er Sozial- und Politikwissenschaften und schloss 2001 an der TU Berlin als Diplom-Medienberater ab. Langjährige Tätigkeit als Medienpädagoge bei der FSF und ab 2004 auch gleichzeitig als freier Filmemacher tätig: Der Rote Elvis und Am Ende der Milchstraße sind unter seiner Regie entstanden. Aktuell arbeitet Leopold Grün als Geschäftsführer bei Vison Kino.