Die Macht der Sprache

"Es ist die Sprache, die Macht verleihen kann, und es war mein noch sprachliches Unvermögen, das mich in eine Situation der Ohnmacht brachte. Solche Erfahrungen kratzten an meiner Würde. Sie motivierten mich aber vermutlich auch weitaus mehr als alle Deutschlehrer mit ihrem Sanktionsinstrumentarium, mich einigermaßen sinnfällig sprachlich ausdrücken zu wollen. Sprachliche Fähigkeiten sind unterschiedlich ausgeprägt - keine Frage. Bei der Verleihung des Preises die „Große Klappe“an die Norwegerin Emilie Blichfeldt für ihren Film How do you like my hair? entzündeten Schülerinnen und Schüler aus dem Ruhrgebiet geradezu ein sprachliches Feuerwerk. Frei und mit komplexen Ansprüchen befragten sie Preis-Paten, Politiker und die Vertreterin des Preisstifters. Höhepunkt war der Disput mit der Regisseurin." In der folgenden Kolumne von Klaus-Dieter Felsmann beschäftigt er sich mit Kommunikation und der Bedeutung von Sprache und Sprachlosigkeit sowohl für den Einzelnen wie auch für die Gesellschaft. Weiterlesen ...

Die Abkehr von der Leidenschaft

Inzwischen haben wir uns daran gewöhnt, dass eine alle Lebensbereiche erfassende Erlebnisindustrie sich um unsere Emotionen kümmert. Das hat aber selten etwas mit der Innerlichkeit von authentischen Gefühlen zu tun, es richtet sich allein auf die Oberfläche und dabei im Speziellen auf unsere Körper. Idealisierte Vorbilder werden geschaffen und für die zelebrierte Künstlichkeit fürstlich bezahlt. Gisele Bündchen oder Daria Werbowy als Models oder Jennifer Lopez und Lady Gaga im Showgeschäft geben in einem vordergründig sexualisierten Kontext den Maßstab vor. In allen möglichen medialen Formaten werden diese Leitfiguren auf jeglicher Niveaustufe imitiert. Der Hessische Rundfunk ließ erst seine Tatort-Kommissarin Nina Kunzendorf mit Strassgürtel, Cowboystiefeln und tiefem Dekolleté im pinkfarbenen engen T-Shirt als Verschnitt der Comicfigur Lara Croft vor das geneigte Publikum treten. Aus Kunstfiguren werden Leitbilder und alle Welt sucht ihnen nachzueifern. Weiterlesen ...

Max und Moritz und wir bösen Jungs

Ich war noch ein ganz kleiner Junge, da saß ich im Kindergarten vor einem Milchtopf, dessen Inhalt immer dicker und gelber wurde und dabei zunehmend furchtbar roch. Die Aufsicht führende „Tante“ bestand in aus ihrer Sicht guter Absicht darauf, dass ich meine Milchration austrank, bevor ich – wie die anderen Kinder – im Garten spielen durfte. Lange habe ich mich verweigert, was nebenbei die Konsistenz des Getränks nur noch unerträglicher machte, dann habe ich kapituliert. Doch so schnell der Inhalt der Tasse in meinem Magen war, so schnell kam er zurück. Nun war das Geschrei erst recht groß und ich, der Übeltäter, wurde als böser Junge zur Abschreckung gegenüber jeglicher Renitenz in die Ecke gestellt. Seither habe ich nie wieder Milch getrunken, was meine Mutter lange Zeit aufgeregt hat und mir auch ihrerseits immer wieder den Titel eines „bösen Jungen“ einbrachte. Weiterlesen ...

Jan-Peter und das Schulbankdrücken

„Gallus meus mortuus est! Er kann nicht mehr kräh’n, kokodi, kokoda.“ An einem grauen Novembermorgen habe ich durch einen in dieser Hinsicht abgehärteten Landsmann meinen Hahn Jan-Peter schlachten lassen. Der Gockel war ein prächtiges Exemplar mit bunt schillernden Federn, beeindruckendem Schnabel, stolzem Kamm und Respekt einflößendem Doppelsporn. Er war ausgesprochen kräftig und darüber hinaus geradezu omnipotent. So schnell konnten bei den Hühnern die Federn gar nicht nachwachsen, wie er sie ihnen bei seinen Kopulationsaktivitäten ausrupfte. Auch ansonsten kümmerte er sich geradezu aufopferungsvoll um seine Damen. Niemand durfte seinem Völkchen zu nahe kommen. Selbst ich sollte zwar regelmäßig Körner streuen, doch unmittelbar danach ging er zum Angriff über und jagte mich mit stürmischen Attacken aus dem Gehege. Das wurde ihm nun zum Verhängnis. Ich war mit einer vielleicht alternativ möglichen Erziehung überfordert – und eine Hühnerschule, die das stellvertretend hätte erledigen können, gibt es leider nicht. Weiterlesen ...

Zukunftshoffnung bedingt Vertrauen

Gemeinhin kommen Bücher auf zwei Wegen in die Hausbibliothek. Entweder geht man gezielt in einen Buchladen und kauft sie sich, oder sie sind Geschenke. Im ersteren Fall ist mit dem Bucherwerb ein bestimmter Zweck verbunden, was zur Folge hat, dass das entsprechende Werk auch unmittelbar gelesen wird. Im zweiten Fall erreicht das Buch zwar in guter Absicht, aber doch eher zufällig den Adressaten. Solche Geschenke sammeln sich bei mir oft neben dem Bett und sie bleiben dort gern etwas länger liegen ... Weiterlesen ...