Ein Rentierpulli für Frank Sinatra

Der Kern dieser Serie ist schnell erzählt: Frank Sinatra emigriert nach Norwegen und schmiert sich seinen Weg durch Behördendschungel, Polizei und raubeinige Anlegerhaie. Die Hauptfigur der Serie "Lilyhammer" heißt Frank „The Fixer“ Tagliano und hat in Besetzung Steven Van Zandts mit Frank Sinatra rein optisch keinerlei Ähnlichkeit, aber das Charisma des legendären Charmeurs, das liegt in Taglianos Zügen. Man freut sich, dass Van Zandt seine Mafiavergangenheit aus den "Sopranos" (samt gut toupierter Perücke und hochgezogenen Schultern) noch einmal aufleben lässt. Seit dem 13. November 2013 wiederholen TNT Serie die Ausstrahlung der ersten Staffel der norwegisch-amerikanischen Mafiaserie "Lilyhammer" jeden Mittwoch um 21 Uhr. Und am 13. Dezember 2013 startet die zweite Staffel erneut auf dem Streamingsender Netflix in den USA. Weiterlesen ...

Homeland und Hatufim

Ein Thema, zwei Serien. Kennen Sie das? Sie sind von etwas begeistert, brennen dafür und Ihr Gegenüber begegnet Ihnen mit gepflegter Langeweile? Bisher haben sich nur wenige meiner Freunde für Fernsehserien interessiert. Mit "Homeland" hat sich das geändert. Im Frühjahr lief in SAT.1 die erste Staffel, in der geklärt wird, ob die CIA-Agentin Carrie Mathison verrückt und/oder Nicholas Brody ein Schläfer ist, was sich die ganze Zeit kaum mit eindeutigem „Ja“ oder „Nein“ beantworten lässt. In der zweiten Staffel lassen sich politische Motive und Emotionen noch weniger trennen, wirkt jeder Satz, der zwischen Carrie und Nicholas gewechselt wird, so doppelbödig und brüchig wie eine Kippfigur. Gut und Böse fließen ineinander. "Homeland" ist nah dran und doch weit weg von der Wirklichkeit. Gepflegte Langeweile ist nicht zu erwarten! Weiterlesen ...

Bored to Death – komisch, kautzig – Knaller!

Als ich ernsthaft überlegte, nebenberuflich ein Detektivbüro zu führen, war ich neun. Damals lag ich meist im Bett und las "Die drei ???". Anlass zu dieser Wehmut gibt das Ende der Serie "Bored to Death" (2009-2011), die Wiederentdeckung der "drei ???" angepasst an die Bedürfnisse einer Zielgruppe über 18 Jahren. Den kalifornischen Schrottplatz tauscht Erfinder Jonathan Ames mit Brooklyn, die Telefonlawine mit „Craigslist“ und Alfred Hitchcock mit Raymond Chandler. Ansonsten ähneln sich die Ideen, geht es doch schließlich um das zentrale Thema Freundschaft – gewürzt mit guter Musik, kalorienarmen Weißwein und einen exzellent bestückten Comichelden. Mehr oder minder undurchsichtige Fälle lösen sich nebenbei. Ab dem 23.10.2013 zeigt die Wiederholung der ersten Staffel – jeweils zwei Folgen werden ab ab 22.00 Uhr gezeigt. Weiterlesen ...

Licht und Schatten

Die preisgekrönte US-Serie Mad Men ist ein Meisterstück der Ambivalenz. Mad Men porträtiert die US-Werbewelt der 60er Jahre anhand der fiktiven Agentur Sterling Cooper. Eine Zeit, in der die Wirtschaft vor Kapital und Kraft nur so strotzte, Männer die Welt regierten, den ganzen Tag Whiskey tranken und Zigaretten rauchten und trotzdem so aussahen, als würden sie ewig leben. Und eine Zeit, die noch nicht wusste, dass sie kurz vor der Implosion stand. Die Geschichten entspinnen sich um den charismatischen Don Draper (gespielt von John Hamm), seine Kollegen und sein Privatleben. Das „Mad“ in Mad Men steht dabei als Abkürzung für die Madison Avenue, auf der im New York der 60er Jahre viele Werbeagenturen residierten. Die Serie gibt jedoch in jeder Folge Anlass zu der Vermutung, dass es sich dabei doch um das Adjektiv „mad“ handeln könnte, dass übersetzt verrückt bedeutet. Weiterlesen ...

Von Blowjobs, Wildentenfutter und Helden, die wir verdienen

Ich weiß: Die Sopranos sind die Mutter der Qualitäts-Serie. Kinoqualität für den Flachbildschirm. Unförmige Menschen, Motorjachten, Automobile, Brüste, Wohnungen und sonstiges Mobiliar. Der Trailer beinhaltet ja schon den gesamten Stoff, auch wenn er sich teilweise nur in Radkappen spiegelt. Irgendein unbedeutendes, phantasieloses, total rücksichtsloses Arschloch kommt vom Highway nach New Jersey. Die Art, wie der Mann die Maut zahlt und sich in den Qualm seiner Zigarre hüllt, offenbart, was für ein Mensch er ist. Er findet sich scheißgut. Er sieht auf den Friedhof, auf startende Jets und hat bestimmt das Wort Ikea noch nie in seinem Leben gehört. Fährt durch sein altes Viertel, an seinem Schlachterladen vorbei, den Berg hoch in die Suburbs, in die er sich hochgemordet hat und hält schließlich vor der Triplegarage seines Kingsize Alptraums. So what? Weiterlesen ...