Medien Impuls: „Generation Touch – Tablets erobern Kinderzimmer und Schulen“

„Mit einem Klapp an“.

Babys die kaum laufen können sitzen brabbelnd am Tablet, tippen und „wischen“ sich intuitiv durch eigens für sie kreierte Programme. Fast macht es den Eindruck einer gewissen Virtuosität wie sie eins werden mit dem digitalen „Surfbrett“ auf ihren Beinchen. Aus dem Hintergrund dringen aufmunternde Hinweise der Eltern durch: „Push the head of the lion and than slice“…
„Good job!“

Diese, zur Einstimmung von Otto Vollmers (Geschäftsführer FSM e.V.) gezeigten Clips, bei der medien impuls Tagung „Generation Touch – Tablets erobern Kinderzimmer und Schulen“, verbildlichen einen Nutzertrend von Tablets, der vor allem in den USA zu beobachten ist – je jünger die Kinder, desto fasziniertere Nutzer sind sie.

Und in Deutschland?

Umfangreiche Antworten darauf gab Luise Ludwig (Universität Mainz) in ihrem Vortrag.

Luise Ludwig zeigte auf, wie groß die Diskrepanz zwischen der Tabletnutzung zu Hause (51 %) und in der Schule (16 %) ist. Ebenso, dass das Angebot an wirklich kostenfreien Apps, welche kingerecht sind, zu wünschen übrig läßt.
Luise Ludwig stellte ihre Studie, welche sie an einer Berufsschule und einem Gymnasium durchführte, vor. Sie referierte über Vor- und Nachteile der Tabletnutzung. Angefangen bei der sehr einfachen Bedienbarkeit, über deren lange Akkulaufzeiten bis dahin, dass die Einbindung von Tablets in den Unterricht die Schüler-Lehrer -Kommunikation nicht störe. Es konnten aber auch Nachteile eruiert werden, wie u.a. der fehlende USB-Anschluß oder das ausschließliche Herunterladen von Apps über den iTunes Store.

Luise Ludwig vertrat in ihrem Vortrag die Meinung, dass die Digitalisierung eine Individualisierung des Lernens stütze und nicht den wenig beliebten Frontalunterricht „aufhübsche“. Außerdem lasse Tabletnutzung im Unterricht viel Raum bei der kreativen Gestaltung didaktischer Konzepte.

Gunter Becker (Cornelsen Verlag) stellte anschließend Konzepte vor, wie digitale Schulbücher für den Unterricht eingesetzt werden können.

Die Diskussion zwischen Dr. Michael Kaden (MBJS), Olaf Kleinschmidt (Intel), Luise Ludwig und Gunter Becker vertiefte diese Punkte noch einmal und wies auf viele Löcher im System hin, die teilweise sehr unbeholfen gefüllt werden.

Festhalten lässt sich, dass digitale Medien im Klassenzimmer noch nicht flächendeckend angekommen sind. Wenn an 85 % der deutschen Schulen gerade einmal ein Computer vorhanden ist – dies belegt eine Statistik, welche Gunter Becker in seinem Vortag erwähnte – dann stehen wir noch sehr am Anfang.

Aus den Erfahrungsberichten der Referenten lies sich heraushören, dass der sehr agilen Entwicklung technischer Arbeitsmittel, die viel kreativen Raum bei der Unterrichtsgestaltung zuließen, ein weitgehend starres, konservatives Schulsystem gegenübersteht, dass sich vom „Tabletrun“ auf seine Häuser eher überfordert fühlt .

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Link zum Programm:

http://fsf.de/veranstaltungen/medien-impuls/

Links zum Weiterlesen:

https://www.schau-hin.info/news/artikel/sicherheitseinstellungen-fuer-smartphone-computer-konsole-social-media.html

http://www.heise.de/mac-and-i/meldung/Studie-Tablet-Nutzung-in-Deutschland-waechst-schnell-1463277.html

http://mobil.morgenpost.de/web-wissen/web-technik/article1779271/Kinder-koennen-viel-von-Tablet-PCs-lernen.html

Über Camilla Graubner

Camilla Graubner studierte Soziologie (Diplom) mit den Schwerpunkten Psychologie und Kommunikationswissenschaften an der TU Dresden. Sie war Projektleiterin bei der Jugendzeitschrift Spiesser (2000-2004) und arbeitete in verschiedenen Veranstaltungsagenturen, bevor sie 2004 an einer Privatschule in Costa Rica unterrichtete. Seit Mai 2005 ist Camilla Graubner bei der FSF. Sie verantwortet dort den Bereich Veranstaltungen und ist Mitglied der Redaktion der FSF-Zeitschrift tv diskurs – Verantwortung in audiovisuellen Medien.