Gegen Ende Mai ist sie an den Start gegangen, jeden Sonntag wurde es eine Folge mehr und zum Abschluss der Pilotphase gibt es insgesamt zehn. Die Rede ist von der laut Handysektor.de „ersten medienpädagogischen Soap in Deutschland“ (Pressemeldung vom 05.05.2017). Sicherlich hat man mit den 30- bis 50-Sekündern keine direkte Konkurrenz zur Lindenstraße angestrebt. Aber das Prinzip der regelmäßigen neuen Beiträge zu einem verlässlichen Termin zu übernehmen, das ist kein Fehler. Im Unterschied zur Lindenstraße lässt sich Mitten im Netz noch locker und leicht in einem Serienmarathon sichten.
Allerdings war und ist das nicht der Sinn der Sache. Gewünscht ist vielmehr eine „interaktive Teilnahme“. Denn jedes Video, das zuerst 24 Stunden unter Instagram Stories zu sehen war und anschließend dauerhaft bei YouTube in die Playlist zur Soap übernommen wurde, fungiert „lediglich als Teaser“ und ist mit handysektor.de verlinkt, um dort eine Auseinandersetzung mit der im Video gezeigten Problemstellung anzuregen.
Mitten im Netz nicht gerade ein Klickwunder und dennoch ein wichtiges Angebot
Es ist richtig, die Jugendlichen auf Chancen und Risiken, auf Möglichkeiten und Gefahren aufmerksam zu machen und zu versuchen, sie im Web dort abzuholen, wo sie gerne sind, also z.B. bei Instagram und YouTube. Aber was tun, wenn sie nicht hinschauen wollen? Ein Tag „Reaktionszeit“ bei Instagram ist nicht lang. Und die ca. 300 Aufrufe für die erste Folge von Anfang Juni und ca. 30 bis 60 für die aktuelleren Folgen (Stand: Anfang September 2017) lassen die Medienaufklärungs-Soap bei YouTube nicht gerade als „Klickwunder“ erscheinen. Zudem bleibt die Frage, ob die jungen User den Transfer vom Anschauen der Videos hin zu den Begleitinformationen unter handysektor.de, die erst die medienpädagogische Substanz der Videos erschließen, überhaupt mitmachen. Schwerfallen sollte das eigentlich nicht:
Wie inzwischen viele Erklärvideos – beispielsweise in der politischen Bildung – sind die Beiträge von Mitten im Netz im Legetrick-Stil animiert. Zusammen mit dem wenigen und leicht verständlichen Text ist ein „niedrigschwelliger“ Zugang garantiert. Die gleichbleibende Musik steigert den Wiedererkennungseffekt; der Ton ist für das Verständnis allerdings nicht nötig, um eine geräuschlose Wiedergabe der Videos z.B. auf Smartphones zu ermöglichen. Themen sind der Umgang mit „peinlichen Bildern“ bzw. Nacktbildern, Passwörtern, Kostenfallen, Fake News oder die Geschäftsmodelle der YouTube-Stars. Die Auseinandersetzung mit den Inhalten wird auf handysektor.de über einen (nicht immer ganz ernst gemeinten) Selbsteinschätzungs-Test mit vier Fragen angeregt, dessen Antworten zu einem ausführlicheren Textbeitrag mit weiterführenden Informationsangeboten führen.
Eine Auswertung des Projekts durch die Verantwortlichen wird zeigen, ob es im nächsten Jahr weitere Folgen der Soap geben wird. Aber selbst wenn die Videos bisher bei der Zielgruppe vielleicht nicht so erfolgreich sein sollten, so erfüllen sie weiterhin zwei Funktionen: Sie machen erstens auf das insgesamt sehr gute Angebot von handysektor.de aufmerksam und können zweitens allen in der praktischen Medienbildung Tätigen den Einstieg in die Vermittlung und Aufbereitung der bei Mitten im Netz gezeigten Themen erleichtern.