Tanz noch einmal für uns, Johnny! Das glücklich-tragische Leben des Patrick Swayze

„Hast du schon Dirty Dancing gesehen? Den musst du sehen! Patrick Swayze ist sooo süß!“ Mich befiel eine gewisse Skepsis, stammten diese Worte ‒ gesprochen 1987 ‒ doch von meiner Cousine Lena, die kurz zuvor aus der DDR eingewandert war. Aus jenem Land, das ich damals für das wohl tristeste überhaupt hielt ‒ gab es dort doch angeblich weder Schokolade noch amerikanische Spielfilme. Und dann stand diese lebensfrohe, wohlgenährte Zehnjährige vor mir, die Schokolade sehr wohl nicht nur vom Hörensagen kannte und mir Erzeugnisse des „Klassenfeindes“ empfahl. Ich war verwirrt. Als dann der Abspann zum allerersten Mal lief, hatte sich meine Skepsis zunächst in Dankbarkeit, dann in eine lange währende Faszination verwandelt ‒ die Inkubationszeit war wohl kürzer als bei einer Grippe. Fortan übten wir stundenlang und dennoch nur mäßig erfolgreich Tanzschritte. Weiterlesen ...

Verboten, erlaubt, geduldet: Facebook in der Schule

Die schulischen Regeln für die Nutzung sozialer Netzwerke divergieren von Bundesland zu Bundesland: Einige verhängen konsequente Verbote, andere gestatten den Einsatz, in manchen Ländern existieren „Prinzipiell-ja-aber …“-Regelungen. Klärungswürdige Aspekte sind z. B., wie ein Informationsaustausch zwischen Lehrern und Schülern via Facebook stattfinden kann, ob jede Schule eine eigene Onlinepräsenz benötigt oder inwieweit Lehrkräfte mit Schülern „Facebook-Freundschaften“ eingehen sollten. Weiterlesen ...

Ist Ello das Netzwerk der Zukunft?

Eine neue Sau wird durchs digitale Dorf getrieben: Ello ist der Name eines neuen sozialen Netzwerks, das mehr Privatsphäre und Datenschutz verspricht. Bisher ist Twitter das soziale Netzwerk meiner Wahl. Es ist meine Teeküche, Nachrichtenquelle, schnelle Hilfe bei speziellen Fragen, mein Brainstorming-Assistent, konstanter Lieferant von Tierbabyfotos und meist lustigen Sprüchen. Ich bin dort mit Kollegen vernetzt, die hunderte Kilometer entfernt wohnen, habe Kontakte geknüpft, die rein virtuell bleiben oder bereits real geworden sind. Doch seit Twitter an die Börse gegangen ist, musste ich einige Kröten schlucken: Gesponserte Tweets in der Timeline, mein Tweet-Verhalten wird ausgewertet, bald will Twitter Tweets von Leuten, denen ich nicht folge, dennoch in meine Timeline spülen, sofern es denkt, es könnte mich interessieren. Jedoch ist Twitter gerade deshalb mein soziales Netzwerk, weil ich dort im Gegensatz zu Facebook noch selbst entscheide, wem ich folge und wessen Tweets ich lese. Nerven mich Marketing-Gedöns, permanentes Genörgel oder Katzenbilder (was mir natürlich nie passieren würde!), kann ich denjenigen für eine gewisse Zeit ausblenden („muten“) oder sogar entfolgen. Damit wäre es dann vorbei, Twitter greift in die Blase ein, die ich mir mit liebevoller Sorgfalt selbst geschaffen habe. Weiterlesen ...

Keine Angst vor Berlin

Der französische Soziologe Francesco Masci ist enttäuscht von Berlin. Warum? Wir wissen es nicht. Wurde er zu oft vor dem Berghain von eisig-wortlosen Türstehern abgewiesen? Hat er hier eine Arbeit nicht vollenden können? Oder hat er einfach nicht den Berlinmythos gefunden, den er gesucht hat? Auf jeden Fall klingt sein kleines Buch Die Ordnung herrscht in Berlin wie ein Desillusionsroman. Seine zentrale These lautet: Berlin ist eine postpolitische Stadt, in der das Regime der totalen Kultur herrscht. Historische Kulissen werden, bedeutungsentleert, hin und hergeschoben, die Stadt ist eine hedonistische Spielwiese für digitale Flaneure und Bierflaschenpassanten, aber kein Ort substanzieller Prozesse. Und unter dieser glamourösen Oberfläche waltet eine eisige, höchst effiziente Machtverwaltung, die Demokratie ist nur noch fauler Budenzauber. Weiterlesen ...

Carl Laemmle ‒ Hollywoods schwäbisches „Universal“-Genie

Karl Lämmle. Mal ganz ehrlich: In welcher Branche würden Sie einen Mann dieses Namens vermuten? In der Gastronomie? Vielleicht in der Landwirtschaft oder im Einzelhandel? Jedenfalls wäre die US-amerikanische Filmbranche möglicherweise nicht unbedingt die am nächsten liegende Antwort. Zu Recht: In den amerikanischen White und Yellow Pages gibt es keinerlei Einträge mit identischer Schreibweise (selbst dann, wenn man den Vornamen bei der Suche weglässt). Anders in Deutschland: Der Onlineauftritt der Gelben Seiten ergibt für den Namen Lämmle 64 Treffer: Gegenwärtig gibt es hierzulande Geigenbauer, Architekten, Gastwirte, Bäcker, Schreiner ... Die Medienbranche ist nicht vertreten. Noch eindeutiger ist die geografische Einordnung: Die Suche nach Karl Lämmle im deutschen Online-Telefonbuch ergibt aktuell sieben Treffer, alle im Postleitzahlenbereich 7 und 8. Abgesehen von München, alle fernab von sämtlichen Unternehmen, die sich der Herstellung und Verbreitung von Medien verschrieben haben. Und trotzdem hat eben ein Karl Lämmle die Filmbranche, wie wir sie heute kennen, ganz wesentlich geprägt; die Filmmetropole Hollywood mitbegründet. Weiterlesen ...