Ein Zimmer – zwölf Geschichten: Room 104

Bin ich die Einzige, die sich während des ein oder anderen Hotelbesuchs schon mal gefragt hat, wer oder was vor mir in diesem „Zuhause für eine Nacht“ gehaust hat? Wie der Fleck da auf dem Boden neben der Badezimmertür entstanden ist oder ob der Geruch der Bettdecke eher vom Waschmittel oder dem Vorgänger stammt? Und warum vereint ein Hotelzimmer überhaupt so viele Textilien in Form von Teppichen, Vorhängen und Überdecken in einem Raum, wie meine gesamte Wohnung? Fragen über Fragen.

Room 104, die neue Serie der Brüder Mark und Jay Duplass, hat es geschafft, meinem Kopfkino in diesen Fragen neues Futter zu geben. Die Geschwister entwickelten die Serie für den US-amerikanischen Sender HBO, für den sie zuvor bereits an der Damedyserie Togetherness arbeiteten. Hier spielte Mark Duplass selbst die Hauptrolle. Diesmal, in Room 104, gehören beispielsweise Ross Tartridge (Stranger Things) oder Sarah Hay (Flesh and Bone) zum Cast.

Die Anthologieserie erzählt in zwölf Episoden zwölf unterschiedliche, voneinander unabhängige Geschichten und stellt sich dabei immer wieder die Frage: Was passiert im Zimmer 104 eines ganz normalen amerikanischen Motels? Jede Folge des Kammerspiels widmet sich dabei neuen Protagonisten und Themen. Vom Thriller bis zum Drama ist alles dabei. Das, was sich hinter den Türen von Zimmer 104 abspielt, regt mal zum Lachen, dann wieder zum Gruseln und dabei immer zum Mitfiebern an. Zu schade, dass der ein oder andere Cliffhanger am Ende einiger Folgen nicht aufgelöst wird.

Da wäre zum Beispiel die Geschichte eines jungen Mannes, der während seiner Nacht im Zimmer 104 von einem unruhigen Schlaf geplagt wird. Immer wieder wacht er auf und findet auf einmal seinen ehemaligen besten Freund neben sich vor. Ehemalig nicht etwa, weil sich die beiden auseinandergelebt haben. Ehemalig, weil sein bester Freund vor über 20 Jahren während eines Wellenritts im Meer umgekommen ist. Aber wer trägt die Schuld am Tod des einst besten Freundes?

Etwas weniger dramatisch, dafür umso gruseliger ist die Geschichte einer jungen Babysitterin, die eigentlich nur für ein paar Stunden auf den kleinen Ralph aufpassen soll, während sein Vater ein Date hat. Wie sich im Laufe des Abends herausstellt, entwickelt sich der Abend für die junge Frau von einem Filmabend mit dem braven Ralph zu einer Psychoshow, bei der am Ende keiner mehr so richtig weiß, wer hier der oder die Verrückte ist.

Vielleicht fragen Sie sich, ob diese verstrickten Geschichten überhaupt in Serienlänge in nur einer Folge erzählt werden können? Lassen Sie sich gesagt sein: es funktioniert.
Die Brüder Mark und Jay Duplass hatten mit Room 104 das Bedürfnis, den Zuschauer einzuladen, ohne Vorwissen ganz entspannt in eine neue Serie einzutauchen – ohne den Binge-Zwang zu vermitteln, sich auf weitere dreißig Folgen einlassen zu müssen. Die Folgen von Room 104 sind lang genug, um sich den Protagonisten anzunähern und dabei kurz genug, um noch als Kurzgeschichte erzählt werden zu können. Eine Sendelänge von ca. 25 Minuten war zuvor eher der Sitcom vorbehalten. Doch trotz der kurzen Episoden wird den Geschichten über die Geschehnisse in Zimmer 104 genügend Zeit gegeben, sich entfalten zu können.

Room 104 startete am 21. September bei Sky Atlantic und kann seitdem wöchentlich donnerstags um 20.15 Uhr in Doppelfolge weiterverfolgt werden – also auch heute wieder.

FSF-ProgrammInfo: freigegeben ab …

Die Dramaserie erzählt in jeder Folge eine in sich abgeschlossene Geschichte, die in einer realitäts- und alltagsnahen Umgebung – einem Hotelzimmer – stattfindet. Dabei arbeitet die Serie mit verschiedenen Akteuren, Genres und Stilelementen. So enthalten einige Episoden z.T. Horrorszenarien und unheimliche Momente oder es gibt auch Handlungen, in denen Sexualität diffus dargestellt und in eine düster bedrohliche Stimmung gebettet wird. In diesen Fällen werden die Verarbeitungsfähigkeiten von Zuschauern unter 16 Jahren bei Weitem überfordert, diese Episoden werden erst für das Spätabendprogramm freigegeben*. Es gibt aber auch Episoden, die zwar dem Drama zugehörig sind, aber aufgrund ihrer inhaltlichen Thematik, der überwiegend angst- und gewaltfreien Bildebene und Dialoglastigkeit keinen Sog auf kindliche Zuschauer entfalten. Da für diese Folgen keine nachhaltig beeinträchtigenden Wirkungen zu vermuten sind, ist hier eine Ausstrahlung im Tagesprogramm möglich.

Zur dieser und weiteren ProgrammInfos auf der FSF-Website geht es hier.

*Der Sender Sky darf Episoden, die eine 16er-Freigabe für das Spätabendprogramm erhielten, auch schon vor 20.00 Uhr ausstrahlen, weil er als Pay-TV-Anbieter eine Jugendschutzsperre aktivieren kann, die von den Zuschauern mit der Eingabe einer Jugendschutz-PIN freigeschaltet werden muss. Somit gelten die üblichen Sendezeitbeschränkungen und Schnittauflagen nicht. Weitere Informationen zu Vorschriften und Anforderungen an digitale Vorsperren als Alternative zur Vergabe von Sendezeitbeschränkungen sind im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag (§ 5 Abs. 3 Nr. 1; § 9 Abs. 2 JMStV) sowie in der Jugendschutzsatzung der Landesmedienanstalten (§ 2 bis § 5 JSS) zu finden.”

Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.

Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.

Über Greta Drefs

Greta Drefs studierte Medien- und Kommunikationswissenschaften sowie Soziologie an der Martin-Luther-Universität in Halle. Nach ihrem Abitur absolvierte sie ein Praktikum im Bereich Radio und Fernsehen. Hier stieg sie durch einen Wurf ins kalte Wasser in die aufregende Welt der Medien ein. Dabei entwickelte sie großes Interesse für die Arbeit in Film und Fernsehen. Im Sommer 2017 erhielt sie durch ein Praktikum bei der FSF Einblicke in den Jugendmedienschutz.