Der Auftakt des neuen Medienmagazins Timster war etwas irritierend: ein offensichtlich überforderter Moderator, der von der Gamescom berichten sollte. Nicht nur die KiKA-Zielgruppe wird sich gefragt haben: Wer ist der Typ? Diese Frage wurde dann jedoch in der folgenden Ausgabe beantwortet. Und dieses Mal bewies der Moderator und Medienwissenschaftler Tim Gailus, dass man in 15 Minuten eine ganze Menge unterbringen kann. Mit Medien hatten Gailus’ Erzählungen zunächst zwar nur am Rande zu tun, aber kurzweilig war die Zeitrafferreise durch sein Leben trotzdem; vor allem, weil sein Bewerbungsvideo ungleich witziger, spritziger und origineller war als sein verunglückter Einstand.
Dank der biografischen Details wurde aus dem 27-jährigen Moderator ein Mensch, den man ziemlich sympathisch finden kann. Deshalb war es auch nur ein kleines Problem, dass die Ausgabe angesichts der knappen Sendezeit erst viel zu spät zum eigentlichen Thema kam: Wie entsteht ein Fernsehmagazin? Blicke hinter die Kulissen sind immer faszinierend, zumal es ein paar wirklich hübsche Ideen gab. Die schönste: Gailus stellte die Online-Redaktion vor, lauter ernste junge Menschen, die mit ihrer seriösen Kleidung wie Sparkassen-Azubis aussahen, bis sie ihr wahres Gesicht zeigten und sich als der lustige bunte Haufen präsentierten, der sie hoffentlich auch sind. In den nächsten Folgen hat der Moderator diese Metamorphose dann ebenfalls geschafft.
Timster ersetzt die KiKA-Produktionen Kurz & klick, Trickboxx und Quergelesen, weshalb es auch immer wieder Buchtipps gibt. Abgesehen von kurzen Exkursen sind die Ausgaben in der Regel einem Thema gewidmet. Folge drei befasste sich mit der Frage, ob auch die Zielgruppe der Sendung (Kinder unter zehn Jahren) schon Smartphones besitzen sollte; ein Test zeigte, wie schwierig es ist, sich aufs Lernen zu konzentrieren, wenn das Telefon dauernd auf sich aufmerksam macht. Folge vier befasste sich mit dem Ton im Film. Auch hier verdeutlichte ein Experiment überaus anschaulich, welche Rolle die Musik spielt: Kinder empfanden einen einfachen Trickfilm mit einem Surfer und einem Hai mal als komisch, mal als bedrohlich. Im Studio stellte Gailus die Arbeit eines Geräuschemachers vor. Außerdem durften Kinder sich bei Der kleine Rabe Socke 2 als Synchronsprecher versuchen und mit Jan Delay plaudern, der den Raben im Film spricht.
Die Beiträge sind schlicht, aber auf Augenhöhe des Publikums; wer will, kann durch Timster eine ganze Menge lernen. Auch Gailus macht einen ungleich kompetenteren Eindruck als beim missratenen Auftakt. Puristen werden einwenden, dass er noch zu viele Anglizismen verwendet (Tutorial, Community, Nickname), aber damit hat die Zielgruppe vermutlich weniger Probleme als die Pädagogen. Das Studio, die „Medienwerkstatt“, wird mehr und mehr zur Spielwiese, und die Idee, Gailus mit dem Bordercollie-Mischling Luis einen stillschweigenden, aber sehr präsenten Partner zur Seite zu stellen, macht ihn erst recht sympathisch. Eine echte Bereicherung; das Magazin wie auch der Moderator.
Der KiKA zeigt Timster samstags, 17.45 Uhr. Die bereits ausgestrahlten Ausgaben und viele Ergänzungen zu den jeweiligen Themen gibts auf der KiKA-Website.