Bei einer Geburt gehen werdende Mütter gerne auf „Nummer sicher“ ‒ in eine Klinik oder in ein Geburtshaus. Für etwas abenteuerlustigere Schwangere bietet sich eine Hausgeburt an. Abgesehen davon liegen „Abenteuer-Entbindungen“ nicht im Trend. Noch nicht! Denn was schon Maria und Josef vormachten, könnte mit steigendem Bekanntheitsgrad von Ruby O. Fee Nachahmer finden. Die Hintergründe sind nicht überliefert, doch fest steht: Ruby O. Fee wurde in einer Hütte im Dschungel Costa Ricas geboren, ohne Hebammen, Ärzte und jegliche medizinische Versorgung. Das erinnert an das Dschungelbuch oder Indiana Jones ‒ da schien der Sprung zur Schauspielerei nur logisch.
Doch bis es soweit war, ging die 20-Jährige noch einige geografische Umwege. Ihre Mutter nahm sie mit auf unzählige Reisen, um einen geeigneten Wohnsitz zu finden und Kleider ihres Modelabels zu verkaufen. Wenn man im Urwalt geboren wird, lässt man wohl nicht viel zurück. Außerdem kehrten sie bald darauf ohnehin in tropische Gefilde zurück. Als Fee in die Schule kam, stand Bahia in Brasilien als Aufenthaltsort fest. „Einmal wohnten wir auch in einer kleinen Straße, die hieß Rua dos Macacos, die Straße der Affen. Die lag mitten im Dschungel,“ erinnert sich die Nachwuchsschauspielerin.
Mit zwölf Jahren, pünktlich zum Beginn der Pubertät, zog Ruby O. Fee mit der Mutter und dem französischen Stiefvater nach Berlin ‒ ein Dschungel der etwas anderen Art. Ein Kulturschock, möchte man meinen, doch im kühlen Deutschland fand der brünette Teenager seinen Traumberuf. Eine französische Freundin in Brasilien hatte Fee auf die Idee gebracht, sich bei Agenturen vorzustellen. Bis dahin hatte sie lediglich in ein paar Schulaufführungen mitgespielt und ihrer schauspielernden Mitbewohnerin beim Üben zugeschaut. Sicherlich waren eine Ballettausbildung, Capoeira ‒ ein brasilianischer Kampftanz ‒ und Gitarrenunterricht hilfreich, doch auf eine klassische Schauspielausbildung verzichtete Ruby O. Fee.
Geschadet hat es offenbar nicht. Schon für ihre erste größere Rolle in der Serie Allein gegen die Zeit erhielt sie eine Emmy-Nominierung und reiste nach New York City. In ihrem ersten Kinofilm Womb (2010) spielte sie eine Jugendliche, deren erwachsenes Alter Ego von Eva Green verkörpert wird. Da half es sicherlich weiter, dass sie dreieinhalb Sprachen spricht. „Deutsch, Englisch und Portugiesisch. Und weil mein Stiefvater Franzose ist, kann ich Französisch verstehen.“
In Löwenzahn ‒ Das Kinoabenteuer mimte sie Laila, die Nichte von Fritz Fuchs‘ Freundin Yasemin. In Die schwarzen Brüder spielte sie neben Moritz Bleitreu. Es folgten weitere Fernsehfilme und dann kam der erste Tatort. Man kann diese Krimireihe mögen oder nicht, aber in Deutschland werden erfolgreiche Karrieren zumeist an der Anzahl der Tatort-Auftritte gemessen. Und es sollte nicht der Letzte bleiben. Doch ‒ quasi als Kontrastprogramm ‒ wurde sie 2013 erstmal für Bibi und Tina engagiert. Auch das war nicht ihr letzter Auftritt in der beliebten Mädchenreihe von Elfie Donnelly. Bis zum nächsten Tatort folgten Bestseller-Verfilmungen und Fernsehfilme wie Als wir träumten, Gespensterjäger ‒ auf eisiger Spur, und nun folgen der heute im Kino anlaufende Streifen Seitenwechsel, in dem sie die Figur Julia Paschke spielt, und der am 9. Juni startende Rockabilly Requiem.
Bleibt zu klären, was sich hinter dem geheimnisvollen Namen verbirgt. Einen Künstlernamen trägt die Frau, die nach einem bordeauxroten Mineral benannt wurde, offenbar nicht. Doch wofür steht das O., für einen eher unangenehmen Zweitnamen? Oder ist es womöglich ein adaptiertes Initial wie bei Michael J. Fox? Darüber schweigt sich die Weltenbummlerin aus. Das ein oder andere Geheimnis macht ja auch interessant. Kürzlich war sie in der Romanverfilmung Das Geheimnis der Hebamme zu sehen. Das praktische Wissen dazu musste sie sich natürlich erstmal aneignen.
Interessante Vorstellung einer Schauspielerin die ich bisher nicht bewusst kannte.
Werde jetzt mal die Augen nach ihr offen halten.
Toller Artikel der neugierig macht, obwohl wir das O wohl nie erfahren werden, oder?