Von Kafka und Killern

Kafka lässt ein bisschen grüßen. Als Nasir „Naz“ Khan, ein pakistanisch-amerikanischer Collegestudent nach einer exzessiven Nacht erwacht, sieht er sich wie einst Gregor Samsa plötzlich in ein Ungeziefer, einen Aussätzigen, einen Verbrecher verwandelt. Eben noch war der junge Mann brav, regelrecht erstarrt in Vernunft, clean und besonnen, plötzlich muss er sich für einen Killer halten. Torsten Körner berichtet aus der FSF-Programmprüfung und stellt die HBO-Miniserie The Night Of vor. Weiterlesen ...

Keine Angst vor Berlin

Der französische Soziologe Francesco Masci ist enttäuscht von Berlin. Warum? Wir wissen es nicht. Wurde er zu oft vor dem Berghain von eisig-wortlosen Türstehern abgewiesen? Hat er hier eine Arbeit nicht vollenden können? Oder hat er einfach nicht den Berlinmythos gefunden, den er gesucht hat? Auf jeden Fall klingt sein kleines Buch Die Ordnung herrscht in Berlin wie ein Desillusionsroman. Seine zentrale These lautet: Berlin ist eine postpolitische Stadt, in der das Regime der totalen Kultur herrscht. Historische Kulissen werden, bedeutungsentleert, hin und hergeschoben, die Stadt ist eine hedonistische Spielwiese für digitale Flaneure und Bierflaschenpassanten, aber kein Ort substanzieller Prozesse. Und unter dieser glamourösen Oberfläche waltet eine eisige, höchst effiziente Machtverwaltung, die Demokratie ist nur noch fauler Budenzauber. Weiterlesen ...

Just Looking

Wenn man heute, 2014, die amerikanische Serie Looking prüft – ob sie, wie vom Sender beantragt, im Tagesprogramm gezeigt werden kann – bemüht man am besten noch einmal die eigene Erinnerung und blickt zurück. Als Carsten Flöter, der erste Schwule in der Lindenstraße am 18. März 1990 einen Mann küsste, war das ein Skandal. Es hagelte wüste Beschimpfungen, man drohte mit Anschlägen und der Schauspieler Georg Uecker sah sich Morddrohungen ausgesetzt. Männer, die sich küssen!! Dieses sittenverderbende Bild könne man Kindern nicht im Tagesprogramm zeigen, ihre seelische Gesundheit stünde auf dem Spiel. Weiterlesen ...

Das Böse auf unserer Pizza

Mark Benecke wurde 1970 geboren und ist in Köln aufgewachsen. Er ist Kriminalbiologe und Spezialist für forensische Entomologie. Als Autor mehrerer populärwissenschaftlicher Bücher ist er zudem häufig Gast in den Medien, wo er spektakuläre Fälle präsentiert. Gerade tourt er mit einer Vortragsreihe durch Deutschland. tv diskurs traf ihn dabei in Berlin. Im Interview mit Torsten Körner und Camilla Graubner spricht er über die Natur des Bösen, das man nüchtern und sachlich betrachten müsse, um ihm auf die Spur zu kommen. Mark Benecke verrät uns, wie er als Medienkind aufwuchs, was er von Medienpädagogik hält und wer für ihn abgrundtief böse ist. Als Interviewpartner ist der viel tätowierte, mit einem schweren schwarzen Mantel gekleidete Benecke äußerst liebenswürdig, geduldig und sehr geerdet. Weiterlesen ...

Zombie

Der Zombie ist eine krass antizivilisatorische Figur. Schon Karl Marx beschrieb den Zombie als entseeltes Industrieproletariat und zugleich als seelenlosen Fabrikherrn. Im Zombie, so Marx, begegneten sich Ausbeuter und Ausgebeutete und blickten einander in den stumpfen Abgrund ihrer Existenz. Der Zombie ist der schmerzlose Schmerz, das Fleisch ohne Bewusstsein. Bereits Karl Marx sah gerne Zombie-Filme und er plädierte stets dafür, dem Menschen sein Ebenbild ungeschnitten zuzumuten. Auf dem Totenbett soll Marx ziemlich sauer gewesen sein, dass er die Verfilmung von Robert Kirkmans Comic „The walking dead“ nicht mehr miterleben würde. Schnee von gestern! ... Weiterlesen ...