Frauen im Film: Das neue Millennium als vorläufiges Resümee

Teil I

Erinnern Sie sich noch, wann Sie das letzte Mal das Gefühl hatten, einen Film schon mal gesehen zu haben – obwohl er doch gerade erst als der neue Super-Mega-Blockbuster angepriesen worden war? Und damit meine ich nicht die vollständig digital remasterte Version von Titanic in 3-D.

Mir gehtʾs seit ein paar Jahren oft so am Ende von Katastrophenfilmen. Meistens sieht man da eine dicke Eisschicht oder eine staubige Wüstenlandschaft, die sich endlos über mehrere Kontinente zieht – naja, zumindest quer durch Amerika. Manchmal lassen sich darunter die Überreste einst monumentaler Bauwerke erkennen. Am liebsten die Freiheitsstatue oder der Eiffelturm. Dazwischen tauchen plötzlich – begleitet von hoffnungsfroher Klaviermusik in Dur – die letzten Überlebenden auf: wahlweise gezeichnet vom letzten Alienangriff, einer überdimensionierten Eiszeit oder einem Jahrtausenderdbeben; völlig ausgemergelt, aber irgendwie zuversichtlich, dass doch schon alles gut werden wird. Schließlich wollen die Zuschauer das Kino mit genau diesem Happy-End-Gefühl verlassen.

Ganz klar: Die Jahrtausendwende war eine Steilvorlage für das postmoderne Hollywood. Wenn eintreffen würde, was sämtliche Medien quer über den Globus mutmaßten, dann musste die vermeintliche Traumfabrik natürlich dabei sein – mit lautem Getöse und in der allerersten Reihe. Namhafte (übrigens durchweg männliche) Regisseure riefen rund um das Millennium den Independence Day aus (1996), propagierten den The Day After Tomorrow (2004) oder prophezeiten den War of the Worlds (2005). Schauspielerinnen spielten dabei zumeist nur untergeordnete Rollen – meistens die der panischen und am Ende schwer beeindruckten (Ex-)Ehefrau.

Romane statt Katastrophen?

Als sich jedoch abzeichnete, dass dem Übergang ins neue Jahrtausend weder ein globaler Computerabsturz folgen würde, noch fremde Lebensformen die Absicht hatten, auf der Erde zu landen, besann sich Hollywood zunehmend auf andere Genres – etwa Biopics über berühmte Persönlichkeiten, wie Jackson Pollock (2000), Truman Capote (2006) oder Abraham Lincoln (2013); ebenso Romanverfilmungen wie Alice im Wunderland (2011). Auch die Herr der Ringe-Trilogie und die Harry Potter-Reihe sind letztendlich Romanverfilmungen – wenn auch opulente. Eine große Chance für Hollywoods Schauspielerinnen. Kein wirklich guter Roman kommt ohne Frauen aus. Und in kaum einem Jahrhundert zuvor spielten mehr Frauen die Titelrolle – vor allem in historischen Dramen. Vielleicht waren die männlichen Darsteller noch mit den Folgen der Katastrophenfilmära beschäftigt oder viele männliche historische Persönlichkeiten waren filmisch schon abgegrast. Anders kann ich mir die Flut an weiblichen Protagonistinnen in den Historienfilmen des neuen Jahrhunderts nicht erklären.

Morgen folgt an dieser Stelle Teil II Das neue Millennium als vorläufiges Resümee! Cornelia Klein führt uns darin durch sechs Jahrzehnte Filmgeschichte. Dies ist dann auch der vorerst letzte Part unserer Zeitreise durch 90 Jahre Frauen im Film. Aber es geht natürlich mit anderen spannenden Themen weiter!

Über Cornelia Klein

Dr. Cornelia Klein studierte Diplom-Pädagogik mit dem Schwerpunkt Medienpädagogik und promovierte über die mediale Vorbildkompetenz. Sie arbeitet als Lektorin und Redakteurin bei einem pädagogischen Fachverlag.