FSF-Fortbildung zu Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung
Etwa 100 unabhängige Prüferinnen und Prüfer aus ganz Deutschland sind regelmäßig für die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) tätig. Um sich über Programmentwicklungen und Jugendschutzfragen auszutauschen und über aktuelle Prüffälle zu diskutieren, organisiert die FSF mehrere Fortbildungen im Jahr. Dazu sind nicht nur die Prüferinnen und Prüfer, sondern auch die Jugendschutzbeauftragten der FSF-Mitgliedssender eingeladen.
Anfang dieser Woche fand in Berlin die zweite Fortbildung 2015 mit dem Thema „Stereotype, Vorurteile, Diskriminierung“ statt. In diesem Rahmen gab Prof. Dr. Jens Förster (Ruhr-Universität Bochum) eine spannende Einführung in das Schubladendenken und zeigte die Funktionsweise und Gefahren von Vorurteilen, Stereotypen und Klischees auf.
Förster definiert Stereotype als „mit einer sozialen Gruppe assoziierte Eigenschaften“, die in unserem Gedächtnis abgelegt werden. Dieses sei besonders gut im Speichern derartiger Assoziationen. Interessanterweise werden stereotype Informationen auch dann abgespeichert, wenn wir sie persönlich „doof“ finden. Stereotype können auf Erfahrung beruhen und wahr sein, sie können jedoch auch falsche Informationen beinhalten. Förster führt aus, dass sie in unserem alltäglichen Leben durchaus ihren Nutzen haben. So können sie uns helfen, Menschen schnell zu erkennen, erleichtern die Kommunikation oder ermöglichen schnelle Entscheidungen. Stereotype können auf der anderen Seite aber nicht nur zu Vorverurteilungen und Diskriminierung führen, sondern zum Beispiel auch die Selbstwahrnehmung negativ beeinflussen. Wenn ich als Frau immer wieder höre, dass Frauen nicht mit Technik umgehen können, wird das möglicherweise dazu führen, dass ich mich zum einen weniger für technische Dinge interessiere und zum anderen tatsächlich auch unsicherer im Umgang damit werde.
Kaum ein fiktionaler Medieninhalt kommt ohne Stereotype aus und Medienschaffende bedienen sich ihrer, wenn teilweise vielleicht auch unbewusst. Dies führt zur Fragestellung, was von all dem Gesehenen in unseren Köpfen hängenbleibt, was wir daraus lernen und was es mit uns macht? Stereotype erleichtern das Verständnis, so dass vieles im Filmkontext nicht mehr explizit erwähnt werden muss. Sie sind außerdem die Basis für Humor und ihr Wiedererkennen schafft eine Art „mentales Zuhause“. Gleichzeitig können Stereotype aber auch nicht zutreffende Rollenbilder vermitteln („coole Männer trinken“, „Frauen gehen am liebsten arbeiten“) oder unrealistische Erwartungen vermitteln („deutsche Autos liefern gute Qualität“, „wenn ich mich operieren lasse, werde ich ein Star“). Aus diesem Grund ist es sicherlich hilfreich, von Zeit zu Zeit, persönliche Stereotypen zu überprüfen und zu hinterfragen: Ist unser Urteil tatsächlich korrekt und haltbar oder ist es mithilfe von neuen Assoziationen und (persönlichen) Erfahrungen vielleicht widerlegbar?