Super scharf oder super überflüssig?  

4K boomt – die neue Technologie verspricht super scharfe Bilder und ist erschwinglich. Neue Smartphones, aber vor allen Dingen Fernseher mit hochauflösenden Displays drängen überall auf den Markt. Aber was ist dran, am Hype um die 4K-Technik? DIE neue Innovation oder doch wieder nur eine Verkaufsmasche der kriselnden Techniksparte?

4K ist im Grunde nur eine Abkürzung – und meint die ungefähre Anzahl der horizontalen Bildpunkte in Bildschirmen, nämlich 4000. Zum Vergleich: der bislang gängige Full-HD-Standard hat eine Auflösung von 1920×1080, insgesamt rund 2 Millionen Pixel. Dem steht nun eine vierfach höhere Auflösung von 3840 x 2160, also etwa 8 Millionen Pixel entgegen.

Die Grenze des Sinnvollen ist schnell überschritten

© georgejmclittle - Fotolia
© georgejmclittle – Fotolia

Generell ist eine Verbesserung der Bildqualität zu begrüßen, dem wird wohl beinahe jeder zustimmen. Gerade bei Smartphones ist die Grenze des Sinnvollen allerdings schnell überschritten, bei den geläufigen Modellen lässt sich der Unterschied nur mit einer Lupe erkennen. Es geht eben nicht nur um eine Maximierung der Auflösung, vielmehr spielen die Faktoren der Pixeldichte, also die Anzahl der Bildpunkte pro Zentimeter, und der Abstand zum Bildschirm eine Rolle. Eine besondere Ausnahme bilden Smartphones, die als Bildschirme in VR-Brillen eingesetzt werden können. Hier sind aufgrund des minimalen Abstands zu den Augen sogar höhere Auflösungen vorstellbar. Allerdings sind Displays mit einer so hohen Pixeldichte in der Herstellung ziemlich teuer oder technisch noch gar nicht realisierbar.

Anders bei Fernsehern: hier können die Bildschirme zwar durchaus 55 oder 65 statt 5 Zoll Bildschirmdiagonale haben, aber selbst mit 4K-Auflösungen eine bei weitem geringere Pixeldichte erreichen und sich kostengünstig produzieren lassen. Nachdem die 3D-Fernsehtechnik floppte, auch mangels qualitativer Inhalte, und für die wenigsten Verbraucher einen Grund darstellte, sich einen neuen Fernseher zuzulegen, springen die Hersteller jedenfalls mit Freude auf diesen neuen Zug auf. Nachdem in den ersten Jahren noch ‚Mondpreise‘ abgerufen wurden, sind inzwischen schon zahlreiche sogenannte UHD-Modelle teilweise weit unter 1000 Euro erhältlich.

Fortschritt scheitert an Internetanschlüssen der Nutzer

Filme in 4K sind derzeit vor allen Dingen als UHD-Blu-Ray erhältlich, welche wiederum ein neues, aber immerhin abwärtskompatibles Abspielgerät erforderlich machen. Grund dafür sind die enormen Datenmengen von über 50 GB. Daran lässt sich auch erkennen, warum 4K sich in naher Zukunft nicht wirklich als Standard durchsetzen wird – für Fernsehen und Streaming fehlt flächendeckend schlicht die Infrastruktur. So gibt es zwar schon vereinzelt Übertragungen in 4K, aber die Kapazitäten für die Satellitenübertragung sind für die Anbieter zu teuer und limitiert. Beim Streaming liegt das Problem aber nicht einmal beim Anbieter, denn Serverkapazitäten für größere Datenmengen sind verfügbar. Vielmehr scheitert der Fortschritt an den Internetanschlüssen der Nutzer, denn eine stabile 50-Mbit/s-Leitung ist Grundvoraussetzung. Und selbst dann müssen die Anbieter Filme stark komprimieren, sodass die gefühlte Qualität kaum besser ist als bei Full-HD, wie man am Beispiel von Netflix sehen kann.

Eine weitere, nicht unerhebliche Einschränkung sind die erforderlichen Aufnahmetechniken, insbesondere im Fernsehen. Parallelen zu 3D finden sich auch hier, speziell die Henne-Ei-Problematik spielt eine große Rolle: Für Fernsehanbieter lohnt sich die Aufrüstung nur, wenn genügend Nachfrage nach Inhalten besteht, lediglich Sky betreibt derzeit mit Sky Bundesliga UHD einen eigenen 4K-Sender. Auf der anderen Seite rechtfertigt sich für Verbraucher der Aufpreis für UHD-Abspielgeräte nicht, solange die Inhalte qualitativ und quantitativ fehlen. Ähnlich wie die Anbieter müssen sich auch die Nutzer fragen: lohnt sich die Aufrüstung überhaupt (schon)?

4K wird sich langfristig durchsetzen, aber ob in 5 oder erst in 10 Jahren, das kann noch niemand so genau sagen. Im Gegensatz zu 3D ist es jedoch kein optionales Feature, sondern eine qualitative Verbesserung, sodass mittelfristig jeder davon profitieren würde.

Über Fabrice Laroche

Fabrice Laroche ist studierter TV-Producer und war viele Jahre in der FSF für die technische Administration und Videoschnitt zuständig. Er ist außerdem bekennender Serienjunkie und besitzt noch eine altmodische DVD-Sammlung. Momentan lebt er in Neuseeland.