„Jenseits von Gut und Böse“: Ambivalente Helden und ihre Orientierungsfunktion

Die zweite Prüferfortbildung der FSF in diesem Jahr widmet sich ambivalenten Protagonisten in jüngeren US-amerikanischen Serien: vom Forensiker und Serienkiller Dexter über Antiterror-Spezialist Jack Bauer (24) oder CIA-Agentin Mathison (Homeland) mit ihren fragwürdigen Verhörmethoden, Chemielehrer und Chrystal-Meth-Produzent Walter White (Breaking Bad) bis hin zum Betrüger Lucas Hood (Banshee), der in die Rolle eines Sheriffs schlüpft. Die neuen Helden sind wie Menschen im richtigen Leben nicht eindimensional, sondern irgendwo zwischen Gut und Böse anzusiedeln. Intelligent, witzig und vielschichtig werden Geschichten erzählt, die genretypische Muster durchbrechen, eindeutige Orientierungsrahmen untergraben und so zur Auseinandersetzung einladen. Das Publikum ist dankbar für diese „Diskursserien“, deren Jugendschutzbewertung dagegen nicht immer leicht fällt. Inwieweit setzen die Protagonisten Wertmaßstäbe für den Umgang mit Drogen, die Haltung gegenüber Folter oder Selbstjustiz bzw. inwieweit gelingt Kindern und Jugendlichen die Abgrenzung? Sind flache Charaktere in Kauf zu nehmen, weil Heranwachsende klare Gut-Böse-Kategorien brauchen? Oder sind im Gegenteil gebrochene Charaktere wünschenswert, die differenzierte Sichtweisen vermitteln? Inwiefern spiegeln die Serien und ihre Helden gesellschaftliche Entwicklungen, inwiefern verändern sie die Rezeptionskultur? Und schließlich: Sind die Voraussetzungen und Bewertungsmaßstäbe im Jugendschutz noch zeitgemäß oder müssen sie revidiert werden?

Dagmar Hoffmann
© FSF

Diese Fragen werden auf der Prüferfortbildung, bei welcher sich Prüferinnen und Prüfer der FSF und Jugendschutzbeauftragte der FSF-Mitgliedssender zum Austausch über Programmentwicklungen, Jugendschutzfragen und aktuelle Prüffälle treffen, aus wissenschaftlicher Sicht und aus der Perspektive der Filmkritik beleuchtet und diskutiert.

Prof. Dagmar Hoffmann (Universität Siegen, stellvertretende Vorsitzende der GMK, Kuratoriumsmitglied FSF) wird die entwicklungspsychologischen und soziologischen Aspekte zum Thema aufzeigen und im Anschluss wird Barbara Sichtermann (Publizistin und Fernsehkritikerin) die Serien und ihre Figuren aus Sicht der Filmkritik beleuchten.

Barbara Sichtermann
© FSF

Bilder gibt es parallel zur Veranstaltung auf unserer Facebookseite zu sehen. Und am Dienstag erwartet interessierte Leser an dieser Stelle der Tagungsbericht zur Prüferfortbildung „Jenseits von Gut und Böse“: Ambivalente Helden und ihre Orientierungsfunktion von Susanne Bergmann (Hauptamtliche Prüferin in der FSF).

Über Claudia Mikat

Claudia Mikat ist seit 2019 Geschäftsführerin der FSF. Sie studierte Erziehungswissenschaften/Freizeit- und Medienpädagogik an der Universität Göttingen. Danach arbeitete sie als freiberufliche Medienpädagogin, als Dozentin und in der Erwachsenenbildung. Von 1994 bis 2001 leitete sie die Geschäftsstelle der FSF und wechselte dann in die Programmprüfung, die sie bis 2015 verantwortete.