33 beste Kinderfilme

„Was findet ihr daran denn lustig?“, fragten die Kinder ungläubig – immerhin hielten sie höflich bis zum Ende der ersten Folge ALF durch (Erziehungserfolg!!).
Es ist gar nicht so einfach, dem eigenen Nachwuchs Filme und Serien nahe zu bringen, von denen sie dann auch tatsächlich und im besten Fall richtig begeistert sind. Selbst ich greife immer noch ab und an daneben, obwohl ich mich während eines großen Teils meiner Arbeitszeit mit diesen Medien beschäftige und, so könnte man meinen, Experte im Heranführen an die bunte Welt der Bilder sein sollte.
Ganz zu schweigen davon, wie es in den Anfängen war, als die Kinder in die kinokompatiblen Jahre kamen. Da fühlte ich mich doch sehr ahnungslos.

Was zeig ich meinen Kindern?

Eltern kennen diese Frage, aber als Filmkritiker war ich doch überrascht, wie hilflos sie mich zunächst machte. Ich konnte zwar aus dem Stegreif zehn Filme aufzählen, die ich unbedingt, sofort möglichst vielen Menschen nahe legen wollte, aber die waren alle nicht kindertauglich. Und für den Nachwuchs fiel mir zunächst nur ein, was ich aus meiner eigenen Kindheit kannte. Das war keine cinephil informierte Auswahl, sondern eher: Was halt damals im Fernsehen lief.

Aber so einfach machten es mir die Kinder nicht… siehe ALF. Und auch wenn manch anderer Versuch mehr Anklang fand (Es war einmal… das Leben fanden die Kinder klasse, und Meister Eder und sein Pumuckl gehört zum erfolgreich über den Generationenwechsel transportierten Kulturgut), entdeckte der erwachsene Blick in einigen lieb gewonnenen Erinnerungen meiner Kindheit Schwächen, für die ich früher blind gewesen war.
Die Begründung liegt natürlich einerseits im Alter begründet: Als Kind ist einem manches egal, was man als Erwachsener hinterfragt. Aber viel wichtiger: Weil da Werte und Inhalte transportiert werden, die ich heute nur noch schwer ertragen kann. Alena Schröder hat darüber kürzlich im SZ-Magazin ihr Leid geklagt und resümierte, „dass Nostalgie nicht unbedingt ein guter Ratgeber in Geschmacksfragen ist“.

Und dann die kleine Überraschung …

Genau diese Erfahrungen weckten aber meinen filmkritischen Ehrgeiz – und meine Neugier: Weder kann ja alles schlecht sein, was wir damals gesehen haben, noch ist das heutige Kinderkino nur furchtbar. Auch wenn uns Eltern dieses oft zu laut, hektisch und unkonzentriert vorkommt, sodass man mit einem imaginären Krückstock in Richtung der Leinwand fuchteln will.
Und dann die kleine Überraschung: In letzter Konsequenz ist es ein sehr leichtfüßiges Vergnügen, sowohl cinephile Eltern als auch anspruchsvolle Kinder glücklich zu machen!
Wie ich schnell feststellen konnte und irgendwie auch zu erwarten war, suchen Kritikerinnen und Kritiker natürlich selbst nach dem guten, schönen, wahren Kinderfilm – und werden fündig in Kritiken, in den Tipps guter Freundinnen oder auf Kinderfilmfestivals von Gera bis München, Hamburg bis Berlin, Chemnitz bis Frankfurt.
Da gibt es dann Tolles zu sehen! Hemmungslose Albernheiten für alle Altersstufen (etwa in Quatsch und die Nasenbärbande oder Captain Underpants), so mitreißende wie gelassene Alltagsdramen (von Königin von Niendorf bis Flußfahrt mit Huhn). Oder so lehrreiche Geschichten wie die Fernsehserie Die langen großen Ferien, die meine Kinder ebenso toll finden wie die etwas, sagen wir mal, „dynamischer“ inszenierten Abenteuer in Toy Story.



Nur ein wenig überrascht hat mich am Ende, dass die große Bedrohung, die oberflächliche Filmkritiken gerne aufrufen, nie eingetreten ist. Keine der Serien, keiner der Filme, die meinen Kindern wirklich gefallen, haben mich als Erwachsenen je gelangweilt. Im Gegenteil, mir wurde immer klarer, dass wirklich tolle Filme eben gerade ausmacht, wie unwichtig Altersgrenzen sind: Sie langweilen auch dann nicht, wenn man nicht präzise zur eigentlichen (oder besser: angeblichen) Zielgruppe gehört. Ein Film wie Rico, Oskar und die Tieferschatten zum Beispiel ist eben nur an der Oberfläche ein „Kinderfilm“ – darunter schlummern ein Film über Freundschaft, Anflüge eines Sozialdramas und schließlich ein veritabler Berlinkrimi. Das reicht dicke, um auch Menschen 40+ noch an den Sessel zu fesseln.



Weil es aber nicht ganz so einfach ist: 33 Beste Kinderfilme

Weil es aber eben auch nicht ganz einfach ist solche Perlen zu finden, habe ich Kinderfilme, die für mich persönlich zu den Besten zählen, in dem Buch 33 Beste Kinderfilme zusammen- und vorgestellt.
"33 Beste Kinderfilme" von Rochus Wolff, erschienen Edition KA 10 Verlag Dreiviertelhaus Sie sind nach Altersgruppen sortiert, denn ein kleiner Topf mit einem zu großen Deckel kann eventuell überfordern. Kein einziger dieser Filme ist langweilig, aber es werden auch nicht alle allen gefallen – meine eigenen Kinder haben schon deutlich gemacht, dass sie mindestens drei davon „total doof“ finden. So individuell und verschieden unsere Kinder im Wesen sind, so sind sie es natürlich auch in der Rezeption. Und jeder dieser Filme hat einen eigenen Blick auf die Welt, kann unsere Wahrnehmung ein wenig verschieben.

Die Reise beginnt in diesem Buch für die ganz Kleinen bei Molly Monster und endet bei Kubo – Der tapfere Samurai für die Fast-schon-Teenager. Eine Wanderung durch die Filmgeschichte, beginnend 1923 mit Lotte Reinigers Die Abenteuer des Prinzen Achmed, dem ersten „abendfüllenden“ Animationsfilm der Geschichte, bis in die Gegenwart. Abgeschlossen sind aber weder die Auswahl noch die Suche: Es ist mein persönlicher Versuch, Vorschläge zu machen, Möglichkeiten zu zeigen und Eltern den Einstieg ins Film- und Kinoleben ihrer Kinder etwas leichter zu machen. Es gibt aber neben diesen 33 natürlich noch so, so, so viele Leinwanddiamanten, die Kinderaugen zum Glitzern bringen.

Für schlechte Filme ist die Kindheit jedenfalls wirklich zu kurz.

Über Rochus Wolff

Rochus Wolff ist Kulturjournalist, Autor und Filmkritiker. Er lebt mit seiner Familie in Fulda und schreibt zum Thema Kinderfilm seit Anfang 2013 einen eigenen Blog unter kinderfilmblog.de.