How to: nachhaltig und umweltbewusst durch den Studentenalltag

Datenschutz, Nachhaltigkeit, Fleischkonsum, Minimalismus, Ästhetik und Meditation – subsumieren lassen sich diese Schlagwörter unter dem Begriff Bewusstsein. Und genau zu diesem Thema waren im Wintersemester 2018/19 wieder zahlreiche Hallenser Studierende aufgerufen, im Seminar Schreiben für die Medien – geleitet von Prof. Joachim von Gottberg (Chefredakteur tv diskurs) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg – ihren Gedanken freien Lauf zu lassen und diese anschließend in Textform „zu gießen“. Entstanden sind eine Vielzahl an vielseitigen Texten zum Thema. Sechs davon veröffentlichen wir nun jede Woche im FSF-Blog. In diesem Beitrag der Textreihe stellt Karoline Jakob das Thema Umweltbewusstsein in den Fokus:


How to: nachhaltig und umweltbewusst durch den Studentenalltag

Als Student/-in hat man im Alltagsleben oft die schwierige Entscheidung vor sich, ob man nun auf sein Budget achten oder das Richtige für die Umwelt tun soll. Die Erfahrungen von Sarah sollen den Studierenden mit Durchschnittsbudget helfen, nicht nur nachhaltiger, sondern auch kostengünstiger durchs Leben zu gehen. Sarah macht’s vor – und wir machen es Schritt für Schritt nach.

 

Sie steht unschlüssig vorm Gemüseregal und sieht sich stirnrunzelnd die Ablagen an. Alles, was sie will, ist eine Gurke für den Salat, den sie heute Abend geplant hat zuzubereiten. Vorbeieilende würden ihre Unschlüssigkeit wohl mit den steigenden Gemüsepreisen in Verbindung bringen – aber die FSJ-lerin Sarah achtet auf etwas ganz anderes. Wieso muss eine Gurke, die man sowieso zuhause abwäscht oder schält, denn nur in Plastik eingeschweißt sein? Die „Plaste-Gurke“ bleibt für heute in der Ablage liegen. Eine Paprika wandert stattdessen in Sarahs Gemüsenetz.

Schon ein Jahr vor dem Auszug aus dem Elternhaus und dem anschließenden Umzug nach Halle begann Sarah, sich als Konsumentin bewusst neu zu orientieren. „Ich habe ein bisschen damit angefangen, und meine Mutter ist dann auf den Zug mit aufgesprungen“, sagt die 20-Jährige, als wir zusammen bei einer Tasse Tee in ihrer Wohnung sitzen. Die Entscheidung, sich umweltbewusster zu verhalten und auch nach gewissen Maßstäben einzukaufen, hat sie nie bereut und ihre Hingabe zur Nachhaltigkeit stetig ausgeweitet. Ganz klein hat sie angefangen: mit einer möglichst hohen Meidung von Plastikabfall. „Als Kind hatte ich große Freude daran, beim Einkaufen das Obst und Gemüse schön ordentlich in einzelne Plastiktüten zu packen. Dafür schäme ich mich heute sehr“, erzählt sie mit einem ertappten Ausdruck im Gesicht. Wenn Sarah heute einkaufen geht, nimmt sie sich immer eigene Stoffbeutel und Gemüsenetze mit. Zur Plastikvermeidung kamen neue Aspekte hinzu: kurze Zeit später achtete sie auch darauf, mehr lokale und Bioprodukte zu kaufen und sich das für teurere Nahrungsmittel ausgegebene Geld auf anderem Wege wieder reinzuholen.

„Ich glaube, es ist unmöglich, am Anfang auf alles zu verzichten und sich komplett zu reduzieren. Das kommt nach und nach …“

Vor dem Umstieg zu einer nachhaltigeren Lebensweise sehen sich viele Menschen mit dem Problem konfrontiert: Wo soll man da nur anfangen? Wichtig ist, sich für diesen Umstieg Zeit zu nehmen und sich vor allem Prioritäten zu setzen. „Ich glaube, es ist unmöglich, am Anfang auf alles zu verzichten und sich komplett zu reduzieren. Das kommt nach und nach, und irgendwann denkt man sich so: das brauche ich eigentlich auch nicht.“, sagt Sarah, während sie an ihrem Tee nippt und sich einen selbst gebackenen, mit Petersilienblättern verzierten Keks in den Mund schiebt. Die Parmesankekse hat sie am Vortag gebacken und in einem ausgespülten Marmeladenglas als kleinen Snack zum Tee auf dem Tisch drapiert.

Parmesankakes © Karoline Jacob
© Karoline Jacob

Trotz ihrer Bemühungen um die Umwelt hält sich Sarah nicht für jemanden, den man umgangssprachlich als ‚Öko‘ bezeichnen würde, obwohl sie dieses Label oft aufgedrückt bekommt. Für sie ist es ebenso wichtig, im Blick zu behalten, dass man damit umzugehen lernen muss, seine Prinzipien manchmal nicht so umsetzen zu können, wie man es gerne tun würde. „Ich glaube, das ist dann auch immer so eine Erwartung, wenn jemand so eine umweltbewusste Haltung hat, dass man das zu 100 Prozent auch auslebt. Aber das kann man nicht. Das ist unmöglich.“ Damit meint sie vor allem die hohe Verwendung von Plastikverpackungen für Obst und Gemüse in Einkaufsläden. Doch langsam scheint sich ein Umbruch in Deutschland bemerkbar zu machen: in den Auslagen gibt es in vielen Läden wie Biomärkten oder Supermärkten mittlerweile auch Stoffnetze zu kaufen. Ein Mehrwegsystem hat sich ebenfalls in größeren Handelsketten etabliert, bei denen man an der Fleisch- oder Käsetheke seine eigenen Schüsseln und Dosen befüllen lassen kann. So wird der Plastikverbrauch der Konsumenten um einiges verringert.

„Reflektiert einkaufen“

Speziell für Studierende tut sich bei der Umstrukturierung der Lebensweise ein weiteres Problem auf: Geld. Davon hat der Durchschnittsstudent nicht viel und achtet daher auch mehr auf die Preise als auf einen lokalen Anbau oder das Weglassen von Plastikverpackungen. Auch für Sarah, ehemalige Studentin und inzwischen FSJ-lerin, war das anfangs eine Hürde. Enorm hilfreich war es, sich Prioritäten zu setzen. Zusätzlich hat sie auch eine für manche heutzutage altmodische Methode wieder aufgenommen: das Schreiben von Einkaufszetteln – und sich natürlich auch an diese zu halten. „Reflektiert einkaufen“, nennt sie das; und hat noch einen weiteren Tipp im Ärmel, denn abzustreiten sind die höheren Preise für lokale und biologische Produkte selbstverständlich nicht: „sparen an den richtigen Ecken“, sagt sie, und fährt nach einem Blick auf meinen verwirrten Gesichtsausdruck mit einem verschmitzten Lächeln fort: „Das mache ich auf ganz unterschiedliche Weise. Ich kaufe viel Secondhand, denn ich liebe das Stöbern nach Unikaten – sowohl bei Klamotten als auch für Möbel oder Geschirr. Außerdem trinke ich fast immer Wasser, und das hole ich mir einfach aus der Leitung. Das deutsche Leitungswasser ist qualitativ sehr hochwertig, das kann man ohne Bedenken trinken. Und ich bin ein großer Fan von Selfmade-Produkten. Ich mache viele Haushaltsmittel selber, die mich im Laden viel mehr kosten würden. Auch wenn ich dafür von meinen Freunden manchmal als Oma bezeichnet werde“, lacht sie.

Badutensilien © Karoline Jacob
© Karoline Jacob

Zu Sarahs Selfmade-Repertoire gehören selbstgemachte Seife, Deo, Waschmittel und sogar Geschirrspülmittel. Die Rezepte dafür hat sie sich aus dem Internet besorgt, im herkömmlichen Drogeriemarkt gibt es die Zutaten. „Das kriegt man alles bei dm. Da gibt’s sogar Hefte, in denen die Rezepte drinstehen. Wenn man’s selber macht, dann hat man vielleicht einen kleinen Zeitaufwand, aber dafür kostet es drei Euro für drei Monate und man gibt keine 12 Euro für eine Packung Waschmittel aus.“ Die Rezepte für ihre Lieblingsprodukte hat sie sich an ihre schon etwas überfüllte Pinnwand für Kreatives in der Küche gehängt. Als nächstes steht für Sarah ein Blog auf der To-Do-Liste, dabei spart man nicht nur Papier, sondern es wird auch endlich wieder Platz an ihrer Pinnwand frei.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

***

Lust auf weitere Texte aus der Reihe bekommen? Weiterlesen …

Über Karoline Jakob

Karoline Jakob kommt ursprünglich aus der Nähe von Nürnberg und studiert in Halle an der Martin-Luther-Universität (MLU) Japanologie und Medien- und Kommunikationswissenschaften. Neben dem Studium arbeitet sie im Budapest Restaurant in Halle. Außerdem singt sie begeistert im Johann-Friedrich-Reichardt-Chor der MLU.