Datenschutz, Nachhaltigkeit, Fleischkonsum, Minimalismus, Ästhetik und Meditation – subsumieren lassen sich diese Schlagwörter unter dem Begriff Bewusstsein. Und genau zu diesem Thema waren im Wintersemester 2018/19 wieder zahlreiche Hallenser Studierende aufgerufen, im Seminar Schreiben für die Medien – geleitet von Prof. Joachim von Gottberg (Chefredakteur tv diskurs) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg – ihren Gedanken freien Lauf zu lassen und diese anschließend in Textform „zu gießen“. Entstanden sind eine Vielzahl an vielseitigen Texten zum Thema. Sechs davon veröffentlichen wir nun jede Woche im FSF-Blog. In unserem heutigen Beitrag der Textreihe stellt Anastasia Kovalska ihre Art des bewussteren Lebens vor: Meditation.
In sich gehen und Ruhe finden …
„Verweile nicht in der Vergangenheit. Träume nicht von der Zukunft. Konzentriere dich auf den gegenwärtigen Moment.“
(Budda)
In unserer heutigen Gesellschaft ist es gar nicht so einfach, mal kurz zu pausieren und tief ein- und auszuatmen – für einen Moment zur Ruhe zu kommen und das Hier und Jetzt zu genießen. Alles und jeder ist ständig in Bewegung. Viele dieser Bewegungen sind sichtbar. Das ständige Interagieren mit unseren Mitmenschen erfordert viel Aufmerksamkeit und Konzentration. Hierbei wird jedoch die eigentlich wichtigere Auseinandersetzung mit den unsichtbaren und tief im Innersten eines Menschen verborgenen Bewegungen oft vernachlässigt.
Warum wird diesen inneren, menschlichen Prozessen oft weniger Aufmerksamkeit geschenkt als den Äußeren?
Die Antwort ist einfach: der Mensch ist ein Gewöhnungstier. Aus Bequemlichkeit erfolgt die schnelle Akzeptanz und Anpassung an Dinge, die mühselig und nur schwer veränderbar sind. Doch früher oder später kommt jeder mal an einen Punkt, an dem man das tiefe innere Chaos, das in einem herrscht, realisiert und nicht mehr akzeptieren kann und möchte.
Doch was genau löst solch einen Gedanken eigentlich aus?
Bekanntlich führen viele Wege nach Rom und genauso ist es auch mit der Erkenntnis der inneren Unruhe und Unzufriedenheit. Mein Weg war keinesfalls ein schöner. Der Verlust eines geliebten Menschen trieb mich an den äußersten und mir bis dahin unbekannten, grausamen Rand meiner innersten Gefühle und Emotionen. Die Überforderung war groß und die Angst, das dunkle schwarze Loch nie wieder verlassen zu können, ebenfalls. Tag für Tag lebte ich in der mir so fehlenden Vergangenheit und vergaß dabei das Hier und Jetzt. Doch die tiefe Unzufriedenheit über die Umstände und die Trauer ließen mich keine Ruhe finden.
Irgendetwas musste sich verändern, doch was?
Zuerst musste Ordnung geschaffen werden. Gedanken und Gefühle mussten neu sortiert werden. Doch wo sollte man anfangen und wo aufhören? Gespräche mit vertrauten Menschen tun bekanntlich gut, doch bringen sie einen oft nicht an das gewünschte Ziel. Die Antwort in anderen zu suchen, ist hierbei nicht unbedingt die beste Herangehensweise. Es war also an der Zeit, sich mir selbst zu stellen. Die mir unbekannte Methode zur Auseinandersetzung mit meinem Selbst – Meditation – schien dabei genau das passende Werkzeug zu liefern und versprach den erhofften Effekt des inneren Friedens und der daraus resultierenden wiederkehrenden Positivität und Lebensfreude.
Meditation
Das Wesentliche bei der Meditation ist, die Gedanken zur Ruhe zu bringen. Der Zustand ähnelt dem eines Tiefschlafs, nur dass der Körper und der Geist wach sind. Die bewusste Auseinandersetzung mit dem Augenblick wird sehr oft durch Gefühle und Sorgen, aber auch durch Träume des Alltags gestört. Genau dieser Problematik – der Ablenkung vom Moment und den daraus sich ergebenden chaotischen inneren Zuständen – widmet sich dieses spirituelle Verfahren. Rein theoretisch soll sich der Praktizierende durch die intensive Wahrnehmung des Moments dieser Ablenkung bewusst werden und wieder in den jetzigen Moment zurückkehren. Denn nur dieser ist laut spiritueller Überlieferungen entscheidend für Zufriedenheit und inneren Ausgleich.
Die Ausübung der Theorie kann auf viele unterschiedliche Arten und Weisen erfolgen
Hierbei gibt es kein Richtig oder Falsch. Alles, was zählt, ist das Gefühl und der Prozess des sich bewussten Zeitnehmens. Denn ohne dieses Bewusstsein ist es schwer, die angestrebte Selbstwahrnehmung für das Leben zu entwickeln. Besonders geleitete Meditationen können am Anfang helfen, diese zu schulen. Am wichtigsten ist dabei, auf seinen Körper und seine Seele zu hören und zu lauschen, was diese zu sagen hat und was ihr guttut. Nach und nach, wenn man sich auf diese spirituelle Herangehensweise der Bewältigung von Unausgeglichenheit, Stress und innerem Chaos einlässt, wird man feststellen können, dass man die Ruhe und Zufriedenheit des Moments während der Meditation auch immer öfter im Alltag verspürt. Plötzlich fällt es einem leicht, die umgebende Umwelt bewusster wahrzunehmen und zu schätzen und sich von unangenehmen Sachverhalten zu distanzieren, um nicht aus der Balance zu fallen.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass Meditation auf eine gewisse und sehr positive Art und Weise mein Leben verändert hat. Jeden Tag freue ich mich auf die bewusste halbe Stunde innere Ruhe – ganz alleine, nur mit mir und meinen Gedanken. Hierbei ermöglicht mir der bewusste Umgang mit dem Moment und meinem Inneren einen nachhaltigeren Umgang mit meiner Umwelt und fördert gleichzeitig ein friedlicheres und stressfreieres Leben für alle.
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