Jubiläumsausgabe tv diskurs 2/2017 (Ausgabe 80): Medien in der Demokratie

In wenigen Tagen erscheint die Jubiläumsausgabe der tv diskurs – Verantwortung in audiovisuellen Medien – ab der 80. Ausgabe in neuem Format! Hier gibt es eine kleine Vorschau auf das kommende Heft.

Massenmedien, die frei sind, denen die Rezipienten vertrauen und die eine hohe Glaubwürdigkeit besitzen, sind im Idealfall ein Kernstück der Demokratie. Sie sollen über unterschiedlichste Meinungen berichten, gleichzeitig sachliche, nach journalistischen Kriterien überprüfte Informationen über alle relevanten Vorgänge in der eigenen Gesellschaft und der übrigen Welt verbreiten und den pluralistischen Diskurs ermöglichen. Bei den klassischen Massenmedien – vor allem dem Fernsehen, dem Radio und den Zeitungen – hat sich in der Bundesrepublik eine beachtliche Professionalisierung entwickelt, die aber auch dazu beigetragen hat, dass sich die Kommunikationschancen ungleich verteilt haben:
Die einen hatten Zugriff auf die Massenmedien und konnten dort kommunizieren, die anderen waren auf die rezipierende Rolle beschränkt.
Erst das Internet gibt so gut wie jedem die Möglichkeit, sich an die Allgemeinheit zu richten. Allerdings wird inzwischen die lang gehegte Hoffnung, dadurch würde die Welt demokratischer und die Menschen könnten – unabhängig von ihrem Aufenthaltsort – fair miteinander kommunizieren, von düsteren Berichten über die Verschwörung von Hackern gegen die Institutionen der Demokratie oder die explosionsartige Vermehrung von Hetztiraden und Rassenhass auf eine harte Probe gestellt. Mark Zuckerberg, der sich monatlich mit einer Botschaft an seine 1,86 Mrd. Facebook-Nutzer wendet, ist immer noch optimistisch. In einer Art Manifest richtet er sich gegen den zunehmenden Trend, sich gegen die Globalisierung abzuschotten. Die Welt sei durch die Verkehrstechnik, aber auch durch die Medien zusammengewachsen. Soziale Netzwerke könnten Menschen ermöglichen, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen. Zuckerberg wendet sich gegen diejenigen, die in den Medien die Gesellschaften spalten und durch das Aufbauen von sogenannten Echokammern einseitige Meinungsbildung fördern. Der Facebook-Gründer möchte das mit künstlicher Intelligenz bekämpfen: Algorithmen sollen tendenziöse Artikel, die geteilt werden, ohne gelesen worden zu sein, in ihrer Verbreitung reduzieren. Das klingt wie ein Umdenken bei Facebook, wo man lange von Fake News und Filterblasen nichts wissen wollte. Aber soll die Meinungsfreiheit tatsächlich in die Hände von intelligenten Maschinen gelegt werden? Wie steht es nun mit der Verantwortung der Medien, die heute über so weitreichende Möglichkeiten der vielfältigen Produktion und Rezeption verfügen wie noch nie zuvor in der Geschichte? Bedeutet die Tatsache, dass jeder sich in ihnen produzieren kann, einen unaufhaltsamen Qualitäts- und Glaubwürdigkeitsverlust? Machen gewissenlose Produzenten von gezielten Falschmeldungen oder Hassprediger nur einfach offensichtlich, dass es heimlich immer schon viele gab, die mit der Pluralität und Offenheit unserer Gesellschaft nicht zurechtkommen? Oder schaffen sie damit eine sich ausbreitende Haltung gegen die Grundwerte unserer Gesellschaft?

Jubiläumsausgabe tv diskurs 2/2017 (Ausgabe 80): Medien in der Demokratie © FSF

INHALT

EDITORIAL

INTERNATIONAL
Die Pressefreiheit wird abgeschafft
In keinem anderen Land sind so viele Journalisten inhaftiert wie in der Türkei
Jens Dehn

Impulsgebend – die Berlinale-Sektion „Generation“
Barbara Felsmann

TITEL
Die Mitte produziert keine Alternativen mehr
Gespräch mit Armin Nassehi

Werte und digitale Kommunikation
Thilo Hagendorff

„Hate Speech ist ein Warnsignal!“
Gespräch mit Anatol Stefanowitsch

Kampfansage den Fake News
Vera Linß

„Die beste Zeit ist jetzt gerade!“
Gespräch mit Michel Abdollahi

Digitale Öffentlichkeit und Demokratie
Caja Thimm

Kontrovers, aber fair
Mediennutzung erfordert kritische Kompetenz der Rezipienten
Gespräch mit Thomas Krüger

Machthungrige Schurken?
Zum Bild politischer Akteure in Serien und Krimireihen des deutschen Fernsehens
Andreas Dörner

Die fünfte Gewalt: das Kino
Werner C. Barg

PANORAMA

WISSENSCHAFT
Die erweiterten Medienzugänge von Kindern
Ergebnisse der KIM-Studie 2016
Daniel Hajok

MEDIENLEXIKON

DISKURS
„Jede Generation soll neu bewerten, was sie für jugendgefährdend hält!“
Gespräch mit Martina Hannak-Meinke

LITERATUR

RECHT

SERVICE
Filmquiz
Die Auflösung unseres Rätsels und ein paar Hintergrundinformationen zum Film finden Sie am 10. Mai unter: blog.fsf.de/category/filmquiz

WEBKLUSIV AUF TVDISKURS.DE
20 Jahre tv diskurs: Impressionen im Schnelldurchlauf
Gerd Hallenberger

Fake News
Olaf Selg

Game und Film – ein transmediales Experiment
Gespräch mit Florian Schnell über seinen Film Offline – Das Leben ist kein Bonuslevel

Auf tvdiskurs.de finden Sie nach Erscheinen der Ausgabe 2/2017 (Heft 80) die einzelnen Artikel zum Download sowie weitere Themen. Wenn Sie Interesse an der Printversion einer bestimmten Ausgabe haben oder tv diskurs regelmäßig erhalten möchten (erscheint vierteljährlich), wenden Sie sich bitte an tvdiskurs(at)fsf.de. Eine Änderung Ihrer Bezugsadresse können Sie uns ebenfalls auf diesem Weg mitteilen.

Über tv diskurs

Die Fachzeitschrift tv diskurs – Verantwortung in audiovisuelle Medien informiert wissenschaftlich, pointiert und verständlich über aktuelle Entwicklungen im Bereich des Jugendschutzes, der Medienforschung und der Medienpädagogik. Sie erscheint viermal im Jahr und bietet ein Forum für unterschiedliche Positionen. Es werden nicht nur aktuelle Entwicklungen im Medien- und Jugendschutzbereich aufgegriffen, sondern auch grundlegende, philosophische Fragestellungen diskutiert.