Wie man sich fühlt, wenn man als Mörder vom deutschen Mob vorverurteilt wird, wollte Drehbuchautorin Henriette Piper (Schneewittchen muss sterben ,2013 | Sehnsucht nach Liebe, 2004) im TV-Drama Nichts mehr wie vorher (2013) aufzeigen. Angelehnt an den tatsächlichen Mordfall der elfjährigen Lena aus Emden aus dem Jahr 2012 inszenierten Piper und Regisseur Oliver Dommenget (Der Dicke, 2009-2013 | Marco W. – 247 Tage im türkischen Gefängnis, 2011) ein authentisches Familiendrama mit zeitgenössischer Kritik an Medien und Gesellschaft.
Sat.1 zeigt heute Abend, (24.09.2013 sowie in der Wiederholung) am 15. November 2016, um 20.15 Uhr den Fernsehfilm Nichts mehr wie vorher.
Ausgehend von einem Sexualmord an dem elfjährigen Fabian entspinnt sich die Geschichte – wie in der damaligen Realität – um die vorschnelle Verurteilung eines Jugendlichen und dem Aufruf zur Hetzjagd über die sozialen Netzwerke. Der vermeintliche Triebtäter, der 16-jährige Daniel, sowie seine gesamte Familie geraten in den Sog der Öffentlichkeit und ins Visier der Polizei. Während Hauptkommissarin Ahrens aufgrund des öffentlichen Drucks die Unschuldsvermutung immer weiter außer Acht lässt, gerät das Elternpaar in einen Zwiespalt zwischen Vertrauen und Misstrauen. Aus Angst vor seinem Vater und dem öffentlichen Coming-out als Homosexueller verstrickt sich Daniel gegenüber seiner Familie und der Polizei in immer tiefere Widersprüche. In dem Wissen, ein DNA-Test wird ihn zweifelsfrei von allen Anschuldigungen freisprechen, verschließt sich Daniel vollkommen. Diese introvertierte Haltung und der Fund von Männermagazinen und seltsame Webaufrufe lassen Familienoberhaupt Ulli Gudermann an seinem Kind zweifeln. Der Mordfall, dessen Aufklärung und die mediengewaltige, unerträgliche Hetzkampagne droht die Familie zu zerreißen, selbst nachdem Daniels Unschuld einwandfrei bewiesen ist.
Das TV-Drama wird von einem Schauspielerensemble ersten Ranges präsentiert. Hauptdarsteller Jonas Nay alias Daniel wirkte aktuell in dem Kinofilm König von Deutschland (2013) mit, aber auch in einigen Tatortfolgen sowie in dem mit mehreren Filmpreisen ausgezeichneten Fernsehfilm Homevideo (2011). Annette Frier, sonst eher als Komödiantin z.B. in Danni Lowinski (2009-2013) oder Pastewka (2009) in Aktion, überzeugt durch ergreifend dargestellte Ernsthaftigkeit in der Mutterrolle der Claudia Gudermann. Die Vaterfigur wird glaubhaft durch Götz Schubert (Unsere Mütter, unsere Väter, 2013 | Der Turm, 2012) verkörpert. Newcomerin Bernadette Heerwagen alias Leonie Ahrens – die junge und überengagierte Hauptkommissarin – dürfte aus den Filmen Auslandseinsatz (2011) und Die kommenden Tage (2009) bekannt sein.
Die FSF prüfte das deutsche TV-Movie Nichts mehr wie vorher und gab es für ab 12-Jährige und damit verbunden für die Ausstrahlung im Hauptabendprogramm ab 20 Uhr frei. Zur ProgrammInfo des Fernsehfilms Nichts mehr wie vorher auf der FSF-Website geht es hier.
Bitte beachten Sie: Bei den Altersfreigaben handelt es sich nicht um pädagogische Empfehlungen, sondern um die Angabe der Altersstufe, für die ein Programm nach Einschätzung der Prüferinnen und Prüfer keine entwicklungsbeeinträchtigenden Wirkungsrisiken mehr bedeutet.
Mehr Informationen zur Programmprüfung erhalten Sie auf unserer Website. Dort veröffentlichen wir jede Woche neue ProgrammInfos zum aktuellen Fernsehprogramm. Auch diese Auswahl stellt keine Empfehlung dar, sondern zeigt einen Querschnitt der Programme, die den Prüfausschüssen der FSF von den Mitgliedssendern vorgelegt werden.