Doppelt plagt euch, mengt und mischt!
Kessel brodelt, Feuer zischt.
Macbeth, 4. Akt, 1. Szene
William Shakespeare
Zwei Staffeln lang haben die Underwoods in House of Cards sich durch die Manege/Arena der Staatspolitik bewegt, ihrer Spielwiese für Erwachsene. Die Daumenschrauben wurden überall dort angelegt, wo es nötig schien, und die Eisenstangen gebogen, als wären sie Stroh. Bis hin zu jenem glorreichen Augenblick, als Reichspafel, Zepter und Hermelin in die rechtmäßigen Hände gegeben werden. Francis Joseph „Frank“ Underwood ist Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
Er hat den Ritterschlag erhalten, den er sich so sehr ersehnt hat. Nicht zwingend mit den lauteren Mitteln des Fair Play, aber wann haben die Regeln des Spiels die Underwoods jemals aufgehalten? Regeln sind dazu da um gebrochen zu werden …
Doch allzu schwer ruht das Haupt, das eine Krone drückt. Es offenbart sich, dass der Titel nicht das Endspiel war. Bloß ein weiteres Gipfelplateau, das sich hinter dem Aufstieg verborgen hatte. Nun muss die Position mit allen Mitteln verteidigt werden und die Opposition liegt schon in Lauerstellung. Zuvor verhielt es sich so, dass Francis und Claire den Berg verlassen konnten, um in ihrer Festung der Zweisamkeit zu konspirieren. Nun sind sie der Berg.
Faul im Kern, das sieht Francis, wenn er die Staatsmacht betrachtet. Eine Meute aus Hasenfüßen und Speichelleckern, denen der Mumm fehle, tatsächliche Entscheidungen zu treffen. „What is the face of a coward? The back of his head as he runs from the battle.“, diese Frage geht an uns, als er abermals mit Zurückweisung zu kämpfen hat.
So sicher, so überzeugt ist er davon, dass er das, was er tut, aus den richtigen Beweggründen macht. Oder so scheint es zumindest für den Augenblick. Haben Rückschläge und Ablehnung, die auch aus den eigenen Reihen kommen, den stets resoluten Südstaatler womöglich verunsichert? Immer dann, wenn es scheint, als wäre Präsident Underwood ein empathisches Wesen mit einem Gewissen, das nur das Beste für die anderen im Sinn hat, offenbaren sich die tatsächlichen Hintergedanken. Dieses Verhalten haben die Underwoods mittlerweile so perfektioniert, dass jede sanftere Handlung umgehend zu einer Verkrampfung seitens der Betrachter führen kann. Die Schwarmintelligenz wirkt infolgedessen machtlos gegenüber einer solchen Naturgewalt, wie sie Francis Underwood darstellt.
Dann wiederum gibt es ein Momentum wie dieses, in dem Claire zu ihrem Mann sagt: „You’re crooked“ („Du bist schief/korrupt“). Und Frank entgleitet das Gesicht, ein seltener Anblick. Der Kommentar kommt vom eisernsten aller Bündnispartner – seiner Frau. Dann deutet Claire auf seine schief sitzende Fliege und die Unsicherheit ist korrigiert.
Francis Underwood hat sich dieses Amt erschlichen, mit dem Ziel ein Vermächtnis zu hinterlassen und nicht nur Platzhalter bis zur nächsten Wahlperiode zu sein. Nun muss er erkennen, dass er nicht das Monopol auf Geheimnisse hält. Dieser kleine, leise Satz lässt Böses erahnen. Herausgezoomt aus diesem zarten Kartenhaus, gebaut aus Manipulation, Kontrolle, Angst und Tyrannei, ist etwas dargestellt, dessen Ränder bereits zusammenstürzen.
Über die Kellertreppe haben sich die Underwoods ihren eigenen Weg geebnet als sie aus Pandoras Büchse entwichen sind und sie sind gekommen um zu bleiben. Es bleibt fraglich, ob dieser König das Reich halten kann, dessen Grenzen er gesteckt hat.
Sky zeigt die neuen Folgen der dritten Staffel House of Cards, seit dem 12. April 2015, immer freitags um 21.00 Uhr auf Sky Atlantic HD sowie auf Abruf über Sky Go und Sky Anytime – wahlweise in der deutschen Fassung oder im englischen Original.
Die FSF prüfte Folgen der ersten Staffel House of Cards – zur ProgrammInfo geht es hier.
Sehr schön geschrieben!