Die schönste Zumutung

Matthew McConaughey, Kevin Spacey, Woody Harrelson, Glenn Close, Hale Berry, Maggie Smith: Sie denken an Hollywood? Ich denke an Fernsehen. Immer mehr große Namen des Celluloids haben den Weg in diverse TV-Produktionen gefunden. Und nicht etwa in aufwendig produzierte Filme. Nein, in TV-Serien. Einer früher ausgesprochen verpönten Gattung. Das serielle Drama mit zwölf bis dreizehn Folgen und offenem Ende hat sich nach den Worten Brett Martins, des Autors von “Difficult Men: Behind the Scenes of a Creative Revolution”, zu einer eigenen Kunstgattung gemausert. Mehr noch, zu DER bezeichnenden Kunstgattung für die USA des beginnenden 21. Jahrhunderts. Er vergleicht die Bedeutung der neuen Qualitätsserien mit der Bedeutung, die die Filme von Scorsese, Altman und Coppola für die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hatten.

„Jenseits von Gut und Böse“: Ambivalente Helden und ihre Orientierungsfunktion

Die zweite Prüferfortbildung der FSF in diesem Jahr widmet sich ambivalenten Protagonisten in jüngeren US-amerikanischen Serien. Das Publikum ist dankbar für diese "Diskursserien", deren Jugendschutzbewertung dagegen nicht immer leicht fällt. Inwieweit setzen die Protagonisten Wertmaßstäbe für den Umgang mit Drogen, die Haltung gegenüber Folter oder Selbstjustiz bzw. inwieweit gelingt Kindern und Jugendlichen die Abgrenzung? Diese und weitere Fragen werden auf der Prüferfortbildung aus wissenschaftlicher Sicht und aus der Perspektive der Filmkritik beleuchtet und diskutiert. Bilder gibt es parallel zur Veranstaltung auf unserer Facebookseite zu sehen. Und am Dienstag erwartet interessierte Leser an dieser Stelle der Tagungsbericht zur Prüferfortbildung "Jenseits von Gut und Böse": Ambivalente Helden und ihre Orientierungsfunktion von Susanne Bergmann (Hauptamtliche Prüferin in der FSF). Weiterlesen ...

Vom Persönlichen und Politischen

"Homeland" (2011) hatte mit der ersten Staffel eine erstaunlich differenzierte Sichtweise auf die USA nach dem 11. September 2001 geschaffen. Nun ist in Deutschland die zweite Staffel angelaufen. Es ist schon sehr bezeichnend für das politische Klima der letzten Jahre in den USA, dass eine nuancierte Behandlung des sogenannten „war on terror“ erst zehn Jahre nach dem 11. September im Fernsehen möglich war. Eine Betrachtungsweise, die nach der Bush-Parole "Entweder mit uns oder gegen uns" lange Zeit noch nicht einmal den US-amerikanischen Medien vergönnt war. "Homeland" hat diese überfällige differenzierte Aufarbeitung eines nationalen Traumas und komplexer politischer Vorgänge 2011 geliefert. Sie ist eine Serie ohne Helden geworden und größtenteils ohne Schwarz-Weiß-Malerei. Auch wenn manchmal an vielen Straßenecken eine US-Fahne zu wehen scheint. Doch sie zeigt eindeutig viele Grautöne in einer Situation, die von offizieller Seite lange Zeit als ein Entweder-Oder dargestellt wurde. Sie zeigt, gespiegelt am Privatleben der handelnden Personen, sowohl das Trauma durch die Anschläge als auch das Trauma, das aus der Reaktion darauf erwuchs. Über Schuld und Unschuld, Wahrheit und Verrat muss der Zuschauer in "Homeland" selbst entscheiden. Weiterlesen ...

Gehirnwäsche – eine abgestandene Idee aus dem Kalten Krieg? Oder: Barack Obamas Lieblingsserie

Irakkrieg 2003. Die USA führt einen "Krieg gegen den Terror". Der Marinesoldat Nicholas Brody gerät für acht Jahre in Kriegsgefangenschaft. Seine Familie hält ihn für tot. Doch dann, plötzlich, ein Lebenszeichen von dem tot geglaubten Vater und Ehemann. Die USA empfängt Brody als Helden, doch die manisch-depressive CIA-Agentin Carrie Mathison vermutet, dass Brody in seiner Gefangenschaft „umgedreht“ wurde und nun für den al-Qaida-Terrorist Abu Nazir arbeitet. Auf eigene Faust überwacht Mathison den vermeintlichen Schläfer Brody und seine Familie, um herauszufinden, wer Brody wirklich ist. Die Rede ist von der Serie ProSieben MAXX ab dem 02. Oktober um 20.15 Uhr die Staffel in der englischen Originalfassung mit Untertiteln. Weiterlesen ...

Homeland und Hatufim

Ein Thema, zwei Serien. Kennen Sie das? Sie sind von etwas begeistert, brennen dafür und Ihr Gegenüber begegnet Ihnen mit gepflegter Langeweile? Bisher haben sich nur wenige meiner Freunde für Fernsehserien interessiert. Mit "Homeland" hat sich das geändert. Im Frühjahr lief in SAT.1 die erste Staffel, in der geklärt wird, ob die CIA-Agentin Carrie Mathison verrückt und/oder Nicholas Brody ein Schläfer ist, was sich die ganze Zeit kaum mit eindeutigem „Ja“ oder „Nein“ beantworten lässt. In der zweiten Staffel lassen sich politische Motive und Emotionen noch weniger trennen, wirkt jeder Satz, der zwischen Carrie und Nicholas gewechselt wird, so doppelbödig und brüchig wie eine Kippfigur. Gut und Böse fließen ineinander. "Homeland" ist nah dran und doch weit weg von der Wirklichkeit. Gepflegte Langeweile ist nicht zu erwarten! Weiterlesen ...