Fressen oder gefressen werden

Schau dich um, sieh dir dein Leben an. Das bist du, ein Zahnrad in der Gesellschaft, eingebettet in einen Rhythmus aus Arbeit, Essen, Schlafen, sozialem Leben, Beziehung. Alles so, wie es bei den meisten Menschen ist. Vollkommen normal halt. Mal bist du glücklicher, mal ist das Leben ein bisschen kompliziert, aber darauf hast du dich eingelassen. Dann kommt der Tag, der dein ganzes Leben verändert. Die Rede ist von einem so massiven Einschnitt, der die Frage aufwirft, wessen Leben du gerade lebst, denn deines kann es unmöglich sein. Kannst du dir das vorstellen? Wahrscheinlich nicht. Wie auch?! Aber dafür gibt es die Fiktion, um uns zu zeigen, welche ungeahnte Wendung im Verborgenen lauert und welche Art ein Leben zu Leben es noch geben könnte. Die amoralische Intensität der Serie Chosen, von der hier die Rede ist, lässt die Nerven vibrieren und einen makabren Geschmack zurück. Wann? Weiterlesen ...

Grenzenlose Aktualität

„Ich baue gerade ein Team von Heiligen Kriegern auf, Männer des Glaubens, die bereit sind, ohne Vorwarnung zuzuschlagen, ohne Skrupel.“ sagt Faris al-Farik zu Darwyn Al-Sayeed. Worum es in der US-amerikanischen Serie Sleeper Cell geht, wird schnell klar: Religion, Islamismus, Fundamentalismus und Terror – dies allerdings überraschend gelungen inszeniert. Hier wird ein Thema aufgegriffen, das angesichts des Terroraktes in Paris auf Charlie Hebdo oder des Bombenanschlags in Boston brandaktuell ist. Weiterlesen ...

Keine Angst vor Berlin

Der französische Soziologe Francesco Masci ist enttäuscht von Berlin. Warum? Wir wissen es nicht. Wurde er zu oft vor dem Berghain von eisig-wortlosen Türstehern abgewiesen? Hat er hier eine Arbeit nicht vollenden können? Oder hat er einfach nicht den Berlinmythos gefunden, den er gesucht hat? Auf jeden Fall klingt sein kleines Buch Die Ordnung herrscht in Berlin wie ein Desillusionsroman. Seine zentrale These lautet: Berlin ist eine postpolitische Stadt, in der das Regime der totalen Kultur herrscht. Historische Kulissen werden, bedeutungsentleert, hin und hergeschoben, die Stadt ist eine hedonistische Spielwiese für digitale Flaneure und Bierflaschenpassanten, aber kein Ort substanzieller Prozesse. Und unter dieser glamourösen Oberfläche waltet eine eisige, höchst effiziente Machtverwaltung, die Demokratie ist nur noch fauler Budenzauber. Weiterlesen ...