Germany‘s Next Topmodel: Kein Verstoß, aber Anlass für gesellschaftliche Debatte

Das Format Germany‘s Next Topmodel (GNTM) steht seit der ersten Sendung am 25. Januar 2006 in der Kritik.
Der von Heidi Klum moderierten Modelshow wird immer wieder vorgeworfen, dass sie jungen Mädchen ein übersteigertes Schlankheitsideal vermittele und so Essstörungen befördern könnte. Aufgrund entsprechender Zuschauerbeschwerden stand die Sendung auch wiederholt im Fokus der Medienaufsicht. Ein Verstoß gegen die Jugendschutzbestimmungen wurde seitens der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) indes in keiner der bisher ausgestrahlten Staffeln festgestellt.

GNTM „zeigt einen Ausschnitt aus der harten Welt des Model-Berufs, dessen Bedingungen sicher generell kritisch diskutiert werden können“, wird Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring, ehemaliger  KJM-Vorsitzender, in einer Pressemitteilung der KJM von 2006 zitiert. Insofern stelle die Sendung das Abbild einer Berufsrealität dar, die zwar kritisch zu sehen ist, aber deren Darstellung in den Medien nicht als Entwicklungsbeeinträchtigung oder Gefährdung von Jugendlichen bewertet werden könne.

Eine weitere Prüfung der Sendung erfolgte in 2015 – die Kritik war durch eine umstrittene Studie des dem Bayerischen Rundfunk unterstehenden Internationalen Zentralinstitut für Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) befeuert worden. Wieder wird ein Jugendschutz-Verstoß verneint. GNTM zeige zwar eine Berufsrealität mit einem kritikwürdigen Schlankheitsideal, die „mediale Darstellung dieser in der Modewelt vorhandenen Anforderungen sei jedoch nicht als entwicklungsbeeinträchtigend oder gefährdend für Kinder und Jugendliche zu bewerten“(KJM-Pressemitteilung 17/2015).

Nun hat sich die KJM erneut mit der Sendung befasst, die inzwischen in der 13. Staffel läuft. Wieder wird eine beeinträchtigende Wirkung auf Kinder und Jugendliche verneint, die Sendung biete „ausreichend Möglichkeiten zur Distanzierung und Relativierung“ (KJM-Pressemitteilung 3/2018). Unbedenklich seien die vermittelten Rollenbilder und Schönheitsideale allerdings nicht. Vielmehr betont der KJM-Vorsitzende Dr. Wolfgang Kreißig die Bedeutung einer gesellschaftspolitischen Auseinandersetzung mit Themen wie Schönheitsideale oder Sexismus und deren Wirkung auf Heranwachsende. „Solche Debatten sind wichtig, weil sie der jungen Zielgruppe Anlässe und Anhaltspunkte bieten, das Gezeigte individuell einzuordnen“, so Kreißig.

Über Claudia Mikat

Claudia Mikat ist seit 2019 Geschäftsführerin der FSF. Sie studierte Erziehungswissenschaften/Freizeit- und Medienpädagogik an der Universität Göttingen. Danach arbeitete sie als freiberufliche Medienpädagogin, als Dozentin und in der Erwachsenenbildung. Von 1994 bis 2001 leitete sie die Geschäftsstelle der FSF und wechselte dann in die Programmprüfung, die sie bis 2015 verantwortete.