Neu: tv diskurs 4/2016 Terror. Mediale Aufmerksamkeit als Motiv

In wenigen Tagen erscheint das neue Heft der tv diskurs – Verantwortung in audiovisuellen Medien. Hier gibt es schon einmal eine kleine Vorschau und auf tvdiskurs.de finden Sie nach Erscheinen der Ausgabe 4/2016 (Heft 78) die einzelnen Artikel zum Download sowie weitere Themen, da hier nur ein Auszug des Inhaltsverzeichnisses abgebildet ist.

tv diskurs 78, COVER Terror - Mediale Aufmerksamkeit als Motiv © FSF
Mediale Aufmerksamkeit als Motiv © FSF

Die Opfer sind meist unschuldige Menschen, die der Terroranschlag völlig unvermittelt und ohne irgendeine persönliche Beziehung zu den Tätern trifft. Was genau das Ziel des Terrors ist, lässt sich positiv kaum definieren. Terror ist destruktiv, er entsteht aus Hass, Selbstüberschätzung, Intoleranz oder der Unfähigkeit, das eigene Leben sinnvoll zu gestalten. Selbstmordattentäter wollen durch die Tat zum Helden werden, der in seiner Einbildung für eine große Sache – nämlich den einzig wahren Gott – zum Märtyrer wird. Die Opfer von Attentaten dienen den Terroristen nur als Mittel zum Zweck. Die Angst und die Zerstörung der Normalität durch die Botschaft, dass jeder morgen zum Opfer werden kann, ist das eigentliche Ziel derjenigen, die hinter dem Terror stecken. Dafür müssen sie Menschen finden und für ihre Zwecke funktionalisieren, die wahrscheinlich vorher schon suizidale Absichten hatten. Der Selbstmordattentäter wird posthum zu einer kriminellen Berühmtheit – je mehr Menschen getötet wurden, umso besser.

Die Reaktionen der Medien und auch der Öffentlichkeit auf solche Taten folgen reflexartig. Grausamkeit und Unmenschlichkeit werden auf „das Schärfste“ verurteilt, Fassungslosigkeit wird deutlich. Politiker bis hin zum amerikanischen Präsidenten nehmen zu der Tat einer Person Stellung, die vorher niemand wahrgenommen hat.

Kein Zweifel: Eine möglichst hohe mediale Aufmerksamkeit ist eines der Hauptmotive der Täter – und auch derer, die sie in den Tod schicken. Je grausamer die Tat ist, je mehr Menschen getötet wurden, umso sicherer wird genau dieses Ziel erreicht. Sondersendungen unterbrechen in solchen Tatsituationen das laufende Programm, obwohl es noch keine Informationen gibt, über die berichtet werden könnte.

Die Medien befinden sich in einem Dilemma: Einerseits müssen sie ihre Aufgabe erfüllen und die Rezipienten optimal informieren. Gleichzeitig sind sie aber andererseits Teil des mörderischen Plans der Täter. Wie also sollen sie sich verhalten? Sind selbst auferlegte oder vorgeschriebene Restriktionen etwa im Hinblick auf die Hintergrundberichte über das Täterumfeld oder die Nennung des Namens sinnvoll? Ist es überhaupt durch setzbar, wenn in sozialen Netzwerken ohnehin darüber berichtet wird? Senden die Medien mit ihrer Art der Berichterstattung nicht auch eine Botschaft an potenziell neue Täter? Könnte man durch eine Veränderung der Botschaft möglicherweise langfristig Taten verhindern? tv diskurs hat nachgefragt.

INHALT

EDITORIAL

INTERNATIONAL
Geflüchtete Jugendliche und das Medium Film
Tagung reflektiert Hilfs- und Integrationsangebote in der Filmvermittlung
Jens Dehn

Mediale Geschichtsvermittlung 
Alexander Grau

PÄDAGOGIK
„Dass ein Algorithmus sich nicht verrechnet, heißt nicht, dass er immer recht hat!“
Gespräch mit Katharina Zweig

Big Data als Herausforderung für die Medienpädagogik
Niels Brüggen

TITEL
„So wenig berichten wie möglich!“
Über den Umgang mit Terroranschlägen und Amokläufen
Gespräch mit Georg Pieper

Von Messerattacken, Schießereien und Axtangriffen 
Terror und Amok in den deutschen Nachrichtenmedien
Werner C. Barg

Zwischen den Fronten 
Terroristen funktionalisieren den Informationsauftrag der Medien
Gespräch mit Stephan Weichert

Amokläufer und Terroristen 
Die Rolle der Medien
Britta Bannenberg

„Propaganda bedarf der Einordnung“ 
Gespräch mit Yassin Musharbash

Vom Selbst- zum Massenmord 
Terroristische Propaganda und die Verantwortung der Medien
Alexander Ritzmann

Extremistische Propaganda im Netz 
Und wie Counter Narrative dem entgegentreten wollen
Lena Frischlich

PANORAMA

WISSENSCHAFT

DISKURS
Von FKK-Heften bis Rechtsradikalismus im Internet 
Die langjährige Vorsitzende der BPjM zieht Bilanz
Gespräch mit Elke Monssen-Engberding

Neue Blickwinkel auf den deutschen Film
Sonja Hartl

Jeder spricht für sich allein
Über die unterschätzte Kunstform der Synchronisation
Tilmann P. Gangloff

Die Stimme der anderen
„Die Romantik ist verschwunden“
Gespräch mit Benjamin Völz

Die Gesichter hinter den Stimmen
Tilmann P. Gangloff

„Jugendschutz ist kein Elternschutz!“
Gespräch mit Benedikt Hommann

LITERATUR*

RECHT

SERVICE
Ins Netz gegangen 
Planet Schule Schulfernsehen multimedial: www.planet-schule.de
Olaf Selg

Filmquiz
Die Auflösung unseres Rätsels und ein paar Hintergrundinformationen zum Film finden Sie am 10. November unter: blog.fsf.de/category/filmquiz

WEBKLUSIV AUF TVDISKURS.DE
Jugendbehörden verweigern die Umsetzung des neuen JMStV
Die Übernahme von FSF- Bewertungen wird weiterhin blockiert
Joachim von Gottberg

„Nur mal schnell die Welt retten“
Die Faszination „Superhelden“ wird 80 Jahre alt
Ina Rosenthal

Zurück in die Zukunft
Ein Physiker hält viele der technischen Wunder aus der Star Trek-Saga für prinzipiell realisierbar
Tilmann P. Gangloff

 

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Über tv diskurs

Die Fachzeitschrift tv diskurs – Verantwortung in audiovisuelle Medien informiert wissenschaftlich, pointiert und verständlich über aktuelle Entwicklungen im Bereich des Jugendschutzes, der Medienforschung und der Medienpädagogik. Sie erscheint viermal im Jahr und bietet ein Forum für unterschiedliche Positionen. Es werden nicht nur aktuelle Entwicklungen im Medien- und Jugendschutzbereich aufgegriffen, sondern auch grundlegende, philosophische Fragestellungen diskutiert.